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Reisetipp Dachstein: Dem Himmel ein Stück näher

Die Dachsteinregion in der Steiermark ist um mehrere Attraktionen reicher. Jetzt im Sommer bieten sich hier grandiose Ausblicke – Mutproben für Schwindelfreie inklusive.

Von Andreas Pfitzner
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Einhundert Meter mit Kribbeln im Bauch, aber ohne Risiko: Schritt für Schritt auf der Hängebrücke am Dachstein.
Einhundert Meter mit Kribbeln im Bauch, aber ohne Risiko: Schritt für Schritt auf der Hängebrücke am Dachstein. © Mathäus Gartner

Neun Monate war sie die wohl höchstgelegene Baustelle Österreichs. Inzwischen ist die Dachstein-Bergstation in der Steiermark um mehrere Attraktionen reicher. Eine Photovoltaik-Verkleidung sorgt dafür, dass bis zu 80 Prozent der benötigten Energie für die Station selbst erzeugt werden. Restaurant und Bar gehören ebenso zu den neuen Höhepunkten wie die „Himmelsleiter“: In 2.700 Metern Höhe führen zwölf Stufen steil nach oben auf ein gläsernes Podest. Grandios ist der Ausblick auf den höchsten Berg des Bundeslandes. Und der besteht aus einer Doppelspitze: 2.995 Meter misst der Hohe Dachstein, sein „kleinerer Bruder“, der Niedere Dachstein, ist 61 Meter kürzer.

Nach dem Verlassen der Gletscherbahn stehe ich auf der Skywalk, einer Aussichtsplattform. Unter mir eine 250 Meter senkrecht abfallende Felswand des Hunerkogels. Rundherum tolle Aussichten auf die Hohen Tauern, nach Slowenien und Tschechien. Dem prächtigen Wetter sei Dank. Die Stahlkonstruktion mit einem Gewicht von 40 Tonnen soll Windgeschwindigkeiten von bis zu 210 km/h trotzen und Platz für 150 Personen bieten.

Blick vom Restaurant zum Gipfel.
Blick vom Restaurant zum Gipfel. © Andreas Pfitzner

Ein paar Schritte entfernt von der Bergstation stecke ich erst mal bis zum Knie im Schnee. Im Juni und bei drei Grad ist das hier nichts Ungewöhnliches. Nach einigen Metern auf dem Wanderweg sehe ich sie schon: Aus 30.000 Einzelteilen und 63 Tonnen Stahl bestehend, ist sie für manchen eine kleine Mutprobe: die 100 Meter lange und einen Meter breite Hängebrücke. Unter meinen Füßen befinden sich 400 Meter Tiefe. Doch man muss ja nicht ständig nach unten sehen. Außerdem sorgen Stahlseile und ein 130 Zentimeter hohes Geländer für Sicherheit, selbst wenn es bis zu 250 km/h stürmen sollte.

Ein Gefühl, zu schweben

Am anderen Ende der Brücke steigt man ins Nichts. Genauer: auf die „Treppe ins Nichts“. 14 schmale Stufen führen mich hinab auf ein Glaspodest in schwindelerregender Höhe direkt in der Felswand. Die Treppe ist fünf Tonnen schwer, vier Personen haben Platz auf dem Podest. Ein Gefühl, zu schweben, aber dennoch Boden unter den Füßen zu haben.

Am Ende der Brücke lockt die „Treppe ins Nichts“.
Am Ende der Brücke lockt die „Treppe ins Nichts“. © Andreas Pfitzner

Wenige Meter weiter begebe ich mich auf die Pfade von Friedrich Simony, dem ersten Gletscher- und Eiszeitforscher Österreichs. Seine über fünf Jahrzehnte andauernden Beobachtungen des Hallstätter Gletschers sind von großer Bedeutung. Denn seine zeichnerische und fotografische Dokumentation erlaubt es, den Rückgang eines ostalpinen Gletschers zu verfolgen. Die 14 Stationen des 2007 entstandenen Eispalastes bieten zahlreiche Daten und Fakten zur Gletscherentwicklung. Es ist eine mystische Welt aus Eis und Schnee mit geschnitzten Figuren und Eissäulen.

Eisskulptur des Gletscherforschers Friedrich Simony.
Eisskulptur des Gletscherforschers Friedrich Simony. © Andreas Pfitzner

Den Schneespaziergang zur Seethalerhütte (acht Kilometer hin und zurück) lasse ich heute weg, sonst wird die Zeit für die reservierte Gondelfahrt ins Tal zu knapp. Die Online-Vorbestellung (vor allem auch für die Bergfahrt) ist sinnvoll, um längere Wartezeiten zu vermeiden, die hauptsächlich in der Feriensaison ein bis zwei Stunden betragen können.

Was ist Lode? Was ist Walke?

An der Talstation angekommen, weist ein Schild zur Südwandhütte. 40 Minuten für den Weg sind kein Problem, also los. Wie ein Adlerhorst klebt das aus groben Felssteinen gemauerte Berggasthaus unterhalb der Dachsteinwände. Kletterer erklimmen von hier aus die Gipfel des Massivs. Ihnen schaue ich nur zu und wandere wieder abwärts über die Glöslalm zur Brandalm und zurück in Richtung Ramsau. Knapp 15 absolvierte Kilometer genügen für heute.

„Wenn du die Sattelbergrunde laufen möchtest, musst du unbedingt die älteste Lodenwalke der Welt besuchen, die auf dem Weg liegt.“ Neugierig geworden und die Worte einer Mitarbeiterin des Tourismusverbandes noch im Ohr, bin ich am nächsten Tag unterwegs. Der Bus bringt mich zunächst nach Kulm, einem Ortsteil von Ramsau, den Ausgangspunkt der Tour. Idyllische Waldwege führen zu einer Getreidemühle. 1984 renoviert, ist sie die letzte von 64 Mühlen, die noch in Betrieb ist, wenn auch nur noch einmal wöchentlich.

