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Wie ticken eigentlich Sachsens Senioren?

Sie wollen sich einbringen und aktiv sein, manche suchen auch sozialen Kontakt. Eine Befragung zeigt, was die Generation 60 plus in Sachsen umtreibt.

Von Thilo Alexe
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Sachsens Senioren zählen sich nicht zum alten Eisen. Sie wollen arbeiten, an der Gesellschaft teilhaben.
Sachsens Senioren zählen sich nicht zum alten Eisen. Sie wollen arbeiten, an der Gesellschaft teilhaben. © Symbolfoto: dpa

Sachsens Senioren zählen sich nicht zum alten Eisen. Sie wollen arbeiten, an der Gesellschaft teilhaben. Manche treibt die Sorge um, dass die Rente nicht reicht. Sachsens Sozialministerium hat das Institut Rauh Research Management mit einer Befragung beauftragt. 2.430 Sächsinnen und Sachsen ab 60 Jahren schildern darin, wie es ihnen geht.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse.

Gute Nachricht: Mehrheit zeigt sich zufrieden

Ungeachtet aller Schwierigkeiten: Eine sehr eindeutige Mehrheit aller Befragten (mehr als 86 Prozent) gibt an, mit den persönlichen Lebensumständen eher oder sehr zufrieden zu sein. Diese Zufriedenheit zieht sich durch die Altersgruppen von 60 bis 100 Jahren. Auch mit Blick auf das Geschlecht und den Wohnort der Befragten ergeben sich dabei kaum nennenswerte Unterschiede. Das heißt: Ein Stadt-Land-Gefälle ist bei diesem Thema nicht erkennbar.

Gesundheit: Mehr Online-Sprechstunden gefragt

In der Gesundheitsvorsorge werden allerdings Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen deutlich. Generell geben zwar mehr als 88 Prozent der Befragten an, regelmäßig zu Vorsorgeterminen zu gehen. Allerdings sagen zwei Drittel der Teilnehmer aus Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern, sie würden häufiger solche Angebote annehmen, wenn es für sie einfacher wäre.

Jeder Zweite aus dieser Gruppe nennt den Wunsch nach Online- und Telefonsprechstunden. Mehrfach äußern Teilnehmer Sorgen und Unmut – etwa über Fachärztemangel, lange Wartezeiten und die für sie schlechte Erreichbarkeit von Arztpraxen.

Pflege: Großer Wunsch, lange zu Hause zu wohnen

Die große Mehrheit der Studienteilnehmer hat keinen Pflegegrad. Nahezu alle Befragten wollen so lange wie möglich zu Hause wohnen und dabei auch technische Hilfsmittel wie etwa einen Treppenlift in Anspruch nehmen. Dies gilt für Alleinlebende sowie für diejenigen, die mit einer weiteren Person im Haushalt wohnen. Mehr als 88 Prozent sind der Auffassung, dass pflegende Angehörige durch ehrenamtliche Nachbarschaftshelfer entlastet werden sollen.

Die Kenntnis über Beratungsangebote ist unterschiedlich ausgeprägt. Jeder Vierte der Über-85-Jährigen weiß nicht, wo er sich zum Thema Pflege beraten lassen kann. In den offenen Antworten kommt die Sorge zum Ausdruck, dass Pflegekosten mit Durchschnittsrenten nicht bezahlbar sind. Einer Mehrheit fehlen Alternativen zu Pflegeheimen, wie etwa betreute Wohnformen.

Familie und Freunde: Jeder Fünfte fühlt sich einsam

Die Studienteilnehmer wurden auch nach ihren sozialen Kontakten befragt. Jeder Fünfte gab an, sich mehrfach im Monat einsam zu fühlen. Bei den Teilnehmern im Alter von über 80 Jahren waren es sogar 30 Prozent. Gut ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten bei mindestens drei Nachbarn um Hilfe bitten kann.

Dennoch: Mehr als zwei Drittel der sächsischen Seniorinnen und Senioren fänden es gut, wenn es einen „sozialen Kümmerer“ in der Nachbarschaft gäbe – also jemanden, der bei Problemen ansprechbar ist. Und: Mehr als 40 Prozent der Befragten würden sich gerne als Helfer in der Nachbarschaft einbringen, wenn sie wüssten wie. In der Befragung wird auf niederschwellige Angebote wie Nachbarschafts- und Alltagshelfer verwiesen – und auf entsprechende Ausbildungskurse.

Politik: Senioren fühlen sich nicht gut vertreten

Nur ein Drittel der Befragten ist der Meinung, dass die Interessen Älterer in Politik und Gesellschaft gut berücksichtigt werden. Zudem wünscht sich die Mehrheit eine strukturelle Verankerung der Seniorenpolitik vor Ort sowie bessere finanzielle Möglichkeiten für Seniorenangebote.

Die Studienautoren verweisen auf die Möglichkeit einer Rahmengesetzgebung, die Seniorenpolitik wie Kinder- und Jugendhilfe zur Pflichtaufgabe der Kommunen machen könnte. Generell gilt: Senioren äußern den Wunsch nach Teilhabe und wollen sich – Stichworte lebenslanges Lernen und Ehrenamt – auch gerne einbringen. Der sächsische Seniorenbeauftragte Thomas Früh betont: „Es gilt weiterhin, den Zusammenhalt der Gesellschaft und der Generationen zu stärken.“