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"Die Museumsleitung macht mir immer noch Spaß"

Seit 33 Jahren leitet Reinhard Krönert das Weinböhlaer Heimatmuseum. Im Interview blickt er auf seine Arbeit zurück und verrät, wie lange er noch weitermachen will.

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Das Heimatmuseum in Weinböhla gibt es schon 33 Jahre. Genauso lang leitet es Reinhard Krönert.
Das Heimatmuseum in Weinböhla gibt es schon 33 Jahre. Genauso lang leitet es Reinhard Krönert. © Arvid Müller

Von Julian Wolf

Weinböhla. Am 9. September 1989 öffneten sich die Türen des Weinböhlaer Heimatmuseums zum ersten Mal. Seitdem organisierte Reinhard Krönert 72 Sonderausstellungen, vergrößerte das Museum und machte es zu einem kulturellen Mittelpunkt des staatlich anerkannten Erholungsortes. Zehntausende Besucher aus ganz Deutschland und der Welt führte der 77-jährige Museumsleiter seitdem durch seine Ausstellungsräume und archivierte mehr als 1.000 historische Gegenstände, Bilder, Dokumente und Zeitzeugen der Vergangenheit. Voller Freude blickt er auf die kommenden Projekte für 2023.

Herr Krönert, seit 33 Jahren leiten Sie das Heimatmuseum. Wie kam es zu Ihrem ehrenamtlichen Engagement in Weinböhla?

Als aus dieser ursprünglichen Ruine gegenüber der Kirche etwas entstehen sollte, waren viele Weinanhänger hier dabei. Das Museum befindet sich nun mal im historischen Weingut "Peterkeller". Da ich aber kein großes Interesse am Wein hatte, war ich dazu bereit, mich um die museale Einrichtung zu kümmern. Natürlich haben viele Unterstützer anfangs mitgewirkt, aber ich habe mich sozusagen in die erste Reihe des Museums gestellt. Und man hat mich werkeln lassen.

Was haben Sie davor gemacht?

Schon früher habe ich Museumsarbeit geleistet. Nachdem ich in Leipzig Ingenieur-Ökonom für Chemie wurde und sofort die EDV-Abteilung übernehmen durfte, hatte ich einen kleinen, guten Start in das Berufsleben. Ich habe gut verdient und hatte die Möglichkeit, am Wochenende schrittweise was in Weinböhla zu unternehmen. Eine kleine Entlohnung bekomme ich dafür ja bis heute. Die Leitung des Museums macht mir immer noch Spaß und war nie eine Last für mich.

Wenn Sie zurückblicken, an welche Ausstellungen und Mitstreiter erinnern Sie sich bis heute noch gern?

An Ilona Thieme und Steffen Stiller vom Fahrradverein und der Sächsischen Fahrraderlebniswelt "Velocium" denke ich gern. Auch an meinen Freund und Straßenbahnexperten Detlef Gasch. Seit dem 60. Jubiläum der Straßenbahn haben wir regelmäßig Ausstellungen im Heimatmuseum organisiert. Gemeinsam waren wir auch im MDR-Fernsehen. Das war ein Highlight für mich. Die Feuerwehrausstellung, die wir unlängst präsentierten, war ein großer Erfolg, die Imkerausstellung jetzt ebenso. Man erinnert sich an manche Weggefährten einfach mehr als an andere, aber ich habe an alle, die hier waren, positive Erinnerungen. Vor allem an die, die sich selbstständig und kreativ in unsere Ausstellungen eingebracht haben.

In den über 30 Jahrzehnten gab es sicherlich auch einige Herausforderungen.

Selbstverständlich gab es hin und wieder kleine Probleme. Die Ausrüstung im Museum beispielsweise ist nicht die modernste. Ich erinnere mich noch, als ich elektrische Lichtleisten in den Vitrinen der Ausstellungsräume haben wollte. Es hat gedauert, bis die Gemeinde das Museum dahingehend finanziell unterstützen konnte. Abgewiesen wurde ich von der Verwaltung prinzipiell nie, und auch der Bürgermeister kommt zu jeder Eröffnung. Darüber bin ich stolz. So, wie es jetzt ist, bin ich eigentlich ganz zufrieden. Alles, was sich im Heimatmuseum befindet, passt zum Niveau und dem Dekor. Fast jedes Teil ist mehr als 30 Jahre alt. Brandneue, moderne Stahlvitrinen würden gar nicht hier reinpassen. Am Gebäude müsste grundlegend etwas gemacht werden, doch dafür müsste das ganze Museum ausgeräumt werden.

Inzwischen sind Sie 77 Jahre alt. Denken Sie manchmal ans Aufhören?

Da für das kommende Jahr bereits Angebote für Sonderausstellungen vorliegen, denke ich zurzeit noch nicht ans Aufhören. Obwohl ich natürlich ein alter Kerl bin, fühle ich mich noch nicht so. Ich unterhalte mich gern sonntags mit meinen Gästen, kann auch diverse Fragen beantworten, die die Besucherinnen und Besucher mitbringen. Da fühlt man sich doch geehrt. Ewig werde ich das Museum natürlich nicht leiten. Ich denke noch an ein oder zwei Jahre. Wer meine Nachfolge antritt, ist im Prinzip schon geklärt. Wer es aber sein wird – darüber will ich noch nicht sprechen.

  • Das Heimatmuseum öffnet sonntags zwischen 14 und 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung: 035243 52830. Weiterführende Informationen findet man online.