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Wann Radebeul den neuen Hort Oberlößnitz bauen will

Der Neubau wird sehnsüchtig erwartet. Jedoch fehlt noch ein wichtiger Baustein zur Finanzierung des Millionen-Projekts.

Von Silvio Kuhnert
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Die Visualisierung vermittelt, wie der neue Hort einmal aussehen soll. Das Souterrain erinnert mit seiner Steinfassade an eine Weinbergmauer. Von Terrassen umgeben liegt darüber das Erdgeschoss mit Gruppenräumen.
Die Visualisierung vermittelt, wie der neue Hort einmal aussehen soll. Das Souterrain erinnert mit seiner Steinfassade an eine Weinbergmauer. Von Terrassen umgeben liegt darüber das Erdgeschoss mit Gruppenräumen. © Visualisierung: Kolb Ripke

Radebeul. Auf ein neues Hortgebäude warten Kinder und Eltern im Stadtteil Niederlößnitz schon lange. Der Baubeschluss durch den Stadtrat liegt bald zweieinhalb Jahre zurück. Der Startschuss für die Planung erfolgte bereits 2016. Weil das neue Hortgebäude bis heute noch nicht steht, scheint der Geduldsfaden bei manch einem Radebeuler zu reißen.

Im Rahmen der diesjährigen Haushaltsdebatte meldete sich eine Einwohnerin per Brief an die Stadtverwaltung zu Wort. Sie klagte in ihrem Schreiben, dass sie keine Mittel für den Hortneubau im Haushaltsentwurf finden konnte. Sie erinnerte an die bereits gefassten Beschlüsse der Räte. "Aufgrund der teilweise unhaltbaren Zustände im Hortgebäude erscheint mir jede weitere Verzögerung des Neubaus unverständlich", so die Bürgerin.

Denn die Zeit für das Vorhaben drängt. Momentan sind die Hortkinder der Grundschule Oberlößnitz auf zwei Standorte verteilt. Rund die Hälfte werden nach Unterrichtsschluss am Standort der Grundschule Augustweg 42 betreut. Klassenzimmer im sogenannten Systembau, einem Anbau in Modulbauweise an das altehrwürdige Grundschulgebäude, werden nachmittags zu Horträumen umfunktioniert. Die andere Hälfte besucht das Gebäude Augustusweg 62 b. Dessen Fassade haben Eltern im vergangenen Sommer zwar hübsch gemacht, jedoch ändern die Putz- und Malerarbeiten nichts am Bauzustand des Hauses insgesamt. Es ist baufällig und sanierungsbedürftig. Wiederholt bekam die Lößnitzstadt eine nur zeitlich begrenzte Betriebserlaubnis vom Landesjugendamt.

Künftiger Standort bei der Wach'schen Villa

Um den Mädchen und Jungen im Stadtteil Oberlößnitz ein modernes und neues Hortgebäude zu bieten, machte sich die Lößnitzstadt im März von vor sieben Jahren mit einem Grundsatzbeschluss auf, einen Neubau zu planen. Damals formulierten Räte und Verwaltung ein Raumkonzept für 250 Kinder. Denn in dem Neubau sollen auch die derzeit noch in der Kita Waldstraße angebotenen Hortplätze für Grundschüler der Oberlößnitz künftig mit untergebracht werden. Zum Standort wurde das Grundstück Augustusweg 62 a erkoren, das unterhalb der Wach'schen Villa und neben der ehemaligen Mittelschule Oberlößnitz liegt, rund 500 Meter von der Grundschule entfernt. Es folgte ein Architekturwettbewerb, den im Sommer 2017 das Berliner Architekturbüro von Henry Ripke, der auch die Waldschlösschenbrücke in Dresden entworfen hat, und Thomas Kolb gewonnen hat.

