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Azubis in Riesa: Die Werte von Generation Z haben sich verschoben

Für Constantin Schröber war eine Ausbildung bei Neways in Riesa die richtige Wahl. Doch den richtigen Azubi zu finden, ist schwieriger geworden. Schlechte Noten und andere Werte erschweren die Suche.

Von Natalie Stolle
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Elf Jahre ist Thomas Birkner (links) jetzt schon bei Neways tätig, zweieinhalb davon als Ausbildungsleiter. Constantin Schröber (rechts) dagegen ist als Azubi erst seit Kurzem Teil der Firma.
Elf Jahre ist Thomas Birkner (links) jetzt schon bei Neways tätig, zweieinhalb davon als Ausbildungsleiter. Constantin Schröber (rechts) dagegen ist als Azubi erst seit Kurzem Teil der Firma. © Sebastian Schultz

Riesa. Immer, wenn er nach Riesa fuhr, kam er automatisch auch an dem grauen Gebäude vorbei. Der Anblick war für Constantin Schröber demnach schon ein gewohnter. 2022 wurde Neways schließlich zu seiner neuen Arbeitsstätte. Der aus Seerhausen stammende 21-Jährige entschied sich für eine Ausbildung zum Industriekaufmann, mittlerweile ist er im letzten Lehrjahr.

Neways, fest etabliert in Riesa, ist ein EMS-Anbieter, der international mit mehreren Standorten, unter anderem auch in den Niederlanden, agiert. Hergestellt werden elektronische Bauteile für die Automobil-, Industrie- oder Medizin- und Halbleiterindustrie. Im Unternehmen in Riesa können junge Menschen bei verschiedenen Ausbildungen und dualen Studiengängen Fuß fassen.

Dass gerade die neuen und jungen Arbeitskollegen wichtig sind, bestätigt Thomas Birkner. Er ist seit zweieinhalb Jahren Ausbildungsleiter, seit elf Jahren schon Teil von Neways. "Ich habe selbst mal mit einer Umschulung hier begonnen. Ich weiß, was es bedeutet, durch die Fertigung und andere Abteilungen durchzugehen", sagt Birkner. Das mache es für ihn leichter, die Auszubildenden mit den verschiedenen Arbeitsaufgaben zu verstehen.

Schulnoten der Absolventen sind abgesunken

Bei Neways können sich Interessierte zum Industriekaufmann, Industrieelektriker und Elektroniker ausbilden lassen. Die dualen Studiengänge wiederum reichen von Elektrotechnik über Industrial Engineering bis hin zu Wirtschaftsinformatik. In diesem Jahr sind fünf neue Azubis hinzugekommen. Doch Birkner ist aufgefallen: Die Anzahl der regionalen Bewerbungen ist zurückgegangen.

Dafür haben in den letzten Jahren die Bewerbungen von afrikanischen Bürgern deutlich zugenommen. Für Birkner sei es jedoch schwierig, die Schulabschlüsse dieser Bewerber zu verifizieren und generell zu erkennen, ob sie qualifiziert sind. Schon bei deutschen Bewerbern muss er in einem Bewerbungsgespräch herausfinden, ob derjenige gut in das Team passen könnte. Neways will vor allem für das eigene Unternehmen ausbilden und übernimmt bei entsprechenden Leistungen auch die meisten Azubis.

Die Ansprüche der Azubis haben sich aber aus seiner Sicht auch verändert. "Man merkt schon, die Werte der Generation Z haben sich verschoben", so Birkner. "Sie schauen genauer hin, wollen gut betreut werden und sich mehr absichern." Jedoch ist ihm aufgefallen, dass die Schulnoten abgesunken sind. Er selbst mutmaßt, dass das an dem Unterrichtsausfall vielerorts liegen könnte. Für die Ausbildung und eine erste Einschätzung des Kandidaten sind die Noten aber wichtig, betont Birkner.

Haltung zur Ausbildung hat sich verschlechtert

Je nachdem, welche Ausbildung es sein soll, sind Kenntnisse in Mathematik, Physik oder Englisch unerlässlich. Aber genauso wichtig ist Birkner auch der Wille und die Fähigkeit, den Mund aufzumachen, wenn es ein Problem gibt. Momentan könnten sie gerade im Elektro-Bereich noch mehr Azubis gebrauchen.

Um den Austausch der Azubis untereinander und im gesamten Konzern zu fördern, wird regelmäßig ein Kennenlern-Camp veranstaltet. Dort könnten sich Mitarbeiter von verschiedenen Standorten austauschen. Ein Angebot, das sehr positiv von allen Beteiligten aufgenommen wird, so Birkner.

Für Constantin sind während seiner Ausbildung die Unterstützung und Teamwork besonders wichtig gewesen. In jede Abteilung mal reinzuschnuppern, die Möglichkeit, in der Region zu arbeiten, und die internationale Größe des Unternehmens waren für ihn entscheidende Punkte bei seiner Wahl.

Er ist zwar noch bis nächstes Jahr Azubi, möchte danach aber definitiv bei Neways bleiben. Am liebsten will er sich noch zum Landwirt weiterbilden lassen. Die Haltung zur Ausbildung, die sich seiner Meinung nach eher verschlechtert hat, kann er nicht nachvollziehen. "Man hört ja, viele wollen studieren", sagt Constantin. "Wobei man mit einer Ausbildung auch nichts verkehrt macht. Im Nachhinein kann man ja immer noch was anderes machen."

  • Neways Electronics Riesa öffnet zum Tag der offenen Wirtschaft am 18. September von 14 bis 17 Uhr seineTüren für alle Interessierten. Wer mehr über Ausbildung oder Produktion vor Ort erfahren möchte, kann sich unter [email protected] oder per Telefon 03525 6006610 für Führungen anmelden - oder aber über diesen Link.