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Dieter Hoffmann: Nachruf auf einen Freund und Förderer der Künstler

Der in Dresden geborene Kunstkritiker und Essayist, Lyriker und Redakteur, Schriftsteller und Laudator Dieter Hoffmann wäre am 2. August 90 Jahre alt geworden.

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Dieter Hoffmann bei der Vorstellung des Almanachs "Trauerweidengepeitscht" im Jahr 2014.
Dieter Hoffmann bei der Vorstellung des Almanachs "Trauerweidengepeitscht" im Jahr 2014. © Siegfried D. Peter

Von Dieter Hoefer

Dieter Hoffmann wurde 1934 in Dresden geboren. Schon frühzeitig interessierte er sich für Kunst und Kultur und lernte viele Künstler kennen und schloss Freundschaften. Mit 21 Jahren wird er Redakteur einer Dresdner Tageszeitung und schreibt u.a. über den Radebeuler Landschaftsmaler Karl Kröner. Seine Heimat musste er jedoch aus politischen Gründen 1957 verlassen. In Frankfurt am Main ist er fortan unter anderem für die FAZ und die Frankfurter Neue Presse tätig.

„In Wirklichkeit hat er Dresden nie verlassen können und Malern der älteren Generation aus der Ferne die Treue gehalten, ja er hat sie uns im Westen in zahllosen Monografien und Katalogen überhaupt erst vermittelt“, so Eduard Beaucamp.

Ab 1974 durfte er wieder in die DDR einreisen und lernte eine neue Generation Künstler kennen. Der Radebeuler Peter Graf erinnert sich: „Ich habe Dieter Hoffmann immer geschätzt ob unserer guten Zusammenarbeit.“ Nach 1989 kam er wieder regelmäßig in seine Heimat, eröffnete Ausstellungen, schrieb Katalogtexte und Rezensionen, auch für die Sächsische Zeitung. 1995 würdigte er in der FAZ den Porzellankünstler Paul Scheurich, der fast 20 Jahre für Meißen gearbeitet hat. 2001 entstand ein Text zur Ausstellung „Inspiration Moritzburg“, in dem er Moritzburg im Bild der letzten hundert Jahre vorstellte.

Überfahrt nach Seußlitz II, 1944, Öl auf Leinwand, gezeichnet von Karl Kröner. Der Radebeuler Landschaftsmaler war einer der ersten, über den Dieter Hoffmann schrieb.
Überfahrt nach Seußlitz II, 1944, Öl auf Leinwand, gezeichnet von Karl Kröner. Der Radebeuler Landschaftsmaler war einer der ersten, über den Dieter Hoffmann schrieb. © Karl Kröner

"Am Anfang war er sehr streng"

„Wie kam ich zur Kunstschriftstellerei? Gern wäre ich Maler geworden, aber ich konnte weder Farbe mischen noch einer einfachen Linie Geist einhauchen. Alle Bildhaftigkeit legte ich in die Lyrik“, schrieb er 2014. Dass Lyrik, Malerei und Grafik wunderbar zusammenpassen, hat er unzählige Male mit seinen Künstlerbüchern bewiesen. Die „Lößnitz-Gedichte“ entstanden gemeinsam mit dem Radebeuler Werner Wittig, der zu Gedichten von Hoffmann wunderbare Holzrisse veröffentlichte.

Auch Hanif Lehmann, der lange in Radebeul lebte, erinnert sich gern: „Am Anfang war er sehr streng. Ich musste ihm erst einmal beweisen, was ich kann.“ Als sich Beide dann zusammengefunden haben, hat er ihm seine Personalausstellung in der Stadtgalerie Radebeul eröffnet. „Darüber habe ich mich sehr gefreut.“ 2014 konnte ich als Herausgeber (gemeinsam mit Gisbert Porstmann) in dem Almanach „Trauerweidengepeitscht“ über 70 seiner Texte veröffentlichen, die ihn als leidenschaftlichen Kunstfreund zeigen und seine Verdienste um die Kunst sichtbar machen.

Öffentliche Ehrung nachholen

Hoffmann war der zeitgenössische Dichter, der die meisten bibliophilen Werke in Deutschland hervorgebracht hat. Viele Bücher entstanden im Eigenverlag und auf eigene Kosten; Spender und Sponsoren waren kaum zu finden.

Auch öffentliche Ehrungen hat Dieter Hoffmann nie erhalten, obwohl er mit Leidenschaft und Herzblut Kunst und Künstler, von Dresden bis Meißen und von Radebeul bis Moritzburg, immer wieder vorgestellt hat.

Das wollen nun Dresdner Bürger nachholen und bei einer Veranstaltung am 17. September 2024 im Café des Stadtmuseums Dresden an ihn erinnern. Neben einer Gesprächsrunde mit Freunden und Weggefährten wird auch ein 2019 entstandener Film uraufgeführt. Der Dresdner Ernst Hirsch zeichnete die Gespräche zwischen Hans-Peter Lühr und Hubertus Giebe mit Dieter Hoffmann in seiner langjährigen Wahlheimat in Ebersbrunn/Unterfranken auf, in der er am 3. Januar 2024 verstarb.