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Auf den Spuren seltener Bienen durch Radebeul

In Radebeul gibt es jetzt einen Wildbienen-Lehrpfad, der vom Lößnitzgymnasium hinauf zum Spitzhaus führt. Er informiert unter anderem über den Sensationsfund im "Goldenen Wagen".

Von Silvio Kuhnert
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Weinbauleiter Till Neumeister von Schloss Wackerbarth steht mit Maxi Weber vom BUND Sachsen vor der Informationstafel der Station an der Spitzhaustreppe. Die Tafel informiert über die sehr seltene Rote Zweizahnbiene.
Weinbauleiter Till Neumeister von Schloss Wackerbarth steht mit Maxi Weber vom BUND Sachsen vor der Informationstafel der Station an der Spitzhaustreppe. Die Tafel informiert über die sehr seltene Rote Zweizahnbiene. © Arvid Müller

Radebeul. Es war eine Sensation im Sommer vorigen Jahres: In den Weinbergen von Radebeul lebt die extrem seltene Rote Zweizahnbiene, was bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat diese auf einer Rebfläche von Schloss Wackerbarth in der Premiumlage "Goldner Wagen" entdeckt. Zuvor wurde diese Art nur zweimal in Brandenburg gesichtet. Das war im Jahr 2020.

Rund 560 Wildbienenarten leben in Deutschland. Allein 20 summen unmittelbar am Fuße des Bismarckturmes. An einer erdigen und sandigen Steilfläche finden sie ideale Nistmöglichkeiten. Manche Wildbiene wendet eine Heidenarbeit auf für ein einziges Ei - die Rote Schneckenhaus-Mauerbiene zum Beispiel. "Sie nistet in Weinbergschnecken", klärt Maxi Weber, Projektkoordinatorin von "Wegweiser Wildbiene" beim BUND-Landesverband Sachsen, auf. Dafür braucht sie viele Gehäuse, denn in jedem legt sie nur eine Brutkammer an. Danach versteckt sie das Schneckenhaus mit Stöckchen, damit es Fressfeinde, wie zum Beispiel Vögel, nicht finden.

Sandarien in jedem Garten

Wenn die Natur jetzt erwacht, fangen auch Wildbienen wieder an, in den Weinbergen nach Futter zu suchen. Eine Futterquelle jetzt im Frühling sind Weinberg-Tulpen. Diese Wildtulpenart ist kleiner als die bekannten Verwandten, wie man sie aus dem Blumenstrauß kennt. Ihre Blätter sind auch schmaler, und die Blütenfarbe ist gelb. Bevor die Rebflächen maschinell bearbeitet wurden, müssen die Radebeuler Steillagen im Frühjahr golden gestrahlt haben vor lauter Weinberg-Tulpen. Ihre Zwiebeln haben Maxi Weber und die BUND-Ortsgruppe am Spitzhaus gesteckt. Im Weinberg an der Ostseite des beliebten Ausflugslokals blühen sie jetzt. Dort befindet sich eine Station, des neu entstandenen Wildbienen-Lehrpfades in Radebeul.

Die Schilder informieren an den Stationen über Wildbienenlebensräume und die dort vorkommenden Pflanzen- und Wildbienenarten.
Die Schilder informieren an den Stationen über Wildbienenlebensräume und die dort vorkommenden Pflanzen- und Wildbienenarten. © Arvid Müller

Der Pfad besteht aus fünf Informationspunkten, die man sehr gut bei einer Weinberg-Wanderung erkunden kann. Jede dieser Stationen beschäftigt sich mit einer örtlichen Besonderheit. Die Schilder informieren über Wildbienenlebensräume und die dort vorkommenden Pflanzen- und Wildbienenarten. An drei Standorten hat der BUND zu diesem Zwecke neue Habitate geschaffen.

Im Museumsgarten legte die Radebeuler Ortsgruppe zum Beispiel ein sogenanntes Sandarium, Sandbeet, an. Dafür wurde eine rund 80 Zentimeter tiefe Grube ausgehoben und mit drei Tonnen Sand wieder verfüllt sowie mit Sandthymian, Natternkopf und andere Wildstauden bepflanzt. Die Blumen dienen als Futter für die Bienen und die freien Sandflächen als Nistplatz. So ein Sandbeet kann laut Frank Andert, Museumsdirektor auf der Hoflößnitz, jeder in seinem Garten anlegen. "Ein Quadratmeter genügt schon", sagt er. Denn viele Wildbienenarten sind bedroht.

Blühwiese und Staudenflächen

Beginnen kann man den Lehrpfad nahe der S-Bahn-Station Radebeul-Weintraube. Am Lößnitzgymnasium auf einer Blühwiese, die Schüler angelegt haben und pflegen, steht das erste Schild. Die Stationen zwei und drei befinden sich am Weingut Hoflößnitz und informieren dort über das neu entstandene Sandarium und über Weinberge als Wildbienenlebensräume. Von dort aus geht es zur Spitzhaustreppe, wo linker Hand Schild Nummer vier auf sportliche und interessierte Gäste wartet.

Thema an dieser Stelle ist der Fund der äußerst seltenen Roten Zweizahnbiene auf der Fläche des Weingutes Schloss Wackerbarth im Jahr 2022. Am schönsten Aussichtspunkt von Radebeul, dem Spitzhaus, endet der Lehrpfad. Dort hat der BUND zusammen mit dem Naturgarten e. V. eine Staudenfläche mit weinbergtypischen Pflanzenarten angelegt. Das Anlegen der fünften Station förderten die Stadtwerke Elbtal mit einer Spende von 2.000 Euro.

"Nach langer Vorbereitung freuen wir uns, endlich den ersten Wildbienen-Lehrpfad in Radebeul eröffnen zu können. Besonders freue ich mich, dass wir die Schilder an touristisch stark frequentierten Orten aufstellen konnten, sodass wir viele Menschen erreichen", sagt Maxi Weber. Ihr Projekt "Wegweiser Wildbiene" befördert durch Öffentlichkeitsarbeit, Beratung von Kommunen, Bildungsarbeit sowie Schaffung und Erhalt von Insektenlebensräumen den Wildbienenschutz im Landkreis Meißen. Dieser eignet sich besonders durch seine naturräumlichen Gegebenheiten als idealer Lebensraum für Wildbienen.