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Besuch auf der Havarie-Baustelle: Wie geht es mit der Nassauhalle in Weinböhla weiter?

Ein verborgenes Leck an der Regenwasserleitung führte zur Schließung der Nassauhalle in Weinböhla. Die Sanierungsarbeiten laufen noch bis zum zweiten Quartal 2025.

Von Martin Skurt
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Christoph Krzikalla, Bauamtsleiter in Weinböhla, beschäftigt momentan die Sanierung der Nassauhalle. Wie die Arbeit vorangeht, erklärt er gemeinsam mit einem Mitarbeiter am Ort.
Christoph Krzikalla, Bauamtsleiter in Weinböhla, beschäftigt momentan die Sanierung der Nassauhalle. Wie die Arbeit vorangeht, erklärt er gemeinsam mit einem Mitarbeiter am Ort. © Andreas Weihs

Weinböhla. Die Havarie der Nassauhalle in Weinböhla sorgt seit Monaten für Aufregung in der Gemeinde. Auch deshalb wandte sich Bürgermeister Siegfried Zenker Mitte August mit einem Brief an den Hauptnutzer der Sportstätte, den HSV Weinböhla. Er weist darauf hin, dass vielleicht der Eindruck entstanden sei, dass die Gemeinde zu wenig unternehme, um die Halle wieder nutzbar zu machen. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Nun haben sich Raphael Werner, zuständig für kommunale Hochbaumaßnahmen der Gemeinde, und Bauamtsleiter Christoph Krzikalla mit Sächsische.de auf der Baustelle getroffen und über den Stand der Reparaturen sowie geplante Vorhaben gesprochen. Ein defektes Regenwasserrohr hat dazu geführt, dass sich Wasser unbemerkt unter dem Hallenboden verbreitete. Das konnte Anfang Juni durch weiterführende Baudiagnostik bestätigt werden. Der daraus entstandene Schaden ist so massiv, dass die Halle seit Ende April geschlossen ist.

Nach einer Schürfbohrung kam heraus, dass eine Regenwasserleitung ein Leck hat – vermutlich durch Erdschüttung entstanden. Um die Leitung neu zu verlegen, wurde ein Teil des Walls freigelegt.
Nach einer Schürfbohrung kam heraus, dass eine Regenwasserleitung ein Leck hat – vermutlich durch Erdschüttung entstanden. Um die Leitung neu zu verlegen, wurde ein Teil des Walls freigelegt. © Andreas Weihs

"Es hat eine Weile gedauert, bis wir überhaupt feststellen konnten, woher das Wasser kam", erklärt Werner. Wochenlang suchten Spezialisten nach der Ursache. Zerstörungsfreie Prüfmethoden wie Wasseranalysen, Drucktests und Schürfbohrungen außerhalb des Gebäudes brachten nur indirekte Hinweise, bis schließlich eine Kamerabefahrung der außenliegenden Regenentwässerungsleitung und der Rückbau des Sportbodens an mehreren Stellen den Aufschluss gab: Die außenliegenden Regenwasserrohre waren beschädigt. Über einen längeren, nicht bestimmbaren Zeitraum gelangte so Wasser in das Gebäude und unter den Sportboden. Dieser besteht aus einer Holzkonstruktion, die auf einer Betonplatte liegt.

Bauamt tut alles, um weitere Schäden zu vermeiden

"Das Wasser hat sich filmartig über die gesamte Halle verteilt", so Werner. Besonders tückisch war, dass sich das Wasser zunächst unter einer Abdichtungsbahn, die auf dem Beton lag, gesammelt hatte, ohne dass auf der Oberfläche etwas zu sehen war. "Die Bodenplatten sind so eben gebaut, dass das Wasser nicht abfließen konnte." Stattdessen breitete sich die Feuchtigkeit langsam, aber stetig mit einer Sogwirkung aus und führte zu erheblichen Schäden an der Holzkonstruktion des Sportbodens. Die Auflageklötze, die den Holzboden ausgeglichen haben, saugten sich so sehr mit Wasser voll, dass sie vereinzelt zu faulen begannen. Deshalb wurde die Halle auch wegen Gesundheitsgefährdungen beim Sport geschlossen.

