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Warum die Schwarze Röder in Fischbach so breit geworden ist

Seit etwa einem Jahr hat Fischbach neue Einwohner. Sie leben versteckt an der Schwarzen Röder und gestalten das Bachbett völlig um. Nur gesehen hat sie noch keiner - die Biberfamilie.

Von Siri Rokosch
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Bier sind sehr scheu. Offenbar fühlen sie sich in Fischbach aber sehr wohl.
Bier sind sehr scheu. Offenbar fühlen sie sich in Fischbach aber sehr wohl. © Symbolfoto: Archiv/Landratsamt Görlitz

Arnsdorf. Wer in Fischbach, einem Ortsteil von Arnsdorf, entlang der Schwarzen Röder spazieren geht, wird sicherlich die Veränderungen am Bach gesehen haben. Das Wasser ist stark angestaut, breitet sich bis weit in die Wiesen hinein bis zum Rande des Karswaldes aus. Dort hat eine Biberfamilie ihr zu Hause gefunden. Nur gesehen hat die scheuen Tiere bislang noch keiner.

Hier ist die Schwarze Röder fast schon zu einem Teich geworden. Im Hintergrund ist der Damm der Biber zu erkennen.
Hier ist die Schwarze Röder fast schon zu einem Teich geworden. Im Hintergrund ist der Damm der Biber zu erkennen. © Foto: SZ/Siri Rokosch

Erste Vermutung 2023: Kinder bauten den Damm

"Im Frühsommer des vergangenen Jahres hatten Mitarbeiter unseres Bauhofs den Damm entdeckt", erzählt Arnsdorfer Bürgermeister Frank Eisold (CDU) bei einer persönlichen Begehung mit Sächsische.de.

"Damals vermuteten sie noch, Kinder hätten den Damm gebaut und der Bauhof hat Teile des Dammes wieder entfernt. Doch dann wurden auch Fraßspuren festgestellt und wir meldeten das der Unteren Naturschutzbehörde", erinnert sich der Bürgermeister.

Die Biberfamilie hält sich streng versteckt

Hier, hinter dem Damm der Biber, nimmt die Schwarze Röder wieder ihren normalen Lauf durch den Karswald.
Hier, hinter dem Damm der Biber, nimmt die Schwarze Röder wieder ihren normalen Lauf durch den Karswald. © Foto: SZ/Siri Rokosch

Das Landratsamt Bautzen - als untere Naturschutzbehörde - erfuhr im November 2023 von der Anstauung an der Schwarzen Röder, sagt Pressesprecherin Sabine Rötschke: "Daraufhin erfolgte zunächst ein gemeinsamer Vor-Ort-Termin zur Beurteilung der Gesamtlage. Im Rahmen dieses Termins konnte eine Anstauung der Schwarzen Röder verursacht durch den Biber festgestellt werden. Zudem wurden entlang des Gewässers Fraßspuren an angrenzenden Gehölzen beobachtet."

Allerdings konnte bisher niemand die Biberburg finden und auch Tiere wurden noch nicht gesehen. "Somit war es bisher nicht möglich die genaue Größe des Biberreviers sowie die genaue Anzahl der Biber zu erfassen", so Rötschke.

Warum es so schwer ist den Biber zu sehen

Entlang der Schwarzen Röder können aufmerksame Beobachter aber die Spuren der Biber erkennen. So wurden einige der Bäume bereits abgenagt und liegen nun mit ihren Kronen im Wasser.

Die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Bautzen erklärt dazu, dass der Biber eine scheue Art sei, "die in der Dämmerung und nachts aktiv ist". Biber sind ausgezeichnete Schwimmer, die bei Gefahr einfach abtauchen. "Deshalb ist es schwierig den Biber in der freien Natur beobachten zu können", sagt Sabine Rötschke.

Angenagte Bäume, deren Kronen im Wasser liegen, geben Hinweise auf ein Bibervorkommen an der Schwarzen Röder in Fischbach
Angenagte Bäume, deren Kronen im Wasser liegen, geben Hinweise auf ein Bibervorkommen an der Schwarzen Röder in Fischbach © Foto: SZ/Siri Rokosch

Was den Biber so besonders macht

Die Familie der Biber besteht nur aus zwei Arten, dem Europäischen Biber (Castor fiber) und dem Kanadischen Biber (Castor canadensis), erklärt die Landratsamtssprecherin. "Beide Arten sind äußerlich sehr schwer zu unterscheiden, dennoch sind sie echte Arten, denn sie können sich nicht kreuzen."

Der europäische Biber (Castor fiber) ist eine nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Art. Dabei gibt es mehrere Unterarten des Bibers, die sich vom Erscheinungsbild und den charakteristischen Merkmalen nicht unterscheiden lassen. Lediglich genetisch können diese Unterarten voneinander differenziert werden.

Bei der im Elbe-Einzugsgebiet einheimischen Art handelt es sich um den Elbebiber (Castor fiber albicus Matschie). Der Freistaat Sachsen hat eine hervorgehobene europäische Verantwortung für die Erhaltung der aus Reliktpopulationen hervorgegangenen Population des Elbebibers, dessen Wiederausbreitung im potenziellen Verbreitungsgebiet noch nicht abgeschlossen ist.

Von Polen aus wandern seit einigen Jahren Biber osteuropäischer Unterarten nach Sachsen ein (Castor fiber orientoeuropaeus, LAVROV und Castor fiber belorussicus, LAVROV). Aus diesem Grund ist es ohne eine genetische Analyse der einzelnen Tiere nicht möglich, eine Aussage darüber treffen zu können, um welche Unterart es sich in Fischbach handelt.

Gibt es auch im Hüttertal Biber?

Wie Arnsdorfs Bürgermeister sagt, hätten einige Spaziergänger auch im Hüttertal Hinweise auf Biber gefunden. Doch das Landratsamt, beziehungsweise die untere Naturschutzbehörde, kann das bisher nicht bestätigen.

"Im Rahmen einer Vor-Ort-Begehung im September 2023 konnten keine Hinweise, wie zum Beispiel Fraßspuren vorzugsweise an Weichholzbäumen, Dammbau oder ein stärkerer Rückstau festgestellt werden, die auf ein Vorkommen des europäischen Bibers schließen ließen", so Sabine Rötschke.

Im Landkreis Bautzen ist in diesem Jahr das Modellprojekt "Naturschutzstation mit Landesschwerpunkt" gestartet, informiert Rötschke. Dieses Projekt wird realisiert durch die Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz und deren Förderverein, sagt sie. "Hierbei sollen die Biberreviere im Landkreis Bautzen möglichst flächendeckend erfasst werden." Der Fokus liege zunächst auf Revieren mit Konfliktpotential. Dabei sei die Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz Ansprechpartner für Beratungsgespräche zu Präventionsmaßnahmen aber auch zur praktischen Konfliktlösung.