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Radeberg

Radeberger Biertheater: So erinnern sich Wegbegleiter an den verstorbenen Holger "Blumi" Blum

Der bekannteste Schauspieler des Radeberger Biertheaters, Holger "Blumi" Blum aus Freital, ist am Freitag überraschend gestorben. Wegbegleiter, Fans und Kollegen erinnern sich an einen außergewöhnlichen Menschen.

Von Rainer Könen & Verena Belzer
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Holger Blum ist tot - er ist am vergangenen Freitag überraschend gestorben. Die Bestürzung in Radeberg ist groß.
Holger Blum ist tot - er ist am vergangenen Freitag überraschend gestorben. Die Bestürzung in Radeberg ist groß. © Daniel Förster

Radeberg/Freital. Die Nachricht verbreitete sich am Freitag rasend schnell: Holger "Blumi" Blum, das bekannteste Gesicht des Radeberger Biertheaters, ist überraschend gestorben. Aufgrund seines über 20-jährigen Engagements am Biertheater kannten ihn zahlreiche Radeberger - und auch viele Fans der sächsischen Mundart-Szene im ganzen Freistaat und darüber hinaus.

Seit der Gründung des Biertheaters war Blum dabei, hat Produktionen als Regisseur verantwortet, Drehbücher verfasst und stand in unzähligen Auftritten auf der Bühne - in seinem Solo-Stück "Bärbel", zusammen mit seinem Kollegen Hans-Jürgen Hombsch als das Duo der "Bierhähne" und zuletzt in der dreiteiligen "Neumann"-Saga.

Geboren in Dresden, war Blum ein Star der Radeberger Kultur-Szene, mit seiner Familie wohnte er zuletzt in Freital. Nun ist er mit 58 Jahren gestorben und hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Kinder.

Hans-Jörg Hombsch: "Einer zum Anfassen"

Hans-Jörg Hombsch, seit über 20 Jahren "Blumis" Kollege am Radeberger Biertheater und ein Teil der "Bierhähne", erinnert sich an einen "kreativen Menschen, der immer am Puls der Menschen gewesen ist, nie überheblich und einer zum Anfassen war". Er habe auch auf der Bühne immer über sich selbst lachen können, "und das war einfach ansteckend", erzählt Hans-Jörg Hombsch. "Als Bierhähne haben wir uns gut ergänzt, er mit den Texten und ich mit der Musik."

Holger Blum habe sich nach seinem Schlaganfall eigentlich wieder gut erholt, erzählt er. "Er hat damals aufgehört zu rauchen und jede Menge abgenommen." Er habe "Blumi" zuletzt vor zehn Tagen gesehen, als sie gemeinsam auf der Bühne standen. "Da hat er noch gesagt: 'Kollegen, bis nächste Woche!'"

Die Saison noch bis Anfang Juli zu Ende zu spielen, sei "sehr schwer", sagt Hombsch. "Aber es wäre nicht im Sinne von 'Blumi' gewesen, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Das hätte er nicht gewollt." Bis Spielzeitende übernimmt Thomas Böttcher den Part von Holger Blum auf der Bühne.

Jens Richter, Geschäftsführer des Biertheaters und Chef des Kaiserhofs, wagt einen Blick in die Zukunft: "Wir verlieren einen außergewöhnlichen Künstler. Aber es wäre auch in 'Blumis' Sinne gewesen, das sächsische Mundart-Theater weiterzuführen. Aber klar, wir werden uns neu aufstellen müssen."

Holger Blum (r.) und Hans-Jörg Hombsch in ihren Rollen als "Die Bierhähne" - die beiden Künstler kennen sich seit über 20 Jahren. "Wir haben uns immer gut ergänzt", erzählt Hombsch.
Holger Blum (r.) und Hans-Jörg Hombsch in ihren Rollen als "Die Bierhähne" - die beiden Künstler kennen sich seit über 20 Jahren. "Wir haben uns immer gut ergänzt", erzählt Hombsch. © Daniel Förster
"Malzau läuft heiß!" - so hieß das Stück, das das Radeberger Biertheater anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Radeberger Feuerwehr auf die Bühne brachte.
"Malzau läuft heiß!" - so hieß das Stück, das das Radeberger Biertheater anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Radeberger Feuerwehr auf die Bühne brachte. © Daniel Förster

OB Frank Höhme: "Nicht kompensierbar"

Der Verlust von Holger Blum sei für das Biertheater "eigentlich nicht kompensierbar", sagt Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos). "Den 'Blumi' kann man nicht ersetzen, diesen Charakter kann man nicht nachahmen." Er selbst sei mit Holger Blum befreundet gewesen, "wir hatten immer ein offenes Verhältnis".

Spätestens seit das Biertheater anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Radeberger Feuerwehr das Stück "Malzau läuft heiß!" gespielt hatte, sei man eng verbunden gewesen. "Holger Blum hat Radeberg weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht."

Alt-OB Gerhard Lemm: "Stets zugewandter Mensch"

Wer Holger Blum ebenfalls viele Jahre lang kannte, das ist Alt-Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD). "Ich habe ihn noch auf dem Bierstadtfest getroffen und ein Schwätzchen mit ihm gehalten", erinnert sich Lemm. "Da war er allem Anschein nach froher Dinge." Sein Tod sei auch für ihn ein Schock gewesen, erzählt Lemm, auf dessen Geburtstagsfeier Holger Blum einst aufgetreten ist. "Ich habe ihn stets als zugewandten, lustigen, fröhlichen und offenen Menschen erlebt."

Im Biertheater hinterlässt Blum eine riesige Lücke, da ist sich Lemm sicher, "Aber 'Blumi' hätte bestimmt gesagt: 'The show must go on'."

Rolf Daehne: "Für die gesamte Region ein enormer Verlust"

Auch die Radeberger Kulturszene zeigt sich tief betroffen vom Tod des beliebten Schauspielers Holger Blum. "Der Tod von Holger Blum, durch den das Radeberger Biertheater überregional bekannt wurde, ist für das Ensemble, für die ganze Stadt, überhaupt für die gesamte Region ein enormer Verlust", sagt Rolf Daehne, Chef des Radeberger Kinovereins "Buena Vista". "Er war die Galionsfigur des Theaters, ein echtes Original, er war unverwechselbar und 'einer von uns'".

Holger Blum sei ein "ganz liebenswerter und geerdeter Mensch" gewesen, "diese Figur kann man im Biertheater nicht mehr besetzen, einen Ersatz kann es da nicht geben". Im Ensemble müsse man sich nun überlegen, wie man die künftigen Stücke spiele.

Thomas Tiebel: "Ein Urgestein"

"Holger Blum war das Urgestein, war das Radeberger Biertheater schlechthin", sagt Thomas Tiebel vom Radeberger Gewerbeverein. "Sein Tod ist ein riesiger Verlust, es macht mich unendlich traurig, ihn nicht mehr auf der Bühne spielen zu sehen." Aber vor allem denke er jetzt an seine Familie.

Wie es mit dem Biertheater weitergehe, das müsse man sehen. "Sicher wird es weitergehen, ich hoffe sehr, dass die Theaterleitung Wege findet, damit das Biertheater weiterhin gut funktioniert, denn schließlich hat dieses Mundart-Theater in den vergangenen Jahren zahlreiche Touristen nach Radeberg gelockt."