Um den Schaden zu beheben und solche Vorfälle künftig zu verhindern, wird nun eine neue Regenwasserleitung verlegt. "Die alte verläuft unter dem Wall hinter der Halle", erklärt Werner. "Aber wir müssten diesen komplett zurückbauen. Deshalb legen wir das System jetzt nach vorn." Die Entscheidung, den Wall nicht komplett aufzureißen, sei sowohl wirtschaftlicher als auch sicherer, bestätigt Krzikalla, da er das Wasser vom Gebäude fernhält. "Wir wollen nicht riskieren, dass es zu weiteren Schäden kommt."

Die Arbeiten an der neuen Leitung sollen schließlich noch im Herbst abgeschlossen werden. Die Sanierung der Halle kann parallel beginnen. "Der Abbruch des alten Sportbodens startet in Kürze", sagt Krzikalla. Ein neuer soll gebaut werden. "Die derzeitige Holzkonstruktion ist zu stark beschädigt", so Werner. Ein Trocknen des Bodens sei aufgrund der Konstruktion und des Schadensbildes nicht mehr möglich, allein dafür hätten 400 Löcher gebohrt werden müssen. Auch die in den Holzschwingboden eingebaute Fußbodenheizung muss komplett ausgetauscht werden. Eine positive Nachricht ist, dass der Estrichfußboden im Geräteraum, der auch von der Durchfeuchtung betroffen ist, nur getrocknet und nicht erneuert werden muss.

Der neue Regenwasserkanal verläuft nun vor dem Wall. Dadurch wird das Regenwasser vom Gebäude ferngehalten. Die Leitung wird an das noch intakte System auf der anderen Seite angeschlossen.
Der neue Regenwasserkanal verläuft nun vor dem Wall. Dadurch wird das Regenwasser vom Gebäude ferngehalten. Die Leitung wird an das noch intakte System auf der anderen Seite angeschlossen. © Andreas Weihs

Die Herausforderung bleibt jedoch: Der Neubau eines speziellen Sportbodens nimmt nicht nur Zeit in Anspruch, sondern es fehlt auch an Fachkräften. "Es gibt nicht viele Firmen, die das können", sagt Werner. Selbst wenn das nötige Geld vorhanden ist, könnte es an den verfügbaren Kapazitäten der Firmen scheitern. Dazu kommt die Bauzeit von mindestens drei Monaten für so einen Boden.

Bürgermeister sichert etappenweise Finanzierung zu

Die Kosten der Sanierung werden auf mehr als eine halbe Million Euro geschätzt. "Die Finanzierung ist noch nicht komplett geklärt, aber wir arbeiten daran und haben die Zusage des Bürgermeisters, dass das notwendige Geld etappenweise zur Verfügung steht", so Krzikalla. Vor allem hoffen Gemeinde und Bauamt, dass keine weiteren Überraschungen während der Bauarbeiten auftauchen.

Trotz der hohen Kosten und der langen Bauzeit ist eines klar: Die Nassauhalle muss so schnell wie möglich wieder instand gesetzt werden. Viele Vereine sind darauf angewiesen. Besonders der Handballverein HSV Weinböhla, der regelmäßig in der Halle trainiert und spielt, hat mit der Schließung zu kämpfen. Er sammelt aktuell auf seiner Internetseite Spenden, um die zusätzliche finanzielle Belastung zu stemmen. Auch die Turnabteilung des TuS Weinböhla kann nicht mehr in der Nassauhalle trainieren oder Wettkämpfe austragen. Sie muss zum Beispiel für ihren Landesliga-Heimwettkampf am 2. November nach Meißen in den Heiligen Grund ausweichen.

Für die Gemeinde bleibt die Havarie der Nassauhalle schließlich ein komplexes und hochpreisiges Vorhaben. Doch Krzikalla ist optimistisch: "Wir gehen schnell vor, aber bleiben dabei wirtschaftlich. Der Sportbodenneubau ist anspruchsvoll, aber wir sind zuversichtlich." Die Wiedereröffnung der Halle wird für das zweite Quartal 2025 erwartet – wenn alles nach Plan verläuft.