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Welche Noten haben die Radeberger Brücken beim Brücken-Tüv bekommen?

Schon vor dem Einsturz der Dresdner Carolabrücke sind die Radeberger Eisenbahnbrücke und die Röderbrücke in den Fokus geraten. Wie schlecht ist ihr Zustand wirklich?

Von Verena Belzer
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Eine von drei Spuren ist auf der Eisenbahnbrücke in Radeberg gesperrt.
Eine von drei Spuren ist auf der Eisenbahnbrücke in Radeberg gesperrt. © Marion Doering (Archiv)

Radeberg. Rund eine Woche ist es nun her, dass die Carolabrücke in Dresden eingestürzt ist. Ein Schock nicht nur in Dresden und der Region, sondern im ganzen Land. Seitdem wird viel gesprochen und geschrieben über die Zustände von deutschen Brücken, über den sogenannten Brücken-Tüv und darüber, was der Grund für den dramatischen Einsturz in Dresden gewesen sein könnte. Auch in Radeberg gibt es zwei Brücken, die die Stadt wohl noch lange beschäftigen werden.

So sind Röderbrücke und Eisenbahnbrücke eingeschränkt

Eine der beiden Brücken ist schon länger in einem derart schlechten Zustand, dass ihre Nutzung seit Jahren eingeschränkt ist. Gemeint ist die Brücke über die Röder auf der Dresdener Straße. Sie liegt in der Verantwortung des Landesamts für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Im Landkreis Bautzen ist das Lasuv für 307 Brücken auf Staats- und Bundesstraßen zuständig. Bei nur zwei Brücken ist der sogenannte Verkehrsraum eingeschränkt, die Röderbrücke ist eine davon. Seit Jahren ist der Fußweg gesperrt, die Planung für eine neue Brücke läuft aktuell.

Und es gibt noch eine zweite Brücke in Radeberg, deren schlechter Zustand erst kürzlich in den Fokus gerückt ist. Es ist die Eisenbahnbrücke. Erst Ende August wurde hier eine der drei Fahrspuren gesperrt. Außerdem ist die Nutzung der Brücke auf 20 Tonnen je Fahrstreifen beschränkt. Die notwendigen Beschilderungen sind inzwischen aufgestellt worden.

So werden die Brücken untersucht

Die Brücke über die Röder ist ebenfalls baufällig. Die Planungen zur Sanierung sind in vollem Gange.
Die Brücke über die Röder ist ebenfalls baufällig. Die Planungen zur Sanierung sind in vollem Gange. © René Meinig

Jede Brücke wird im Abstand von sechs Jahren einer Hauptprüfung unterzogen, erläutert Stadtsprecherin Sarah Günther. Drei Jahre nach dieser erfolgt eine Einfach-Prüfung mit der gleichen Vorgehensweise. "Die Hauptprüfung der Brücke über die Bahn an der Rathenaustraße wurde turnusmäßig Mitte August durchgeführt." Darüber hinaus gibt es bei Brücken auch sogenannte Einfachprüfungen und auch Sonderprüfungen - und zwar nach besonderen Ereignissen wie Hochwassern oder Unfällen, bei denen Brücken beschädigt wurden.

Bei den Prüfungen werden die Brücken nach einem bundesweit einheitlichen System bewertet, das in der "Richtlinie zur einheitlichen Erfassung, Bewertung, Aufzeichnung und Auswertung von Ergebnissen der Bauwerksprüfung nach DIN 1076" festgelegt ist. Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 1,0 bis 4,0:

  • 1,0-1,4: sehr guter Zustand
  • 1,5-1,9: guter Zustand
  • 2,0-2,4: befriedigender Zustand
  • 2,5-2,9: ausreichender Zustand
  • 3,0-3,4: nicht ausreichender Zustand
  • 3,5-4,0: ungenügender Zustand

Diese Noten haben Röder- und Eisenbahnbrücke bekommen

"Nach Auswertung der Ergebnisse erhielt die Eisenbahnbrücke die Zustandsnote 3,5", schreibt Sarah Günther. "Diese beschreibt einen 'ungenügenden Bauwerkszustand' mit der Definition: 'Die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit sind erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben'."

Die Röderbrücke ist sogar noch maroder. Wie Lasuv-Sprecherin Corinna Saring mitteilt, hat die Röderbrücke beim letzten Brücken-Tüv die Note 3,8 erhalten.

Das sagt der Prüfbericht zur Standsicherheit der Eisenbahnbrücke

Was bedeutet das nun konkret? "Im zugrundeliegenden Prüfbericht wird erklärt, dass die festgestellten Mängel und Schäden zwar die Verkehrssicherheit und auch die Standsicherheit des Bauwerkes beeinträchtigen, diese aber dennoch weiterhin gegeben sind", berichtet Sarah Günther vom Zustand der Eisenbahnbrücke. "Als erforderliche Maßnahme sei empfohlen worden, "umgehend eine Bauwerksnachrechnung zu veranlassen und die Nutzung einzuschränken". Die Bauwerksnachrechnung sei noch im August beauftragt worden.

So geht es jetzt weiter

"Die weitere Verfahrensweise ist davon abhängig, welche Ergebnisse die Nachrechnungen für die Eisenbahnbrücken hervorbringen", erklärt Sarah Günther. "Sollten zusätzlich zur ergriffenen Nutzungseinschränkung weitere Anpassungen notwendig sein, werden diese umgehend umgesetzt."