Den Hinweisschildern zur Lodenwalke folgend, erreiche ich deren Standort mit den Fragen: Was ist Loden? Was ist Walke? Der Begriff Lodenmantel sagt mir etwas. Liege ich damit richtig?

23 Arbeitsschritte bis zum Endprodukt

Ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte, führt mich durch die Produktionsräume. Und er hat Antworten auf meine Fragen. Seit 1434 wird hier produziert, teilweise noch so wie damals. Loden sind grobe, widerstandsfähige Wollstoffe. Beim Walken werden die gewebten Wolltücher mit warmem Seifenwasser angefeuchtet und durchlaufen einen Stauchkanal. Durch Druck und Reibung verfilzt dabei die Wolle und verdichtet das Gewebe. 15 Tonnen Schurwolle werden jährlich verarbeitet. Die heimische Wolle ist aufgrund des rauen Klimas grob und kurzfaserig.

Sie trägt man nicht gern auf dem Körper, da sie als zu kratzig empfunden wird. In der Lodenwalke verwendet man Wolle aus Australien und Neuseeland. Bis zum Endprodukt sind es 23 Arbeitsschritte, die etwa drei bis vier Monate dauern. Es gibt einen Online-Versandhandel, und selbst Arnold Schwarzenegger hat sich hier schon bedient – wobei die Artikel aufgrund der aufwendigen Herstellung auch ihren Preis haben. Die gesamte Kollektion, bestehend aus Jacken, Mänteln, Hosen, Sakkos, Decken und anderen Accessoires wird außerdem in den Schneidereibetrieben der Steiermark entworfen & genäht.

Beeindruckt von meinem Rundgang folge ich dem Weg zur Sattelberghütte und weiter nach Kulm. Mit dem Wissen, dass die bekannte Wintersportregion auch in der warmen Jahreszeit Herausragendes zu bieten hat, verabschiede ich mich. Bis zum Wiedersehen!

Vergünstigungen mit der Sommercard

© FP-Grafik/Tilo Steiner
  • Anreise: Mit dem Auto 555 km (über Prag), 680 km (über München); mit der Bahn ca. zehn Stunden (mehrmals umsteigen).
  • In der Region Ramsau/Schladming stehen 31.000 Gästebetten zur Verfügung sowie ca. 1.000 markierte Wanderwege, 65 km Biketrails, 33 Klettersteige.
  • Dachstein-Gletscher: 20 Euro Mautgebühr für Pkw entfällt, wenn bei Auffahrt an der Mautstelle ein Ticket gezogen und an der Kasse der Bergstation entwertet wird.
  • Tipp: Mit der Sommercard ist die Fahrt im Linienbus kostenfrei und die Mautgebühr entfällt.
  • Öffnungszeiten: Gondelbetrieb Gletscherbahn: 24. Mai bis 3. November 2024, täglich von 8 bis 17.20 Uhr; Hängebrücke, Eispalast und Treppe ins Nichts: 24. Mai bis 3. November 2024 täglich von 9 bis 16.15 Uhr. Preis für Eintritt zum Eispalast, Hängebrücke und Treppe ins Nichts: Erwachsene 12 Euro, Kinder 6,50 Euro. Hunde sind hier nicht erlaubt!
  • Für den Gletscherbesuch mit allen Highlights rund zwei bis drei Stunden sowie gutes Schuhwerk und warme Kleidung einplanen.
  • Der Eintritt in die Lodenwalke ist frei. Geöffnet: Mo-Fr 9-17 Uhr, Sa 9-13 Uhr. Gruppenführungen nach vorheriger Absprache möglich.
  • Tipp: Pension/Hotel Hochkönig in Schildlehen bei Ramsau: zwei Personen: Ü/F/DZ ab 156 Euro. Pension Alpenperle zwei Personen: Ü/F/DZ ab 120 Euro.
  • Die Recherche wurde unterstützt vom Tourismusverband Schladming/Dachstein.

Bergwelt und steirische Herzlichkeit

Frau Drosg, was macht die Region Ramsau/Schladming so einzigartig?

Die Vielseitigkeit und das Gefühl, jedes Ausflugsziel anders zu erleben. Die Bergwelt mit dem Kalkgebirge rund ums Dachsteingebirge sowie die Schladminger-Tauern mit unzähligen Seen und Wasserfällen. Die Almwelt, die steirische Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen ebenso wie unvergleichliche regionale Kulinarik.

Stefanie Drosg vom Tourismusverband Schladming/Dachstein.
Stefanie Drosg vom Tourismusverband Schladming/Dachstein. © Andreas Pfitzner

Welche Attraktionen sind besonders empfehlenswert?

Der Dachstein-Gletscher mit seinen Attraktionen oder der Stoderzinken mit dem „Friedenskircherl“, welches 2022 zum schönsten Platz Österreichs gewählt worden ist. Wir haben sieben Sommerbergbahnen, auf jedem Berg finden sich zahlreiche Erlebnisplätze. Attraktionen wie Spielländer, Sommerrodelbahnen, Wandertouren, Bergseen oder Bikeparks gehören auch dazu.

Welche Spar-Angebote gibt es für Urlauber?

Ab einer Übernachtung in einer Unterkunft ist die Sommercard inklusive, mit der zahlreiche Urlaubserlebnisse inkludiert oder ermäßigt sind: öffentliche Verkehrsmittel, täglich eine Berg- und Talfahrt mit einer Bergbahn, Sommerbergbahnen, Kunst- und Kulturangebote, Freizeitaktivitäten für Groß und Klein u.v.a.