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Macht künstliche Intelligenz uns bald überflüssig, Professor Reinhold?

Was kann KI schon heute - und wo liegen ihre Grenzen? In einer öffentlichen Vorlesung will Olaf Reinhold in Riesa darüber sprechen.

Von Stefan Lehmann
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Prof. Dr. Olaf Reinhold ist an der BA Riesa Dozent für Wirtschaftsinformatik und E-Commerce.
Prof. Dr. Olaf Reinhold ist an der BA Riesa Dozent für Wirtschaftsinformatik und E-Commerce. © Sebastian Schultz

Riesa. Künstliche Intelligenz (KI) ist spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT in aller Munde. Die Technologie birgt Vorteile, aber auch Gefahren - und es ist dringend geboten, sich damit zu befassen, sagt Olaf Reinhold. Er ist Dozent für E-Commerce und Wirtschaftsinformatik an der BA Riesa. Am Donnerstag, 19. September, hält er in der Stadtbibliothek Riesa ab 17 Uhr eine Ringvorlesung zum Thema.

Herr Reinhold, wann haben Sie selbst zuletzt mit künstlicher Intelligenz gearbeitet?

Gestern, um mir noch mal Ideen zu holen, wie ich eine Konferenz auf Linked-In beschreiben könnte. Die ging interessanterweise auch im Wesentlichen um das Thema KI. Ich bin ja selbst Wirtschaftsinformatiker, habe der KI deshalb meinen eher technischen Textentwurf gegeben und nach einer guten Variante für Themeneinsteiger gefragt. Als Ideengeber ist das schon sehr hilfreich.

Wie kam denn die Idee, darüber in der Ringvorlesung zu sprechen?

Persönlich finde ich es motivierend, auch außerhalb des Lehrkontexts mit Menschen zu einem wissenschaftlichen Thema zu diskutieren: Was ist das, wovon jetzt alle reden? Was ist und kann KI? Und warum muss man manchmal auch skeptisch sein bei den Ergebnissen? Nur so kann sich in der Gesellschaft ein sinnvoller Umgang mit KI entwickeln.

Inwieweit spielt KI denn schon an der BA Riesa eine Rolle?

Es ist fortlaufend in der Diskussion. Ich versuche zum Beispiel, in jeder Vorlesung einen kleinen Teil KI einzubauen. Etwa in der Wirtschaftsinformatik: Was ist die Technologie dahinter? Welche Methoden und Modelle gibt es? Oder im Onlinemarketing: Kann man KI nutzen um Produktbeschreibungen zu generieren? Es gibt ganz spannende Anwendungsfelder und wir versuchen, den Blick dafür zu schärfen. Wir müssen ja davon ausgehen, dass das Feld in den nächsten Jahren massiv wächst.

Mancher Lehrer oder Dozent dürfte KI dabei eher kritisch sehen. Es wäre doch sicher ein tolles Werkzeug, um sich die Arbeit in Schule oder Studium zu erleichtern, oder?

Das Thema "KI in der Lehre" wird breit diskutiert. Es gibt da zwei Richtungen: Man könnte sagen, wenn der Schüler quasi schummelt, weil er KI benutzt, dann gibt es eine schlechte Note. Man könnte die KI aber auch als "Befähiger" begreifen. Der Schüler kann zum Beispiel mit KI eine sehr breite Wissensbasis sehr einfach nutzen - er braucht dann aber die Fähigkeit, zu erkennen, welche Qualität die Ergebnisse haben und wie er diese mit seinen Fähigkeiten und Wissen weiter ausbauen kann um noch bessere Ergebnisse zu liefern. Ich persönlich tendiere zum zweiten.

Erkennt man denn an den Ergebnissen immer, wo KI genutzt wurde?

Es ist äußerst schwierig. Nicht einmal die Anbieter können bei jedem Text sagen, ob er von einer KI stammt. Momentan kann KI noch nicht besonders gut zitieren, aber das ändert sich auch noch.

Sie hatten schon gesagt, man sollte kritisch auf die Ergebnisse schauen. Gerade bei Kindern stelle ich mir das schwierig vor. Besteht nicht das Risiko, dass sie KI-Antworten kritiklos hinnehmen?

Spannende Frage! Ich habe selbst in Kind Im Grundschulalter. Ich sehe es ähnlich wie mit sozialen Medien. Auf der anderen Seite ist es ein einfacher Zugang zu Informationen, dieser birgt aber auch viele Gefahren. Da wird in den Schulen bereits einiges gemacht um Kindern frühzeitig einen sinnvollen aufzuzeigen und einen kritischen Umgang zu ermöglichen. Ähnliches brauchen wir auch mit KI.

Welche Rolle spielt denn KI gerade in der Wirtschaft?

Große Unternehmen beschäftigten sich alle damit und suchen nach nutzenstiftenden Anwendungsfällen in allen Bereichen. Aber je kleiner die Unternehmen werden, desto weiter weg ist das Thema noch. Das sehe ich als Gefahr, in anderen Ländern der Welt ist das teilweise anders.

KI kann auch gegen Fachkräftemangel helfen. Müssen wir uns Sorgen um unsere Jobs machen?

Das ist eins der ersten Themen, das meist in Diskussionen aufkommt. Handarbeit wird damit eher nicht reduziert. Vor allem repetitive Tätigkeiten zur Dokumentation oder zur Anwendung von Wissen nach klaren Regeln können weniger werden. Aber es erwachsen dann neue Aufgaben, welche die Stärken von Menschen gegenüber der KI nutzen. Das kann etwa sein, Ergebnisse der KI zu bewerten oder schwierige Fälle im Detail zu untersuchen KI hat aktuell ein höheres Potential uns zu unterstützen, als uns überflüssig zu machen.

Wo sehen Sie denn Risiken oder Gefahren von KI?

Viele rechtliche, ethische und gesellschaftliche Fragen von Informationstechnologie allgemein betreffen auch KI. Das reicht von voreingenommenen KI, über das Urheberrecht bis hin zum Datenschutz. Es gibt ja auch Fälle, bei denen die KI nicht zur Anwendung kommen sollte. Eine breite Diskussion über das Thema und die notwendigen Grenzen ist deshalb wichtig. Aber wir müssen erstmal in die Lage kommen, das diskutieren zu können. Deshalb bin ich auch gespannt auf den Vortrag, denn da will ich einige Beispiele auch mit dem Publikum diskutieren.