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Wachau: Was eine Kettensägenkünstlerin mit einem 100 Jahre altem Kinderkarussell vorhat

Die Wachauer Kettensägenkünstlerin Karen Hobelsberger arbeitet an einem besonderen Projekt: Auf ihrem Grundstück restauriert sie ein Kinderkarussell mit über 100 Jahre alten Tierfiguren.

Von Rainer Könen
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Karen Hobelsberger inmitten des historischen Karussells, das sie nun in Wachau restauriert.
Karen Hobelsberger inmitten des historischen Karussells, das sie nun in Wachau restauriert. © Rainer Könen

Die rostbraune Farbe ist abgeblättert, die Schrauben, die die Einzelteile des hölzernen Hahns zusammenhalten, sind verrostet, Risse überall. Der Schimmel schaut traurig drein, auch an ihm ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Zügel und Steigbügel weisen Spuren von glücklichen Kindern auf. An den anderen Tierfiguren - Ziege, Gans und Schwein - nagt ebenfalls der Zahn der Zeit, an etlichen Stellen ist blankes Holz zu sehen.

Mit anderen Worten: Der Lack ist schon lange ab an diesen betagten Kirmesfiguren - das jedoch soll sich bald ändern.

"Vermutlich die ältesten Figuren Ostsachsens"

Karen Hobelsberger hat neun zwischen 10 und 25 Kilogramm schwere Tierfiguren auf eine hölzerne Drehscheibe gestellt, die auf der Wiese ihres weitläufigen Werkstattgeländes steht. Die in der Region bekannte Kettensägenkünstlerin plant ein besonderes Projekt: Auf ihrem Grundstück an der Wachauer Schulstraße will sie in den nächsten Monaten ein historisches Kinderkarussell errichten. "Mit Kirmesfiguren, die ich auf weit über 100 Jahre schätze", sagt sie. "Vermutlich sind das die ältesten Karussellfiguren Ostsachsens."

Auch der Schimmel ist in die Jahre gekommen.
Auch der Schimmel ist in die Jahre gekommen. © Rainer Könen
So sieht das Kinderkarussell aktuell aus.
So sieht das Kinderkarussell aktuell aus. © Rainer Könen

Mit diesem Karussell-Projekt erfülle sie sich endlich "einen langgehegten Lebenstraum", erzählt die frühere Pharmareferentin, die von Nostalgie spricht, von Jahrmarkterinnerungen und davon, dass diese seltenen Holzfiguren ein "Kulturgut" seien.

Handwerker über Ebay gesucht

Vor zwölf Jahren bekam sie die Figuren von einem Freitaler Karnevalsverein. "Die standen damals bei einer Veranstaltung als Deko herum, die gefielen mir sofort", sagt die in Sohland/Spree aufgewachsene Frau. Über zehn Jahre schlummerten die Figuren dann auf dem Dachboden ihres Hauses.

Als ihr im vergangenen Jahr ein Leppersdorfer Landwirt eine alte Silo-Abdeckung anbot, sei das der entscheidende Impuls für ihr langgehegtes Vorhaben gewesen. Denn als sie die Figuren damals erhalten hatte, stand für sie schon fest, "dass die mal ihren Platz auf einem Kinderkarussell bekommen werden". Dass es so lange dauern würde, nun, "so ist es halt manchmal im Leben". Sie lächelt.

Das alte Karussellgestell gibt es nicht mehr. "Aber die Silo-Abdeckung ist als Karusselldach bestens geeignet." Für den Transport der rund 170 Kilogramm schweren und dreieinhalb Meter breiten Scheibe - "sieht wie ein Ufo aus" - habe sie einen Schwertransporter benötigt. "Und über Ebay-Kleinanzeigen habe ich Handwerker gesucht, die sich mit dem Bau von historischen Karussells auskennen."

Im Frühling 2025 soll es ein Karussellfest geben

Ein Dresdner Modellbauer meldete sich - und der Radeberger Drehermeister Walter Ulrich. Befreundete Handwerker sicherten ihr ebenfalls Unterstützung zu. Im vergangenen November traf man sich zur Planung, dabei stand vor allem die Frage im Mittelpunkt: Wie soll das Karussell bewegt werden? Mechanisch oder mittels Handbetrieb?

Von erfahrenen Landwirtschaftsschlossern gab es wertvolle Tipps für den Bau eines solchen Antriebs. Fest steht nun: Das historische Kinderkarussell, das im Übrigen, so Karen Hobelsberger "unverkäuflich" sei, wird, wenn es fertig ist, mittels Handbetrieb in Bewegung gesetzt.

Für alle am Projekt beteiligten Mitarbeiter dürfte das bevorstehende Winterhalbjahr arbeitsintensiv werden. Der Karussellaufbau soll originalgetreu gefertigt werden. In den nächsten Monaten wird Karen Hobelsberger ihren von der Zeit geschundenen Kirmes-Figuren Leben einhauchen und sie restaurieren. Aber im Hinblick auf das Ergebnis nimmt sie diese Mühen gerne in Kauf. Sie freut sich schon aufs kommende Jahr.

Im Mai oder Juni plant sie auf ihrem Grundstück ein Karussellfest. "Dann sollen sich die alten Holzfiguren mit klassischer Rummelmusik aus den 30er-Jahren" wieder im Kreis drehen und Kinder auf den historischen Pferdchen reiten können.

Für Karen Hobelsberger gibt es nichts Schöneres als ein historisches Kinderkarussell. "Das ist was für die Seele."