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Zukunftspreis: Jahnishausen fordert Sörnewitz heraus

Jahnishausen will einen landesweiten Zukunftspreis gewinnen. Vorher muss sich der Riesaer Ortsteil gegen Sörnewitz behaupten.

Von Jörg Richter
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Jahnishausen bewirbt sich um Titel "Unser Dorf hat Zukunft". Eine Jury mit Mitarbeitern des Landratsamtes war vor Ort und ließ sich auch durch den Schlosspark führen.
Jahnishausen bewirbt sich um Titel "Unser Dorf hat Zukunft". Eine Jury mit Mitarbeitern des Landratsamtes war vor Ort und ließ sich auch durch den Schlosspark führen. © Jörg Richter

Jahnishausen. Vor 20 Jahren wurden die damals neuen Bewohner des Schlosses Jahnishausen von den Einheimischen nur "die Sekte" genannt. Das ist lange her. "Es hat zwei, drei Jahre gedauert, bis alle Vorurteile ausgeräumt werden konnten", erinnert sich Jürgen Hauer. Er ist selbst Teil der Gemeinschaft "Lebenstraum", in der rund 60 Menschen jeden Alters ökologisch und solidarisch in dem ehemaligen Rittergut zusammen leben. Das rief anfangs Skepsis hervor.

Mittlerweile sind die Schlossbewohner von den alteingesessenen Dorfbewohnern akzeptiert und geachtet. Hauer ist Mitglied im Ortschaftsrat, in dem sich auch Petra Kessinger engagiert. Sie sagt: "Ohne euch wäre das Schloss schon längst verfallen." - Und das Leben im Dorf wohl auch um einiges ärmer. Die alljährlichen Parkfeste, die 2014 wiederbelebt wurden, haben die Dorfgemeinschaft zusammengeschweißt.

Auch Gostewitz und Böhlen im Boot

Nun wollen die Jahnishausener auch nach außen zeigen, wie schön und lebenswert ihr Dorf ist. Sie nehmen am landesweiten Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" teil. Jetzt war eine Jury aus Mitarbeitern des Landratsamtes Meißen vor Ort, um den idyllisch gelegenen Ort am Rande von Riesa in vier Kategorien zu bewerten. Dabei legen die Juroren Augenmerk auf Entwicklungskonzepte, Bau- und Grünflächengestaltung, soziale und kulturelle Aktivitäten sowie den Gesamteindruck.

Die Jahnishausener treten nicht alleine an, sondern verweisen auch auf ihre historischen Verbindungen zu den Nachbarorten Gostewitz und Böhlen, mit denen sie vor der Eingemeindung nach Riesa (1994) noch eine selbstständige Gemeinde bildeten. Dieser Zusammenhalt ist bis heute geblieben.

Peter Griepentrog zeigt den Juroren des Landratsamtes Meißen die Tafel an der Via Regia bei Gostewitz.
Peter Griepentrog zeigt den Juroren des Landratsamtes Meißen die Tafel an der Via Regia bei Gostewitz. © Jörg Richter

Am meisten wuchern können die Jahnishausener mit dem Schloss, das der sächsische Kronprinz und spätere König von Sachsen Johann I. vor genau 200 Jahren erwarb, um sich hier mit Dichtern und Denkern zu umgeben. Sachsens geistreicher König beschäftige sich neben seiner Regierungsarbeit mit Literatur und soll unter anderem in Jahnishausen Dantes "Göttliche Komödie" übersetzt haben.

Der Schlosspark ist nicht nur ein schönes Kleinod, zu dem auch die Riesaer mit dem Fahrrad aufs Land fahren, um die Seele baumeln zu lassen. "Er ist der einzige historische Park in Riesa", sagt Peter Griepentrog vom Verein Accademia Dantesca Jahnishausen. Der Riesaer Stadtpark sei deutlich jünger. Außerdem steht hier ein mehr als 200 Jahre alter Ginkgobaum, der 1809 angepflanzt wurde. Es ist Deutschlands Nationalerbebaum Nr. 2.

Sieger erhält 2.500 Euro

Auch mit der Zusammenarbeit mit dem Wohnkulturgut in Gostewitz wollen die Jahnishausener punkten. Dort und im Schloss Jahnishausen findet einmal im Jahr die Riesaer Sommerakademie statt, wo Maler, Grafiker, Bildhauer und Musiker ihr Wissen an die Teilnehmer weitergeben. Zudem verläuft die Via Regia, die älteste und längste Straße zwischen Ost- und Westeuropa, durch Gostewitz.

Wie viele Punkte die Juroren an Jahnishausen vergeben haben, konnte das Landratsamt Meißen am Freitag nicht sagen. Erst muss die Jury noch am 4. September Sörnewitz besuchen, das ebenfalls am Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" teilnimmt. In diesem Jahr hatten sich im Landkreis Meißen nur diese beiden Dörfer beworben. Wer sich im Vorausscheid auf Kreisebene durchsetzt, qualifiziert sich nicht nur für das Landesfinale, sondern erhält zudem eine Siegerprämie von 2.500 Euro. Der Zweite kann sich immerhin über 1.000 Euro freuen.

Alle zwei bis drei Jahre wird der Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" ausgelobt. Beim letzten Mal gewann Wülknitz den Kreis-Vorausscheid. Im Landesvergleich kamen die Wülknitzer auf einen ausgezeichneten zweiten Platz und mussten lediglich Rammenau den Vortritt lassen, das vor allem durch sein Schloss und die darin sehr aktive Kulturszene überzeugt hatte.