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CDU-Stadtrat kritisiert Wegeführung auf Radebeuls Luxemburg-Platz

Als lebensfremd und an den Alltagsbedürfnissen vorbei gebaut, bemängelt Wolfgang Jacobi die Gestaltung des Rosa-Luxemburg-Platzes und macht einen Verbesserungsvorschlag.

Von Silvio Kuhnert
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Durch die nördliche Rabatte am Rosa-Luxemburg-Platz führt ein Trampelpfad. Ein Stadtrat fordert an der Stelle eine ordentliche Wegeverbindung.
Durch die nördliche Rabatte am Rosa-Luxemburg-Platz führt ein Trampelpfad. Ein Stadtrat fordert an der Stelle eine ordentliche Wegeverbindung. © Norbert Millauer

Radebeul. Rund fünf Jahre ist es her, dass die Stadt Radebeul den Rosa-Luxemburg-Platz neu gestaltet hat. Es handelt sich um die Grünanlage vor dem einstigen Rathaus in Niederlößnitz, dem späteren Standesamt und der heutigen Musikschule. Von Nord nach Süd führt jeweils ein Hauptweg an der West- und Ostseite des kleinen Parks entlang. Von beiden aus lässt sich der Rundweg erreichen, der im Inneren elliptisch um die Rasenfläche führt. Die Außenränder werden von Rabatten mit Stauden, Bäumen und anderen Pflanzen begrenzt. Rund 145.000 Euro nahm die Lößnitzstadt für die Umgestaltung im Jahr 2018 in die Hand.

Doch den Praxistest habe der neu gestaltete Park nicht bestanden. Dies moniert jedenfalls CDU-Stadtrat Wolfgang Jacobi, während er an den Sitzbänken auf der nördlichen Seite steht und auf den Pflanzbereich zeigt. Diesen durchziehen Trampelpfade. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das Gebäude mit der Kreismusikschule. "Zwischen einem öffentlichen Platz und einem öffentlichen Gebäude gehört eine direkte Verbindung", sagt der dienstälteste Kommunalpolitiker der Lößnitzstadt. Seit dem ersten Nachwende-Stadtrat, der im Mai 1990 gewählt wurde, gehört der streitbare Geist dem Stadtparlament ununterbrochen an.

"Kunstwerk des Kreises"

Dass die Wegeführung auf dem Rosa-Luxemburg-Platz an der Lebenswirklichkeit vorbeiführt, wurde beim jüngsten Stadtteilfest in Niederlößnitz offensichtlich. Im Gebäude der Musikschule war das Organisationsbüro sowie das Lager der Stände untergebracht. Auch die Toilette befand sich darin. Eine schnelles Hin- und Hergehen wäre erforderlich gewesen. Zudem gab es zu früheren Festen Fotoausstelllungen im ehemaligen Rathausgebäude. Doch ein direkter Wechsel vom Park zu dem reichverzierten Backsteingebäude ist nicht möglich. Festorganisatoren und Besucher mussten jeweils erst von der Mitte des Parks an die Ost- oder Westseite laufen, dann nach Norden, um schließlich wieder entweder östlich oder westlich in Richtung Ex-Rathaus abzubiegen.

An der Nordseite des Platzes steht das Gebäude mit der Kreismusikschule. Doch eine direkte Wegeverbindung zum Park fehlt.
An der Nordseite des Platzes steht das Gebäude mit der Kreismusikschule. Doch eine direkte Wegeverbindung zum Park fehlt. © Klaus-Dieter Brühl

Oder sie werden zu "Rabattenlatschern". Aber das will man nicht. Und Stadtrat Jacobi tut es in der Seele weh, wenn der Grün- und Pflanzenbereich zertreten wird. "Das Kunstwerk des Kreises geht nicht konform mit der Lebenswirklichkeit der Menschen", sagt der Christdemokrat. Kurzum: Die Gestaltung sei lebensfremd. Noch einmal zeigt er vom Park aus auf das ehemalige Rathausgebäude. "Nicht umsonst ist die Treppe zum Platz gewandt", meint Jacobi. Der repräsentative Haupteingang mit Stufen öffnet sich zum Rosa-Luxemburg-Platz. Doch beide trennt neben der Straße eine Rabatte mit Stauden.

"Ich wünsche mir hier eine Wegeverbindung", sagt Jacobi. Und mit einem nochmaligen Verweis auf den Trampelpfad führt er fort: "Man sieht, die Verbindung wird auch schon begangen." Nun hofft er auf ein positives Signal vonseiten der Verwaltung.

Antwort der Verwaltung ist in Arbeit

Auf der jüngsten Stadtratssitzung sprach Jacobi die Problematik an. Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos) erinnerte daran, dass die Gestaltung und Wegeführung vom Stadtrat beschlossen und nach einer Bürgerbeteiligung erfolgt war. Die Verwaltung schaue sich dies noch einmal an. Die Anregung und Anfrage werde vom Tiefbauamt bearbeitet. Eine Antwort sei in Arbeit, sagte Müller auf der jüngsten Bauausschusssitzung. Dort werde das Anliegen auch auf einer der nächsten Sitzungen behandelt.

Über das Radebeuler Stadtgrün und dessen Entwicklung hat die Stadtverwaltung eine informative Broschüre herausgebracht. Darin ist zu lesen, dass die Idee zu einem zentralen Stadtplatz in Niederlößnitz schon im Ortsbauplan aus dem Jahr 1875 verzeichnet sei. "Nach dem Bau des Niederlößnitzer Rathauses an der nördlichen Platzkante erfolgte die repräsentative Gestaltung als Vorplatz. Ein Wasserbecken – zeitweise mit Fontäne ausgestattet – markierte die Mitte. Wege, Rabatten, Bäume und Sträucher waren rundherum symmetrisch angeordnet", heißt es dort.

Mehrere Namenswechsel

Der Platz hieß zunächst Königsplatz, 1939 wurde er in Ludendorffplatz und nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 in Rosa-Luxemburg-Platz umbenannt. Zu DDR-Zeiten diente er unter anderem als Appellplatz. In Anlehnung an die historische Gestaltung wurde der Platz im Jahr 2018 umgebaut. Den Ausführungen in der Broschüre ist eine Zeichnung von Anfang des 20. Jahrhunderts beigefügt. Diese zeigt ebenfalls einen Rundweg, jedoch auch zwei kleine Wege im nördlichen Bereich, einer davon führt direkt zum Rathausgebäude.

Auf dem Rosa-Luxemburg-Platz befindet sich das Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Anlässlich des 30. Jahrestages der deutschen Einheit pflanzten Radebeuler Stadträte drei Bäume. Ein Ginkgo, eine Linde und eine Eiche stehen symbolisch für Einigkeit, Recht und Freiheit.