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Bagger und Handwerker in den Weinbergen von Schloss Wackerbarth unterwegs

Das Staatsweingut Schloss Wackerbarth erneuert großflächig die Mauern im Goldenen Wagen und Wackerbarthberg - auf eine Art, die immer seltener im Weinbau wird. Ein anderes Projekt im Umland von Radebeul wird dieses Jahr abgeschlossen.

Von Lucy Krille
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Steinsetzer Thomas Weyrather von der Firma Melioration in Meißen erneuert die Trockenmauern im Radebeuler Wackerbarthberg.
Steinsetzer Thomas Weyrather von der Firma Melioration in Meißen erneuert die Trockenmauern im Radebeuler Wackerbarthberg. © Arvid Müller

Radebeul. Stein auf Stein, so lautet die Devise in den Weinbergen von Schloss Wackerbarth. Um die Weinstöcke in den Steillagen zu schützen, sind massive Mauern nötig. Damit die auch weiter ihren Dienst tun, erneuert das Staatsweingut die Anlagen im Auftrag des Freistaates seit einigen Jahren. Begonnen hatten die Arbeiten am Goldenen Wagen, nun ist der Wackerbarthberg direkt über dem Erlebnisweingut an der Reihe. Beim Blick nach oben sind die Mauersetzer mit ihrem gelben Kran nicht zu übersehen.

Den Arbeiten ging ein Konzept voraus, das bereits vor zehn Jahren Form annahm. Wurden bisher nur einzelne Mauerbrüche notdürftig geflickt, sollen die Trockenmauern jetzt großflächig saniert werden. Das neue Konzept umfasst neben den Stütz- und Trennmauern auch die Wege und Treppenanlagen in den Weinbergen.

Dabei ist den Weinbauern wichtig, so natürlich wie möglich zu arbeiten. Das bedeutet, dass die alten Strukturen erhalten bleiben, erklärt Weinbaumeister Till Neumeister. In der Nachkriegszeit wurde oft in die Weinberge eingegriffen. So entstanden etwa betonierte Wege oder Entwässerungskanäle. "Aber die Weinberge, die wir hier sehen, waren vor 400 Jahren genauso", sagt Neumeister.

Mauern können auch Einfluss auf Reife und Geschmack haben

Auch in Zukunft habe man nicht vor, das zu ändern, auch wenn die Weinberge etwa durch neue Wege kostengünstiger bewirtschaftet werden könnten. Das hat natürlich seinen Preis. "Wir sind stolz, dass unsere Kundschaft das honoriert", so Neumeister. Weltweit werde eine solche Form des Weinbaus immer seltener. Das heißt auch, dass Kleinode, wie es sie in den von Schloss Wackerbarth bewirtschafteten Anbauflächen gibt, rar werden.

"Wir haben hier quasi in jedem Quadratmeter einen eigenen Lebensraum", schwärmt Neumeister über den Artenreichtum in der Radebeuler Steillage. Bei der Bewirtschaftung - frei von Insektiziden und Herbiziden - wurden Schmetterlinge wieder entdeckt, die schon ausgestorben geglaubt waren. Rund um den Goldenen Wagen macht seit vergangenem Jahr ein Wildbienen-Lehrpfad auf die Artenvielfalt aufmerksam.

Die Sanierung der historischen Mauern in den Weinbergen von Schloss Wackerbarth wird noch einige Jahre dauern.
Die Sanierung der historischen Mauern in den Weinbergen von Schloss Wackerbarth wird noch einige Jahre dauern. © Arvid Müller

Die neuen Mauern wurden ebenfalls nach ökologischen, aber auch nach Gesichtspunkten des Denkmalschutzes ausgesucht. Granit und zu Teilen Sandstein wird nun nach und nach zwischen die Weinstöcke gebracht. An einigen Terrassen ist der Unterschied zwischen den verwitterten dunklen und den neuen, hellen Steinen deutlich zu sehen.

Auch im Inneren gibt es Unterschiede, hinsichtlich der Temperatur. Während der alte Stein bis zu 60 Grad heiß wird, wurden in den unverwitterten Mauern Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad gemessen. Das hat auch Einfluss auf die Reife der Beeren. Und was ist mit dem Geschmack? Neumeister spricht von einer Salzigkeit, die man den Weinen durchaus zuschreiben könne. Schließlich werden die Mineralien im Gestein durch Regen in den Boden geschleust, der wiederum einen großen Einfluss auf den zukünftigen Wein hat.

Granit kommt aus Steinbruch bei Klipphausen

Seit 2002 hat das Staatsweingut bereits mehr als 3,1 Millionen Euro in den Erhalt und die Erneuerung von fast 6.000 Quadratmeter Weinbergmauern investiert. Die Sanierung, die die Meißner Firma Melioration übernommen hat, kostet pro Quadratmeter mittlerweile rund 800 Euro. Insgesamt müssen für alle Steillagen und Terrassenweinberge von Schloss Wackerbarth damit mehr als 15 Millionen Euro eingeplant werden.

Das Staatsweingut hatte mit der Neugründung 1999 rund 25.000 Quadratmeter sanierungsbedürftige Weinbergmauern übernommen. Durch Frost, Starkregen, Hitze und natürliche Verwitterung haben die Mauern inzwischen Ausbauchungen, sind durch- oder eingebrochen. Eine Schadensanalyse vor der Erstellung des Konzeptes ergab, dass 80 Prozent der Trockenmauern kurz- bis mittelfristig dringend sanierungsbedürftig sind.

Bis voraussichtlich Oktober sind die Mauersetzer noch auf zwei Terrassen mit rund 360 Quadratmeter Trockenmauern im Wackerbarthberg beschäftigt. Die Mauern sind bis zu drei Meter hoch und bis zu 1,50 Meter dick. Dafür, und für die angrenzenden Steinmauern, brauchen die Fachleute rund 850 Tonnen Naturstein. Dieser stammt aus einem Steinbruch bei Kleinschönberg in Klipphausen.

Engere Gassen und neue Rebsorte auf alten DDR-Flächen

Während die Mauersanierungen noch einige Jahre, bis hin zu Jahrzehnten dauern dürften, schließt das Staatsweingut ein anderes Projekt in diesem Jahr ab: Die Modernisierung der Rebflächen aus DDR-Zeiten, die Schloss Wackerbarth in Diesbar-Seußlitz, Laubach, Weinböhla und in Flachlagen in Radebeul bewirtschaftet. Seit 2002 stellen die Winzer für etwa 1,5 Millionen Euro schrittweise mehr als 60 Hektar Rebfläche auf eine moderne, wirtschaftliche und nachhaltige Bewirtschaftung um, erklärt Neumeister.

So sind die Zeilengassen heute schmaler als zu DDR-Zeiten, als noch große Obstbaumaschinen durch die Rebstöcke fuhren. Durch die engeren Abstände bewirtschaften die Winzer heute mit 300.000 Rebstöcken etwa 20 Prozent mehr als vor der Umstellung. Neumeister erzählt, dass durchaus noch mehr Platz gewesen wäre, doch auch hier sei Qualität wichtiger als Quantität.

Mit der Neuausrichtung ist auch eine neue Rebsorte in den Weinberg gezogen. Auf einem Hektar - früher Kerner-Gebiet - wurden in Radebeul 4.000 junge Chardonnay-Reben gepflanzt. Voraussichtlich in drei Jahren können die ersten Trauben geerntet werden. Details zur diesjährigen Weinernte verspricht das Weingut vor dem Start der Lese.