Ihr Entwurf sieht ein zweigeschossiges Gebäude vor, das sich an den Hang schmiegt. Das Erdgeschoss wird mit dunkelgrauen Steinen verkleidet, die an eine Weinbergmauer erinnern. Durch den Haupteingang gelangt man in ein großzügiges Foyer. An diesen Loungebereich schließt sich nach Süden der Speiseraum an. Im Obergeschoss sind die Gruppenräume angeordnet. Diese wiederum unterteilen sich in drei Themenbereiche. Einer ist als Atelier gedacht, wo die Kinder sich künstlerisch und kreativ betätigen können. Im Sportteil soll die Bewegung im Vordergrund stehen. Der dritte Bereich dient der Kontemplation, wo die Kinder beispielsweise Ruhe zum Lesen finden. Zudem soll es eine Kinderwerkstatt in dem Haus geben.

Rund um die obere Etage führt eine Dachterrasse. Sie dient als Verbindung zur großzügigen Außenanlage. Die Freiflächen werden nach Vorstellung der Architekten ebenfalls in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Auf dem befestigten Pausenhof gibt es verschiedene Spielangebote, wie zum Beispiel Tischtennisplatten und Trampolin. Die dort schon jetzt vorfindbaren großen Bäume, von denen kaum einer für den Hortneubau weichen muss, dienen in dem parkähnlichen Areal als Spielwäldchen. Zudem gibt es terrassenartige Flächen mit Sitzgelegenheiten. Fast 7,6 Millionen Euro betragen die Baukosten.

Umsetzung bis Ende 2027

Sowohl im Haushaltsentwurf als auch in dem vergangene Woche beschlossenen Etat ist der Hortneubau im Investitionsplan enthalten, aber nicht mit einem Baubeginn in diesem Jahr. Das Vorhaben ist Bestandteil des Teilhaushalts 7. "Zum einen sind dort übertragene Auszahlungsermächtigungen aus Vorjahren in Höhe von 474.938,44 Euro ausgewiesen", teilt die Stadtverwaltung mit. Damit seien der Fortgang der Planungsleistungen abgesichert. "Zum anderen sind für das Planjahr 2026 einzahlungsseitig 1,5 Millionen Euro und auszahlungsseitig 2,1 Millionen Euro veranschlagt", heißt es aus der Kämmerei weiter. Die verbleibenden Mittel zur Fertigstellung sind dann in 2027 einzuplanen.

Warum sich Eltern und Kinder der Oberlößnitz noch weiter in Geduld üben müssen, hängt mit der Finanzierung zusammen. "Für die Realisierung der Maßnahme sind Fördermittel notwendig", informiert die Stadtverwaltung und diese lassen auf sich warten. Bereits zwei Jahre sind verstrichen, seit der Bundestag ein Förderprogramm für die Ganztagsschulbetreuung beschlossen hat. Bevor jedoch aus dem Fördertopf Zuschüsse verteilt werden können, müssen Bund-Länder-Vereinbarungen unterschrieben sein. Die Unterschrift aus Sachsen ist da, aber noch nicht alle von den 15 weiteren Bundesländern. "Erst wenn diese komplett vorliegen, wird das Förderprojekt wirksam und das jeweilige Bundesland kann dann seine Förderrichtlinie in Kraft setzen", teilt die Stadt mit. Und erst dann können Fördermittelanträge gestellt und bewilligt werden.

Ein Beginn des eigentlichen Förderverfahrens noch in der ersten Hälfte dieses Jahres werde immer unrealistischer, schätzt die Stadtverwaltung ein. Somit sei vor Ende 2023 nicht mit einem positiven Fördermittelbescheid zu rechnen. "Damit ist ein Baubeginn frühestens im 2. Halbjahr 2024, eher 1. Halbjahr 2025 möglich", heißt es aus dem Rathaus. Die geförderten Projekte müssen bis Ende 2027 umgesetzt sein. "Sowohl mit dem aktuellen Projektstand als auch mit der finanziellen Absicherung im Haushalt ist dies für Radebeul realistisch machbar", berichtet die Finanzverwaltung. Für das Vorhaben läuft derzeit die Genehmigungsplanung. Auf der Vorschlagsliste für das Förderprogramm, die der Landkreis Meißen erstellt, steht der Hort Oberlößnitz mit ganz oben.