Sensoren aus Ottendorf-Okrilla in Flugzeugen und Dresdner Straßenbahnen unterwegs
Ottendorf-Okrilla. Sie fliegen ab und zu sogar über uns: die Sensoren, die in Ottendorf-Okrilla gefertigt werden. Das passiert dann, wenn die Sensoren der Firm ADZ Nagano Sensortechnik in Flugzeugen verbaut sind. 115 Mitarbeiter beschäftigt die Firma mit Sitz am Bergener Ring. 65 von ihnen sind in der Produktion tätig und fertigen die Sensoren, die zu zwei Dritteln nicht nach Deutschland, sondern weltweit verkauft werden.
Pro Jahr stellt das Ottendorfer Unternehmen nach eigenen Angaben etwa 600.000 Einzelsensoren und etwa 3.000 Luftfahrtteile her. Kunden sind unter anderem Siemens, Baumaschinen Liebherr und Alstom. Allerdings liefert ADZ in der Regel nicht an die Endkunden, sondern an Zulieferer.
Sensortechnik in Dresdner Straßenbahnen
Die Sensortechnik aus Ottendorf-Okrilla befindet sich aber auch in den Dresdner Straßenbahnen. "Dort sind unsere Sensoren im Bereich Bremsdruck per Hydraulik verbaut. Dabei muss der Druck im Bremssystem überwacht werden, damit die Bahn schön sanft an der Haltestelle anhält", erklärt Geschäftsführer Hannes Georgi.
Aber auch in der Formel 2, bei der DTM, im Schiffbau, im Fahrzeugbau oder in der Lebensmittelindustrie sind die Sensoren aus Ottendorf verbaut. Ein weiterer Einsatzbereich ist die Medizintechnik. Insbesondere im OP-Bereich bei Anästhesie-Geräten werden die Sensoren genutzt. Zum Beispiel dann, wenn die Patienten mit einem Gas-Sauerstoff-Gemisch in Narkose versetzt werden. Dann prüfen die Sensoren, ob der Druck stimmt, damit der Patient nicht zu lange schläft.
In Flugzeugen befinden sich die Bauteile unter anderem im Airbus A350 XWB, im Falcon 10X und in Zweisitzer-Maschinen. In Passagierfliegern regeln die kleinen Sensoren das Klima mit und sorgen dafür, dass die Gäste nicht frieren oder schwitzen, erklärt Hannes Georgi. Auch beim Fahrwerk und an den Tragflächen kommen die Ottendorfer Sensoren zum Einsatz. Außerdem werden sie in der "Ariane 6" genutzt, einem europäischen Raumfahrt-Trägersystem. "Sie wurden in der Telemetrie eingesetzt, bei der Lage- und Umgebungsdrucküberwachung", erklärt der Geschäftsführer.
Aktuell fliegen die Sensoren seit einigen Jahren über uns hinweg, für ein Start-up-Unternehmen aus Uruguay. Dieses baut Micro-Satelliten mit einer Größe eines kleinen Gefrierschranks, und schickt sie für die Erdbeobachtung rund um den Globus. Ziel ist es, abgelegene Gebiete zu überwachen, um zum Beispiel rechtzeitig Waldbrände zu erkennen. Die Ottendorfer Sensoren überwachen dabei den Antrieb der Satelliten und den Tank mit Gas und Düsen sowie das Druck- und Kühlsystem.
Unternehmen produziert im Drei-Schicht-Betrieb
In dem Unternehmen werden die einzelnen Sensoren im Dreischicht-Betrieb produziert. Dabei gibt es Baukastensysteme, bei denen die Sensoren für viele gängige Bereiche bereits einsatzbereit sind. ADZ entwickelt aber auch selbst neue Sensortechnik für Temperatur und Druck oder passt bestehende Sensoren den Kundenwünschen an.
Bei der Entwicklung neuer Produkte gebe es teilweise eine Vorlaufzeit von bis zu vier Jahren, erklärt der Geschäftsführer. Bis zum endgültig fertigen, neuen Sensor müssten eine Vielzahl theoretischer Studien durchgeführt werden, bis zur ersten Musteranfertigung, über die Prüfung und teils auch über Zulassungsbehörden. Die meisten Projekte würden dann aber 20 bis 30 Jahre laufen und somit rechne sich auch die Entwicklung neuer Sensortechnik. Um die Entwicklung kümmern sich derzeit 25 Mitarbeiter.
Derzeit sucht das Familienunternehmen, welches seit drei Jahren von zwei Söhnen der Gründungsmitglieder geführt wird, neue Mitarbeiter. Zum Beispiel: Mechatroniker und Lehrlinge für die Berufe Industrieelektriker für Geräte und Systeme und Elektroniker für Geräte und Systeme.