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Reisetipp Südschweden: Wo der Elch die Jurte streift

Im südschwedischen Nationalpark Söderåsen lässt es sich komfortabel campen. Ein Selbstversuch mitten in der Natur, die überraschend viel zu bieten hat.

Von Kathrin Krüger
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Gleich wird das Abendessen serviert: So sieht Luxus
im schwedischen
Nationalpark
Söderåsen aus.
Gleich wird das Abendessen serviert: So sieht Luxus im schwedischen Nationalpark Söderåsen aus. © Nyrups Naturhotell

Der Himmel ist schwarz, nur einige Sterne schauen durch das Fenster in die Jurte. Es ist so still, dass ich jedes Rascheln höre. Als es irgendwo knackt, bilde ich mir ein, dass gleich ein Elch meine Behausung unterm grünen Blätterdach streift. Ich kuschle mich noch tiefer in meine Decke. Meine Jurte steht mitten in der Einsamkeit, die anderen sind etliche Meter entfernt. Wir nächtigen in Nyrups Naturhotell im südschwedischen Nationalpark Söderåsen in der Region Skane.

Inhaberin Camilla Jönsson hatte uns an einer Schranke mitten im Wald erwartet. Mit dem Auto waren wir weniger als eine Stunde von der Hauptstadt Malmö aus unterwegs. „Achten Sie darauf, nicht GPS oder Google Maps zu folgen, sonst werden Sie sich unweigerlich verlaufen“, heißt es auf der Homepage des Hotels. Die Koordinaten bekamen wir bei der Anmeldung zugeschickt. Das Auto muss an der Schranke stehenbleiben, den letzten Kilometer geht es zu Fuß ans Ziel. Beneidenswert, wer einen Rucksack statt Koffer hat.

Sechs geräumige Jurten stehen da im Grünen, in der Mitte eine große Versorgungshütte. Das Naturhotel wirbt mit dem Begriff Glamping, was so viel wie komfortables Campen bedeutet. Nun ja, Strom und Handyempfang gibt es hier schon mal nicht. Aber für eine Nacht können wir das verschmerzen. Wir wollen ja in der Natur abschalten. Und ansonsten fehlt es augenscheinlich an nichts. Jede Jurte verfügt über ein Bett, Waschtischchen, eine nostalgische Petroleumlampe und sogar ein Heizgerät, das mit Biodiesel betrieben wird.

Wer hat jemals mitten im Wald geduscht?

Camilla hatte uns alles ausführlich erklärt. Danach war sie verschwunden. Mir kommt der Gedanke an Hänsel und Gretel. Werden wir hier im Wald überleben?, frage ich mich – und muss gleich schmunzeln. Die Verpflegungshütte ist ein wahres Knusperhäuschen. Wir finden ausreichend frische Zutaten für das Abendmahl, das wir uns auf einem heißen Stein über offenem Feuer zubereiten. Eine Art Eierkuchen mit viel Gemüse und frischen Pfifferlingen, die eben noch im Wald standen. Anschließend soll es noch einen leckeren Nachtisch geben – nach schwedischem Rezept mit Sahne, Obst, zerbröseltem Keks und Karamellsoße. Die Anleitung liegt für uns sogar auf Deutsch bereit.

Nyrups Naturhotel liegt mitten im Wald
und ist auch bei Google Maps nicht zu finden. Die Koordinaten gibt’s bei Anmeldung.
Nyrups Naturhotel liegt mitten im Wald und ist auch bei Google Maps nicht zu finden. Die Koordinaten gibt’s bei Anmeldung. © Kathrin Krüger
So komfortabel nächtigt man in einer Jurte: Es gibt Bettwäsche und Heizgerät.
So komfortabel nächtigt man in einer Jurte: Es gibt Bettwäsche und Heizgerät. © Kathrin Krüger
Die Sauna liegt in einem eigenen Haus. Bei Kerzenschein blickt man in den Wald hinein.
Die Sauna liegt in einem eigenen Haus. Bei Kerzenschein blickt man in den Wald hinein. © Nyrups Naturhotell

Während die einen schnippeln und rühren und brutzeln, sogar eine Flasche Wein hervorzaubern und sie auf den festlich gedeckten Tisch stellen, begeben sich die anderen in die Waldsauna. Stopp – vor dem Schwitzen wird noch ein zünftiger nordischer Waschgang zelebriert. Wie das geht, hatte uns Camilla ebenfalls erklärt und das Wasser in einer Holzhütte mit Waschkabinen erhitzt. Wir seifen uns ein, treten vor die Tür und gießen uns das warme Wasser über die nackte Haut. Herrlich! Wer von uns hat jemals mitten im Wald geduscht? Niemand, wie sich herausstellt. Dann geht es ins Badehaus zum gemeinsamen Schwitzen. Durch ein großes Fenster schauen wir hinein in den Wald, über den sich die Dämmerung legt. Kerzen verbreiten eine romantische Stimmung.

Hoffentlich findet Google Maps diesen Ort nicht

„Wer zu uns kommt, will abschalten und loslassen“, hatte uns Camilla gesagt. Recht hat sie. Aber was ist, wenn man nachts mal raus muss? Mit der Lampe in der Hand suche ich den Weg zur Komposttoilette. Hoppla, ich stolpere beinahe über eine Wurzel. Ich bin froh, als ich wieder in meinem Bett liege. Schnell ziehe ich mir wieder die Decke über die Ohren. Dann knackt es erneut irgendwo da draußen.

