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Radebeul

In Moritzburg öffnet ein 24-Stunden-Supermarkt ohne Personal

Jeden Tag 24 Stunden geöffnet und ohne Personal: Im Moritzburger Ortsteil Friedewald ist die erste „Fritz‘ nahkauf Box“ Ostdeutschlands eröffnet worden. Auch Meißen interessiert sich für das Modell.

Von Udo Lemke
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Lutz Sontag, Ortsvorsteher von Friedewald, hat am Sonntag den automatisierten Supermarkt eröffnet.
Lutz Sontag, Ortsvorsteher von Friedewald, hat am Sonntag den automatisierten Supermarkt eröffnet. © Claudia Hübschmann

Die Stimmung ist gelöst. In freudiger Erwartung haben sich etwa 200 Moritzburger, Unternehmensvertreter und Kommunalpolitiker am Sonntagvormittag am Ortsausgang von Friedewald versammelt. Denn hier, am Bolzplatz, direkt hinter der Bushaltestelle, soll ein innovatives Projekt zur Nahversorgung im ländlichen Raum seine Fortsetzung finden.

Nachdem bereits in Bayern und im rheinland-pfälzischen Ahrtal zwei sogenannte „Fritz‘ nahkauf Boxen“ in Betrieb gegangen sind, wurde nun im Moritzburger Ortsteil der deutschlandweit erst dritte bargeldlose Supermarkt, der vollkommen ohne Personal funktioniert, eröffnet.

In Chemnitz wurde Anfang Februar bereits ein ähnlicher Minimarkt eröffnet – F2 Mini heißt der und funktioniert ebenfalls komplett digital.

Damit sollen Lücken in der Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs außerhalb der Städte geschlossen werden. Was Friedewald betrifft, so schildert der Moritzburger Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) die Situation so: „Es ist weit über zwanzig Jahre her, dass die letzte Kundenschlange an der Bäckerecke bei Wittigs anstand, und auch Frau Gürgens hat vor vielen, vielen Jahren ihre Ladentür für immer geschlossen.“ Seitdem hielten zwar ab und an Verkaufswagen in Friedewald, aber einen Laden gab es nicht mehr. Da war es ein Glück, dass die Moritzburger Hauptamtsleiterin Margit Voß auf das Beispiel der „Fritz‘ nahkauf Box“ im bayerischen Pettstadt gestoßen war und Kontakt aufnahm. So etwas sollte nun auch in der Gemeinde Moritzburg entstehen. „Und in einem für heutige Planungszeiträume unverstellbaren halben Jahr“, so Bürgermeister Hänisch, wurde der Plan in die Tat umgesetzt.

Automatisierter Supermarkt in Moritzburg hat täglich 24 Stunden geöffnet

Seit Sonntagvormittag steht mit „Fritz‘ nahkauf Box“ in Friedewald Sachsens erster automatisierter 24-Stunden-Einkaufsladen an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung. Er wird künftig die Versorgung mit frischen Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs vom Apfel bis zur Zahnbürste im 1.000 Einwohner zählenden Moritzburger Ortsteil Friedewald sicherstellen.

Auf einer Verkaufsfläche von knapp 40 Quadratmetern werden rund 800 Artikel angeboten. Bezahlt wird bargeldlos an einer Self-Checkout-Kasse entweder mit EC- oder Kreditkarte. Mit beiden öffnet sich auch die Tür zum Ladencontainer.

Das Bezahlen funktioniert im 24-Stunden-Supermarkt mit Karte.
Das Bezahlen funktioniert im 24-Stunden-Supermarkt mit Karte. © Claudia Hübschmann

Nahkauf gehört zur Rewe-Gruppe und der Friedewalder Mini-Supermarkt wird von Stefan Köckeritz und seinem Geschäftspartner Fritz Starke betrieben, die bereits vier klassische nahkauf-Nachbarschaftsmärkte in Dresden, Chemnitz und Elsterwerda mit 65 Mitarbeitern führen. Diese werden auch den Friedewalder Laden täglich frisch beliefern. Köckeritz leitet zudem zwei Rewe-Märkte in Dresden und Pirna. „Die Gemeinde Moritzburg und der Ortschaftsrat in Friedewald haben sich sehr dafür eingesetzt, dass die Einwohner künftig wieder direkt vor ihrer Haustür einkaufen können. Für mich war das eine wirklich beispielhafte Zusammenarbeit“, erklärte er am Sonntag bei der Eröffnung in Friedewald.

Rewe will weitere Box-Supermärkte eröffnen

Matthis Neth, der am Rewe-Hauptsitz in Köln für die nahkauf-Märkte zuständig ist, sagte, dass es in Deutschland etwa 8.000 Siedlungsgebiete gibt - vor allem im ländlichen Raum -, die unterversorgt sind, was Waren des täglichen Bedarfs betrifft. Auf Nachfrage zu den weiteren Vorhaben der Rewe-Gruppe in dieser Hinsicht erklärte er: „Wir wollen bis Mitte des Jahres zu den jetzt bestehenden drei Box-Supermärkten noch weitere vier eröffnen.“ In Abhängigkeit davon, wie diese angenommen und wirtschaftlich betrieben werden können, werde entschieden, ob es deutschlandweit weitere geben werde.

Es gehe darum, dass insbesondere auch die Senioren in der Gemeinde, von denen viele in ihrer Mobilität eingeschränkt seien, nicht auf eine Weltreise gehen müssten, um zum nächsten Laden zu kommen, nennt der Friedewalder Ortsvorsteher Lutz Sontag einen wichtigen Punkt für den neuen Laden: „Ich glaube, dass das Konzept funktionieren wird.“

Bei einem ersten Rundgang durch den Friedewalder Laden ist auch Markus Renner, Bürgermeister der Stadt Meißen, anwesend. Im Gespräch erklärt er, dass auch Meißen das Konzept des verkäuferlosen Ladens interessiert verfolge. Es gebe in der Stadt Teile, die sich für ein solches Projekt anbieten würden. Und er nennt Bohnitzsch, die Kynastsiedlung und das Gebiet am Plossen. „Wir standen schon im Kontakt mit der Gemeinde Moritzburg und nach dem heutigen Vormittag sind wir das auch den bei Rewe-Verantwortlichen.“

  • „Fritz‘ nahkauf Box“, Kötzschenbrodaer Straße 42, 01468 Moritzburg OT Friedewald.