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Radebeul: Die nächste Großbaustelle auf der Meißner Straße muss warten

Ursprünglich sollten nächstes Jahr die Bauarbeiten im Zentrum von Radebeul-West beginnen. Doch diese verschieben sich aus mehreren Gründen deutlich.

Von Silvio Kuhnert
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Die Kreuzung der Meißner Straße mit Bahnhofstraße und Moritzburger Straße im Zentrum von Radebeul-West liegt im Sanierungsabschnitt, der laut Zeitplan als Nächstes dran ist. Doch ein Baustart verschiebt sich deutlich.
Die Kreuzung der Meißner Straße mit Bahnhofstraße und Moritzburger Straße im Zentrum von Radebeul-West liegt im Sanierungsabschnitt, der laut Zeitplan als Nächstes dran ist. Doch ein Baustart verschiebt sich deutlich. © Norbert Millauer

Radebeul. Ist es eine gute oder eine eher schlechte Nachricht? Kraftfahrer wird es sicherlich freuen, dass auf der Meißner Straße in Radebeul nicht so schnell eine Großbaustelle wie derzeit im Zentrum von Ost zu erwarten ist. Allerdings wird die Hauptverkehrsader der Lößnitzstadt samt den Straßenbahngleisen der Linie 4 bis Weinböhla nicht bis Ende 2036 durchsaniert, und die Trams werden somit nicht schneller sein. Diese Zielmarke wurde ursprünglich im Verkehrs- und Investitionsvertrag aus dem Jahr 2021 zwischen dem Landkreis Meißen, den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) sowie den Kommunen Radebeul, Coswig und Weinböhla vereinbart, ist aber definitiv nicht mehr zu halten.

Die Zeitschiene war schon damals als sehr sportlich anzusehen und wird nun offensichtlich komplett über den Haufen geworfen. Denn ursprünglich sollte laut dem Investitionsvertrag die Sanierung der Meißner Straße im Zentrum von Radebeul-West vom Gradsteg bis zur Gleisschleife im nächsten Jahr starten. Mittendrin liegt die Großkreuzung mit Bahnhof- und Moritzburger Straße. Doch daraus wird nichts. Denn es existiert dafür überhaupt noch kein Baurecht.

Bauarbeiten erst Ende dieses Jahrzehnts

Voraussetzung, um mit Bagger und Schaufel überhaupt loslegen zu können, ist ein Planfeststellungsbeschluss. Doch das erforderliche Verfahren, das mindestens 20 Monate dauert, ist noch gar nicht eingeleitet worden. "Der Landesdirektion Sachsen liegt kein Antrag auf Planfeststellung für den grundhaften Ausbau der Meißner Straße im Abschnitt zwischen Gradsteg und Albert-Eyckhout-Straße vor", teilte Ingolf Ulrich, stellvertretender Sprecher der Landesbehörde, auf Anfrage von Sächsiche.de und SZ mit.

Wie Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) informiert, seien die Baupläne und Unterlagen für die Planfeststellung für den nächsten großen Sanierungsabschnitt der Meißner Straße noch in Arbeit. Laut Investitionsvertrag sollten ursprünglich die Bauarbeiten zwischen Gradsteg und Gleisschleife West im Sommer 2025 starten und Ende 2026 abgeschlossen sein. Doch dieser Zeitplan verschiebt sich deutlich. "Wir werden den Bau erst Ende dieses Jahrzehnts durchführen können", sagt das Stadtoberhaupt.

Baukosten bereiten Sorgen

Grund: Eine Großbaustelle wie derzeit in Radebeul-Ost kann die Lößnitzstadt nicht jedes Jahr stemmen. Vor allem finanziell belastet so ein Vorhaben das Stadtsäckel, seit der Freistaat Sachsen seine Bedingungen für Fördermittel geändert hat. Vor 2023 gab es noch einen Zuschuss von bis zu 80 Prozent der Baukosten für Fahrbahn und Gehwege vom Land, wie beispielsweise bei dem in den Jahren 2019 und 2020 sanierten Abschnitt zwischen Rennerberg- und Dr.-Külz-Straße in Radebeul-Mitte. Für den seit einem reichlichen Jahr im Bau befindlichen Abschnitt zwischen Gleisschleife Ost und Eduard-Bilz-Straße geht die Stadt dagegen leer aus. Insgesamt kostet das Gemeinschaftsprojekt von DVB (Straßenbahn) und Lößnitzstadt (Fahrbahn, Bürgersteige) rund 14 Millionen Euro. Der städtische Anteil beträgt 4,2 Millionen Euro - ohne jegliche Förderung.

Solch eine Summe gibt laut OB der Haushalt nicht ständig her. Zudem wird die Baustelle im Zentrum von Radebeul-West eine andere Hausnummer als die in Ost. Mit rund 910 Meter ist der Ausbauabschnitt reichlich 130 Meter länger. Eine Umleitung und somit Bauen unter Vollsperrung ist in West auch nicht möglich. Der Verkehr muss auf einer Fahrspur an der Baustelle vorbeigeführt werden. Eine Herausforderung stellt auch die viel befahrene Kreuzung mit Moritzburger und Bahnhofstraße dar. All das macht die Arbeiten komplizierter, und vor allem dauern sie länger.

Weitere Abschnitte warten auf Sanierung

Dies schlägt sich auf die Baukosten nieder. Laut der Kostenschätzung aus dem Jahr 2020 sollte der städtische Anteil für den Abschnitt zwischen Gradsteg und Gleisschleife circa 4,4 Millionen Euro kosten. Allein schon wegen der allgemeinen Kostenexplosion bei den Baupreisen wird diese Summe nicht zu halten sein. Ohne Förderung muss die Stadt diese Summe auch erst einmal ansparen. Denn außer der Meißner Straße stehen noch andere Investitionen an, beispielsweise der Bau eines neuen Hortes für die Grundschule Oberlößnitz.

Um Langsamfahrstrecken, wie zuletzt bei dem im Bau befindlichen Abschnitt in Radebeul-Ost, wo die Trams wegen der maroden Gleise teilweise nur im Schneckentempo von zehn Kilometer die Stunde rollen durften, zu vermeiden, ließen die DVB bereits im vergangenen August Schienenstöße und eine Einfahrtsweiche an der Gleisschleife West erneuern. Mit den Verkehrsbetrieben möchte das Stadtoberhaupt jetzt nach einem neuen Zeitplan für die Sanierung von Meißner Straße und Gleisen schauen. Außer in West harren unter anderem noch die Bereiche von der Autobahn bis zur Gleisschleife in Ost, von der Eduard-Bilz- bis zur Wasastraße und weiter bis zur Paradiesstraße sowie der Bereich zwischen Löma-Center und dem Kreisverkehr an der Stadtgrenze zu Coswig auf eine grundlegende Frischekur.