Als ich am nächsten Morgen die Nase in die frische Luft stecke, hat schon jemand das Feuer entfacht. Es dauert eine Weile, ehe das Wasser im Kessel kocht. Der Kaffee wird per Hand gemahlen. Aus den Eiern bereiten wir uns ein leckeres Omelett. Wir genießen das Frühstück, als wäre es der pure Luxus. Hoffentlich, denken wir, wird Google Maps diesen Ort so schnell nicht finden.

Wo man Fleisch nicht vermisst: der neue Genuss auf Schwedisch

Kulinarischer Genuss mit regionalen Zutaten:
In Röstanga wurde ein ehemaliger Bahnhof von Daniel Green und Anna Lannartsson zu einem gemütlichen Lokal mit hervorragender Küche umgestaltet. Tapas oder gegrilltes saisonales Gemüse, regionaler Fisch – auf delikate Weise zubereitet – und passender Wein dazu werden in einem einladenden Gastraum mit gotischen Fenstern und vielen alten Fotos serviert. Am Wochenende gibt es manchmal Kleinkunst.
Kulinarischer Genuss mit regionalen Zutaten: In Röstanga wurde ein ehemaliger Bahnhof von Daniel Green und Anna Lannartsson zu einem gemütlichen Lokal mit hervorragender Küche umgestaltet. Tapas oder gegrilltes saisonales Gemüse, regionaler Fisch – auf delikate Weise zubereitet – und passender Wein dazu werden in einem einladenden Gastraum mit gotischen Fenstern und vielen alten Fotos serviert. Am Wochenende gibt es manchmal Kleinkunst. © Kathrin Krüger
Wer bei Moa Källén (l.) in Vallåsens Värdshus in Vaxtorp speist, genießt die geschmackvolle Küche einer kreativen jungen Frau, die sich das Kochen selbst beigebracht hat. Fleisch gibt es hier selten, auch wenn es sich um ein ehemaliges Jagdhaus handelt. Stattdessen vom Wechsel der Jahreszeiten inspirierte individuelle Gemüsegerichte wie Zucchinifilet oder Hagebuttensuppe. Alles wird mit großer Liebe zu Farbe und Form angerichtet.
Wer bei Moa Källén (l.) in Vallåsens Värdshus in Vaxtorp speist, genießt die geschmackvolle Küche einer kreativen jungen Frau, die sich das Kochen selbst beigebracht hat. Fleisch gibt es hier selten, auch wenn es sich um ein ehemaliges Jagdhaus handelt. Stattdessen vom Wechsel der Jahreszeiten inspirierte individuelle Gemüsegerichte wie Zucchinifilet oder Hagebuttensuppe. Alles wird mit großer Liebe zu Farbe und Form angerichtet. © Kathrin Krüger
Ein Weinberg in Skandinavien? Zwei junge Franzosen – sie mit schwedischen Wurzeln – haben Thora Vingård auf der Halbinsel Bjäre bei Båstad gegründet – ein Weinberg mit Blick auf die Ostsee. Und Potenzial zur Erweiterung. Das milde Seeklima lässt Solaris- und Chardonnay-Trauben reifen. Die leichten Weißweine werden in Restaurants der Umgebung und nach Stockholm, Göteborg oder Malmö geliefert. Emma Berto und Romain Chichery laden ein.
Ein Weinberg in Skandinavien? Zwei junge Franzosen – sie mit schwedischen Wurzeln – haben Thora Vingård auf der Halbinsel Bjäre bei Båstad gegründet – ein Weinberg mit Blick auf die Ostsee. Und Potenzial zur Erweiterung. Das milde Seeklima lässt Solaris- und Chardonnay-Trauben reifen. Die leichten Weißweine werden in Restaurants der Umgebung und nach Stockholm, Göteborg oder Malmö geliefert. Emma Berto und Romain Chichery laden ein. © Kathrin Krüger

Zurück zur Natur

  • Anreise: Mit dem Flugzeug bis Kopenhagen, dann per Regionalzug bis Helsingborg und weiter am besten mit Mietwagen. Mit dem Nachtzug ab Berlin-Hauptbahnhof bis Helsingborg mit Umstieg in Malmö. Mit dem Auto über Dänemark bis Helsingør und weiter mit der Fähre bis Helsingborg.
  • Übernachten in der Jurte: zu buchen über Booking.com oder Diamir Reisen Dresden. Zwei Nächte mit Verpflegung und Sauna für 3.400 Kronen (285 Euro). Wandervorschläge inklusive.
  • Gruppenreiten im Nationalpark: Zwei Stunden kosten etwa 70 Euro. Die Verständigung läuft auf Englisch.
  • Sehenswertes Helsingborg: quirlige Hafenmetropole mit mittelalterlichem Festungsturm, eleganter Marina und dem neuen Kaiviertel Oceanhamnen. Hier laufen große Fährschiffe im Halbstundentakt ein und aus. Im Hotel Scandic Oceanhamnen scheinen sie fast durch die Fensterscheibe zu kommen. Der historische Hafenpier mit Blick auf den Öresund öffnet sich zu einer Fußgängerbrücke bis zum nahe gelegenen Bahnhof.
  • Die Recherche wurde unterstützt von Visit Sweden und Svenska Turistföreningen (STF).