Radebeul. Die Weinlese fällt in diesem Jahr nicht berauschend aus. Wegen eines besonders frühen Austriebs und des Spätfrosts im April haben Weinbauer je nach Lage einen Totalausfall oder nur einen ganz geringen Ertrag im Elbland. Gegenüber Weinjahren ohne Frostschäden beträgt der Ernteausfall rund 80 Prozent im sächsischen Anbaugebiet. Trotz dieser trüben Aussichten und wirtschaftlichen Herausforderungen wollen sich die Elbland-Winzer und ihre Gäste nicht die Stimmung vermiesen lassen. Vom 27. bis 29. September dieses Jahres wird in Radebeul wieder gefeiert. Das 32. Herbst- und Weinfest sowie das 27. Internationale Wandertheaterfestival locken am letzten Septemberwochenende von Freitag bis Sonntag auf den Dorfanger Altkötzschenbroda und die Elbwiese.

Konzerte junger Bands

"In diesem Jahr ziehen sich Tradition und Veränderung wie ein roter Faden durch das Programm", sagt Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos). Diese fangen bei der künstlerischen Leitung an. Helmut Raeder, der seit 1991 die großen Feste in der Lößnitzstadt gestaltet, nimmt Abschied. Ein letztes Mal hat er sich um die Programmpunkte des Wandertheaterfestivals gekümmert. 14 Theatergruppen werden 56 Theateraufführungen an sieben verschiedenen Spielstätten zum Besten geben.

Für das musikalische Programm ist sein Nachfolger Björn Reinemer erstmals verantwortlich. Als Steppke war er mit seinen Eltern ab dem zweiten Weinfest immer wieder bei den tollen Tagen als Besucher dabei. Zudem kann der gebürtige Radebeuler sich noch an das erste Wandertheaterfestival erinnern. Später stand er selbst auf der Bühne des Hoftheaters mit seiner Band, als Freitagabend Nachwuchsmusiker ihre ersten Auftritte vor großem Publikum erlebten und später zu Tourneen aufbrachen. An die Tradition der "Jungen Bands" knüpft Reinemer an. Und ruft die Talente auf: "Kommt auf uns zu!" Denn am Eröffnungsabend werden jetzt und auch in Zukunft junge Musiker Konzerte geben.

Aktionen zum Mitmachen

Insgesamt 27 Bands, Orchester, Solisten und Chöre geben an den drei Festtagen Konzerte. Zu den ersten Neuerungen im Musikprogramm zählt beispielsweise die Lieder-Lounge am späten Sonntagnachmittag. Beim Verweilen und entspannten Zuhören können die Besucher Liedern von "Miss Rockester" und Susann Karadah lauschen. Einen weiteren Schwerpunkt der neuen Programminhalte sind Mitmachaktionen. So können die Radebeuler und ihre Gäste am Sonntagnachmittag auf der Streuobstwiese beim Mitsing-Chor ihre Stimmen ertönen lassen. Aber auch das Tanzbein kann geschwungen werden, bei einem Swing-Workshop oder nach dem Dance-Battle "sponTanz" auf der Elbwiese. Bevor dorthin die Tangonacht lockt, liefern sich die am Fest beteiligten Tanzkompanien, wie "Funky Monkeys", "The Saxonz" und "Muno Dance Productions", einen Wettkampf.

Auf "Tam Tam" müssen die Festbesucher – rund 50.000 werden an allen drei Tagen zusammen wieder erwartet – dagegen verzichten, konkret die Tam Tam Combony. In den vergangenen Jahren hat das Trio seine eigenwilligen und schrägen Interpretationen von Popmusiktiteln auf dem Platz vor dem Hotel "Goldener Anker" gespielt. Dort treten dieses Mal "Crepes Sucette" mit einer Mischung aus Irish-Folk, Klezmer und Balkan sowie die Nachwuchsband Kellerkumpanen auf. Musikprogrammchef Björn Reinemer möchte auch anderen regionalen Bands Auftrittsmöglichkeiten geben, nennt er als Grund, warum die Tam Tam Combony dieses Jahr beim Weinfest nicht dabei ist. Daneben sind auch wieder internationale Musiker, beispielsweise aus Südamerika, Schweden, Frankreich oder Russland mit von der Partie. Zudem möchte Björn Reinemer verstärkt den Fokus auf die Musikszene in den Nachbarländern Polen und Tschechien lenken.

Fantastische Wesen auf dem Anger

Beim Theaterprogramm lässt es Helmut Raeder noch einmal krachen. Die Weinfestbesucher können sich unter anderem zweimal auf Shakespeare freuen. Eine Hommage an den großen Stückeschreiber zeigt Bernd Lafrenz im Luthersaal der Friedenskirchgemeinde. Auf der Elbwiese laden zwei Schauspieler zu einem theatralen Spaziergang durch Szenen des Dichters ein. Am gleichen Veranstaltungsort stehen am Sonnabend und Sonntag jeweils eine Großinszenierung von "Common Ground" mit spektakulärer Akrobatik auf dem Programm. Zudem wird die niederländische Truppe "Close Act" fantastische Wesen über den Anger laufen lassen. Clownerie wird ebenfalls nicht fehlen.

Zu den Traditionen und Veränderungen zählt auch das feurige Finale, für dessen Grundstock dieses Mal nicht Objektkünstler Reinhard Zabka sorgen wird. Statt eines Labyrinths bauen Muriel Cornejo und César Olhagaray mit Kollegen ein großes Kunstwerk auf. Zu diesem gehört eine rund 200 Meter lange Leinwand, welche die Künstler zusammen mit Besuchern bemalen wollen. Die Skulpturenlandschaft wird laut Raeder für den einen Zweck auf der Elbwiese geschaffen, um diese am Sonntagabend bei Theater und Musik abzufackeln.

Gleicher Eintritt, andere Öffnungszeiten

"Die Eintrittspreise sind gleich geblieben", informiert Alexander Lange, stellvertretender Leiter des städtischen Kulturamtes. Am Freitag ist er wieder frei. Für Sonnabend und Sonntag sind die Tickets im Vorverkauf günstiger zu haben. Erwachsene zahlen 10, ermäßigt 7, Familien 22 Euro für das Sonnabend-Bändchen. Das Sonntag-Bändchen kostet in den Vorverkaufsstellen – Tourist-Information in der Hauptstraße 12 und DDV Lokal in der Bahnhofstraße 8 – 8, 6, beziehungsweise 18 Euro. Nur im Vorverkauf ist das Wochenendticket für 16 Euro Erwachsene, ermäßigt 12 und 39 Euro Familien zu haben. An der Tageskasse beträgt der Eintritt am Sonnabend 12, ermäßigt 9 und Familien 27 Euro, am Sonntag 9, 7 beziehungsweise 21 Euro.

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Eine Neuerung gibt es laut Lange bei den Öffnungszeiten. Die Händler an den Marktständen bieten am Freitag ab 17 Uhr, am Sonnabend und Sonntag jeweils ab 12 Uhr ihre Waren feil. Rund 125 Buden werden auf dem Dorfanger aufgebaut. Davon haben rund 30 Kunsthandwerk, Schmuck und Textilien im Angebot. Das Programm startet am Freitag um 17.30 Uhr, 14 Uhr am Sonnabend und 13 Uhr am Sonntag. In den beiden Weindörfern sowie an den Ständen auf dem Dorfanger sind etwa 35 Winzer und Weinbaugemeinschaften aus Sachsen sowie dem Anbaugebiet Saale-Unstrut vertreten.