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Warum im Radeberger Krankenhaus neuerdings gegärtnert wird

Der Chefarzt der Geriatrie am Radeberger Asklepios-Krankenhaus hat eine neue Therapieform eingeführt. Wie Hochbeete älteren Patienten helfen können und was noch geplant ist.

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Es wird fleißig gegossen und gegärtnert auf dem Dach des Radeberger Krankenhauses.
Es wird fleißig gegossen und gegärtnert auf dem Dach des Radeberger Krankenhauses. © Thomas Schlorke

Radeberg. Die Asklepios Klinik Radeberg setzt neue Maßstäbe in der therapeutischen Betreuung ihrer geriatrischen Patienten: Auf dem Dachgarten der Klinik wurden kürzlich Hochbeete aufgestellt. Paprika, Tomaten, Kräuter und Co. sind nun ein wichtiger Bestandteil der Ergotherapie im Haus.

"Diese Neuerung bietet den Patienten der Geriatrie die Möglichkeit, während ihrer Therapie aktiv zu gärtnern", schreibt das Krankenhaus in einer Pressemitteilung. Das schaffe nicht nur eine heilsame Verbindung zur Natur. Die Tätigkeiten sollen motivieren, Sicherheit und eine Aufgabe geben, die das oft einsame Leben neu bereichert.

"Viele unserer Patienten haben daheim eigene Gärten", erklärt Ergotherapeutin Nadine Ehrlich. Die Arbeit an den Hochbeeten helfe ihnen, wieder eine Beziehung zu ihrem Zuhause und alltäglichen Aufgaben wie Unkraut jäten und dem Anbau von Gemüse und Kräutern herzustellen. Durch diese vertrauten Tätigkeiten lernen sie, wie sie trotz möglicher körperlicher Einschränkungen weiterhin aktiv bleiben können.

Das Gärtnern und besondere Wahrnehmen durch Fühlen, Riechen und Schmecken fördere dabei nicht nur die Grob- und Feinmotorik, sondern stärke auch die emotionale Kompetenz. "Letztlich gibt es den Menschen auch das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und am Leben der Gesellschaft teilzuhaben", sagt Nadine Ehrlich. Die Resonanz der Patienten sei bisher durchweg positiv.

Mehmet Gövercin hat die neue Therapieform in Radeberg eingeführt - und sie wird auch schon gut angenommen.
Mehmet Gövercin hat die neue Therapieform in Radeberg eingeführt - und sie wird auch schon gut angenommen. © Thomas Schlorke

Gartentherapie soll weiter ausgebaut werden

Die positiven Erfahrungen mit den Hochbeeten unterstreicht auch Dr. med. Mehmet Gövercin, Chefarzt der Klinik für Geriatrie. "Wir stellen fest, dass die Patienten dadurch glücklicher und zufriedener sind." Gartentherapie habe eine einzigartige Wirkung. Die Natur biete einen anderen Zugang zu den Patienten, als es die übliche Therapie innerhalb der Klinikräume vermag.

"Die frische Luft, das Sonnenlicht und die Pflanzen schaffen eine Umgebung, in der sich die Patienten wohler fühlen und ihre Therapie besser annehmen und sich zudem gebraucht und wertvoll fühlen." Gövercin und seine Kollegen planen, das Gartentherapie-Angebot in Zukunft weiter auszubauen. Nach Angaben des Radeberger Krankenhauses denken sie bereits über spezielle Hochbeete nach, die auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sind. "Wir sind bestrebt, das Therapieangebot weiterzuentwickeln und mehr Patienten zugänglich zu machen", erläutert Mehmet Gövercin.

Diese Art der Gartentherapie sei gerade in einer Akutklinik wie Radeberg eine Besonderheit und eine Bereicherung. "Leider ist diese Therapieform noch nicht weit verbreitet, obwohl sie gerade für ältere Menschen eine hervorragende Chance darstellt." Das läge womöglich daran, dass solche Beete auch außerhalb der Therapie einer Pflege bedürfen. "Glücklicherweise haben wir da Unterstützung von der Klinik und dem Team." (SZ/vb)