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Radeberg
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Nach Aus der Kaufhalle: Gemüsehändler in der Südvorstadt kommt bei Kunden gut an

Am Freitag hat erstmals der Leipziger Obst- und Gemüsehändler Elias Albek seine Waren in der Radeberger Südvorstadt angeboten. Wie oft er noch kommen möchte und wie die Kunden reagiert haben.

Von Verena Belzer
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Einkauf am Obst- und Gemüsestand vor der geschlossenen Kaufhalle in der Radeberger Südvorstadt.
Einkauf am Obst- und Gemüsestand vor der geschlossenen Kaufhalle in der Radeberger Südvorstadt. © SZ/Verena Belzer

Radeberg. Große Freude in der Südvorstadt: Am Freitagvormittag besucht tatsächlich der angekündigte Obst- und Gemüsehändler die Schillerstraße. Vergangene Woche noch hatten die Anwohner lange Gesichter gemacht, denn trotz Ankündigung war niemand gekommen, um seine Waren zu kaufen. Die Erklärung später am Tag: Wegen des schlechten Wetters war der Leipziger Elias Albek nicht nach Radeberg aufgebrochen. Diese Info hatte er zwar vormittags kommuniziert, sie war aber erst im Laufe des Tages bei Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) angekommen.

Nun aber war Elias Albek mit einem Mitarbeiter gekommen, räumte ab 7 Uhr seine Waren aus seinem Transporter und begann gegen 8 Uhr mit dem Verkauf. Und die Radeberger zeigten sich sehr glücklich über das Angebot.

Über 100 Produkte im Angebot

Über 100 Produkte hatte der Leipziger auf mehreren Tischen und unter Schirmen direkt vor der Kaufhalle platziert, die Kunden inspizierten neugierig die Waren. Einige Produkte wie beispielsweise Zitronen oder Äpfel gab es auch in Bio-Qualität zu kaufen. Ansonsten gab es auch quasi alles: von allen möglichen Beeren über Pflaumen, Salat, Tomaten bis hin zu Feigen und Avocados.

"Das ist ein super Angebot", findet auch Roland Weber. Der 82-Jährige ist erst kürzlich aus Pirna in seine alte Heimat Radeberg gezogen. "Das hier ist schön nah, da muss man nicht das Auto nehmen." Für die restlichen Lebensmittel fahre er einmal wöchentlich mit in einen Supermarkt. "Es wäre natürlich toll, wenn noch ein Bäcker und ein Fleischer kommen würden", sagt der Rentner. "Und vielleicht ein Stand, der die Grundnahrungsmittel verkauft, Butter und Milch zum Beispiel." So oder so wolle er jetzt regelmäßig freitags kommen. "Vom Angebot her habe ich nichts vermisst, es ist alles da. Manches kannte ich sogar gar nicht."

Aus der Radeberger Stadtverwaltung ist zu hören, dass Gespräche mit weiteren Interessenten für Stände stattgefunden hätten, es dazu aber noch keine finale Entscheidung gebe.

Der Leipziger Albeck kommt noch weitere drei Wochen

Elias Albek hat angekündigt, nun noch an drei weiteren Freitagen von Leipzig den Weg nach Radeberg fahren zu wollen und jeweils bis nachmittags zu bleiben. "Dann entscheiden wir, ob wir weitermachen wollen", sagte er am Freitagvormittag. "Bisher bin ich zufrieden, die Lage hier ist gut."

Seine Waren bezieht Albek von Großmärkten unter anderem in Chemnitz und Leipzig. "Wir sind ein Familienunternehmen", sagt er. "An anderen Wochentagen sind wir in Gera, Zwickau, Freiberg und Plauen." Immer freitags ist er mit einem Team auch in Werdau. Der Kontakt nach Radeberg kam über die Veranstalter des Elbeflohmarkts in Dresden. "Dort bin ich angesprochen worden und jetzt probieren wir das in Radeberg mal aus."

"Preislich ist das hier okay"

Die Stimmung unter den Kunden war gut am ersten Freitag. Das Team von Elias Albek verteilte immer mal wieder Melonenstücke und gab Auskünfte zu den Preisen, falls noch kein Preisschild angebracht war. "Preislich ist das hier alles okay", fand Petra Gebhard. Ihre Nachbarin Rita Müller war mit zur Kaufhalle gekommen, um sich das Angebot anzuschauen. Gemeinsam verglichen sie die Preise mit denen, die man im Supermarkt bezahlt. Für Kartoffeln zum Beispiel.

Die beiden Frauen waren regelmäßige Kundinnen der Kaufhalle und bedauern deren Aus. Umso glücklicher sind sie nun über das große Angebot des Leipzigers. "Das lässt wirklich keine Wünsche offen. Und alles frisch!", sagte Petra Gebhard. Jetzt müssten die Südvorstädter nur wirklich hier einkaufen kommen.

Unklar ist unterdessen, wie es konkret mit der Post weitergeht. Sie sollte trotz des Kaufhallen-Aus eigentlich weiterbetrieben werden, ist aktuell aber geschlossen. Wie zu hören ist, habe sich die Mitarbeiterin kürzlich einen anderen Job gesucht.

Auch Apothekerin Sophie Kolbe schätzt Angebot

Die Radeberger Kaufhalle in der Schillerstraße hat Ende Juni ohne Nachfolger geschlossen. Das Ende bedauert auch Sophie Kolbe, Betreiberin der Heide Apotheke und unmittelbare Nachbarin der Kaufhalle. "Wir vermissen die Kaufhalle natürlich", sagt die Apothekerin. "Die Kunden waren auch alle traurig." Sie hoffe noch darauf, dass sich perspektivisch in der Kaufhalle wieder etwas entwickelt.

"Für unser Geschäft wäre das schon gut", sagt Sophie Kolbe. "Wir hoffen, dass uns unsere Stammkundschaft aus der Südvorstadt erhalten bleibt, auch ohne Kaufhalle." Aber es habe auch immer Laufkundschaft gegeben, die sei nun erstmal weggefallen. Umso wichtiger sei nun auch das Angebot des Leipziger Obst- und Gemüsehändlers, der die Bewohner wieder an den Standort locke.