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Neue Mega-Hochspannungsleitung für ESMC und Infineon im Dresdner Norden

Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, soll von der Oberlausitz über Dresden nach Streumen eine Hochspannungsleitung gezogen werden. Dresden bekommt ein neues Umspannwerk. Das sind die Pläne im Detail.

Von Siri Rokosch
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Höchste Spannung: Eine 380-Kilovolt-Leitung soll vom Dresdner Norden bis Schmölln-Putzkau in der Oberlausitz errichtet werden. Grund ist nicht nur die wachsende Chipindustrie in der sächsischen Landeshauptstadt.
Höchste Spannung: Eine 380-Kilovolt-Leitung soll vom Dresdner Norden bis Schmölln-Putzkau in der Oberlausitz errichtet werden. Grund ist nicht nur die wachsende Chipindustrie in der sächsischen Landeshauptstadt. © PR/50 Hertz

Dresden/Bautzen. Wegen der Neuansiedlungen von ESMC und der Infineon-Erweiterung im Dresdner Norden sowie der "Energiewende-Vorgaben" der Bundesregierung wollen der Versorger Sachsen-Energie und der Netzbetreiber "50 Hertz" eine neue Hochspannungsleitung errichten. Diese soll eine Gesamtlänge von etwa 92 Kilometern haben und langfristig den Landkreis Bautzen mit dem Landkreis Meißen verbinden. Wann die Arbeiten starten und was das für die Region bedeutet.

Wo wird die neue Hochspannungsleitung gebaut?

Die neue 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung soll im ersten Schritt zwischen Schmölln-Putzkau im Landkreis Bautzen und dem Dresdner Norden entstehen. Dabei wird sie im Verlauf überwiegend neben der bestehenden 110-Kilovolt-Leitung gezogen. Deshalb sei dafür auch kein Raumordnungsverfahren nötig gewesen, erklärt Elke Brennstuhl von "50 Hertz". "Jetzt beginnen wir die Trassenkorridore zu ermitteln. Wo genau und wie diese verlaufen, ist noch nicht genau klar."

Parallel zur vorhandenen soll die neue Hochspannungsleitung in Höhe der B98 von Schmölln-Putzkau über Bischofswerda, Demitz-Thumitz, Rammenau, Ohorn, Großröhrsdorf, südlich von Wachau, Ottendorf-Okrilla verlaufen und dann weiter bis in den Dresdner Norden.

Vor allem rund um Ohorn gibt es verschiedene Varianten, die noch geprüft würden, weil in dieser Gegend viel Wohnbebauung vorhanden ist. Deshalb sollen die Anwohner jetzt zeitnah informiert werden und dürfen ihre Bedenken und Wünsche äußern.

Im nächsten Schritt ist eine Weiterführung der 380-Kilovolt-Freileitung zwischen Dresden und Großenhain geplant, bis zum Umspannwerk Streumen. Die Masten für die neue Hochspannungsleitung werden deutlich höher sein als für die bisherigen 110-Kilovolt-Leitungen. Zwischen 50 und 70 Meter werden die sogenannten "Donaumasten" in die Höhe ragen. Die bisherigen Masten sind zwischen 25 und 30 Meter hoch.

Warum ist die neue Leitung nötig?

Derzeit gebe es keine Einschränkungen in der Versorgungssicherheit, betont Steffen Klinger von Sachsen-Netze. Doch mit der Energiewende, der Ansiedlung des Chipherstellers ESMC und der Infineon-Erweiterung werde der Bedarf an Strom in den kommenden Jahren stark steigen.

Um die Versorgung von ESMC ab Mitte 2026 sicherzustellen, werde im ersten Schritt eine neue Freileitung mit den üblichen 110-Kilovolt gebaut. Langfristige seien aber 380 Kilovolt nötig, sagt der Projektleiter. Für das Jahr 2030 rechnet Sachsen-Netze mit einem Leistungsbedarf von 800 Megawatt allein für den Norden Dresdens.

Daneben spielen auch die höheren Energiebedarfe durch E-Mobilität und Wärmepumpen sowie die Einspeisungsmöglichkeiten aus Windkraftanlagen und Photovoltaik eine Rolle.

Wie ist der Zeitplan für den Neubau?

Im Moment laufe das Planfeststellungsverfahren, das bis zum Jahr 2027 abgeschlossen sein soll. Danach soll der Bau sehr schnell gehen. Zwischen 2029 und 2030 wird die neue 380-Kilovolt-Hochspannungsleitung zwischen Schmölln-Putzkau und Dresden stehen, so das Ziel.

Für den weiteren Verlauf in Richtung Großenhain gibt es noch keinen Zeitplan, auch der Streckenverlauf steht in diesem Bereich noch nicht fest. Eine erste Informationsveranstaltung für die Anwohner soll es erst im November geben.

Im sogenannten Netzausbauplan des Netzbetreibers Sachsen-Netze ist der Umbau bis 2045 für das gesamte Gebiet Ostsachsen und Dresden geplant.

Was wird das kosten?

Rund drei Milliarden Euro sollen für den kompletten Netzausbau investiert werden. Damit werden nicht nur die neuen Höchstspannungsleitungen errichtet, sondern auch vier Umspannwerke gebaut, darunter eins in Dresden.

Wohin kommt das neue Dresdner Umspannwerk?

Das neue Umspannwerk soll voraussichtlich nördlich von Globalfoundries im Dresdner Norden gebaut werden. Das ist zumindest die bevorzugte Fläche des Regionalversorgers Sachsen-Energie, erklärt Steffen Klinger. "Es wurde bereits eine Raumwiderstandsanalyse durchgeführt. Dabei sind auch Umweltaspekte und die Wohnbebauung beachtet worden. Die Fläche ist unsere Vorzugsfläche, aber noch nicht final, denn es müssen ja zum Beispiel auch noch die Stadträte in Dresden zustimmen."

Das neue Umspannwerk soll ab Ende 2027 gebaut werden und zwischen Ende 2029 und Anfang 2030 fertiggestellt sein.

Daneben soll bei Bedarf auch in Großenhain ein neues Umspannwerk entstehen, für Schmölln-Putzkau ist ein Ersatzneubau des bestehenden Werks vorgesehen. Das Umspannwerk in Streumen soll hingegen erweitert werden. Dazu gibt es aber noch keine konkreten Zeitpläne.

Wie und wann werden die Anwohner informiert?

Alle Anwohner sollen bereits jetzt, frühzeitig, über die Pläne informiert werden. Dabei würden auch Hinweise berücksichtigt, aber vor allem Fragen beantwortet, so die Verantwortlichen. Folgende Termine stehen bisher fest:

  • Dresden-Klotzsche: 23. September, 15 bis 18.30 Uhr, Hof des Rathauses Klotzsche, Kieler Straße 52
  • Radeburg: 24. September, 15 bis 18.30 Uhr, Freiwillige Feuerwehr Volkersdorf, Radeburger Straße 19B
  • Ohorn: 25. September, 15 bis 18.30 Uhr, Freiwillige Feuerwehr, Am Wall 3
  • Rammenau: 26. September, 15 bis 18.30 Uhr, Gemeindeverwaltung, Hauptstraße 16