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Kriegen die Taxiräuber von Golberode erst 2025 ihren Prozess?

Gut anderthalb Jahre nach dem Hinterhalt an der Babisnauer Pappel ist noch kein Verhandlungsbeginn absehbar. Was das Gericht dazu sagt.

Von Roland Kaiser
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Das Landgericht Dresden wird den Taxiüberfall in der Gemeinde Bannewitz vom 3. Januar 2023 verhandeln.
Das Landgericht Dresden wird den Taxiüberfall in der Gemeinde Bannewitz vom 3. Januar 2023 verhandeln. © René Meinig

Schädel-Hirn-Trauma, Platzwunden, Hämatome am Kopf, teilweise Gedächtnisverlust: Was die Staatsanwaltschaft im Juli 2023 in ihrer Anklageschrift notiert, ist das Ergebnis roher Gewalt. Gerichtet war diese gegen einen zum Tatzeitpunkt 28-jährigen Taxifahrer aus der Landeshauptstadt.

Ihn hatten am 3. Januar desselben Jahres Unbekannte kurz nach Mitternacht zur Babisnauer Pappel bestellt, dort zusammengeschlagen und um die Tageseinnahmen in Höhe von rund 300 Euro gebracht. Nur wenige Tage später präsentierte die Polizei einen Ermittlungserfolg. Der Kripo waren drei Tatverdächtige im Alter von 19, 21 und 23 Jahren ins Netz gegangen. Seitdem warten die Männer auf ihren Prozess. Inzwischen sitzt keiner von ihnen mehr in Untersuchungshaft.

Gericht schaltet Sachverständigen ein

Doch wie sich inzwischen in Erfahrung bringen ließ, wird wohl auch 2024 keiner der Angeklagten den Gerichtssaal von innen sehen. Das zumindest vermutet der Vorsitzende Richter am Landgericht Dresden, Andreas Feron. Er begründet dies damit, dass bisher das Verfahren gegen die beiden Jüngeren noch nicht terminiert werden konnte. Da die Jugendkammer mit zahlreichen Haftsachen ausgelastet sei. "Die müssen vorrangig verhandelt werden", teilte er auf Anfrage mit.

Darüber hinaus sei bereits im Juni entschieden worden, das Verfahren gegen den Ältesten des Trios abzutrennen. Der gelernte Dachdecker gilt bis auf Weiteres als nicht verhandlungsfähig. Für den bislang nicht vorbestraften Mann, dem die Anklagebehörde eine Mittäterschaft unterstellt, hatte das Gericht ein Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben. Dieses liegt inzwischen vor.

"Die Einholung eines forensisch-psychiatrischen Sachverständigengutachtens zur Frage der tatbezogenen Schuldfähigkeit und zur Verhandlungsfähigkeit des Angeklagten ergab sich aufgrund dessen psychischer Auffälligkeiten in der Haft", erinnert sich Andreas Feron. Dass das Verfahren mehrere Monate in Anspruch nahm, begründete er so: "Die für die entsprechenden Begutachtungen in Betracht kommenden Sachverständigen sind in der Regel terminlich stark gebunden. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass die Gutachtenerstattung gerade in Fällen, in denen sich der Angeklagte nicht mehr in Haft befindet, mehrere Monate in Anspruch nimmt." Weitere Details wurden aus Gründen des Schutzes der Persönlichkeitsrechte des Angeklagten nicht genannt.

Kopfschütteln im Taxigewerbe

Bei der Dresdner Taxigenossenschaft stößt das Ganze auf Unverständnis. "Man erwartet eigentlich einen schnellen Prozess", sagt ein Mitarbeiter in Hinblick auf die Ermittlungsarbeit der Beamten, die damals dank der Unterstützung seiner Kollegen recht rasch zu einem Ergebnis führte. "Dass das dann alles doch so lange dauert, scheint zumindest fragwürdig. Man bekommt schon Zweifel am Rechtssystem."

Glücklicherweise halte sich die Zahl von Überfällen auf Taxifahrer im Einzugsbereich der Genossenschaft, zu dem neben der Landeshauptstadt beispielsweise auch Bannewitz, Pirna, Heidenau und die Gemeinde Müglitztal zählen, bislang in Grenzen.

Die Attacke in Golberode sei auf jeden Fall mit Entsetzen aufgenommen worden. Inzwischen, so kursiert eine Information in Dresdner Taxikreisen, soll der attackierte Chauffeur mit bosnisch-herzegowinischen Wurzeln seinen Job an den Nagel gehängt haben.

Die Angeklagten sind mittlerweile durchweg erwachsen. Dennoch wollte Andreas Feron nicht ausschließen, dass der Jüngste im Bunde auch heute noch nach Jugendstrafrecht verurteilt werden könnte. In dem Fall gelte ein anderer Strafrahmen. Dem jungen Mann wirft die Staatsanwaltschaft vor, den Taxifahrer geschlagen und getreten zu haben. Wiederum der Älteste soll vorgetäuscht haben, Hilfe zu benötigen. Der Dritte im Bunde habe den Tatort abgesichert.

Mutmaßliche Räuber legen Geständnis ab

Nach dem brutalen Übergriff, so zeigen sich die Ankläger überzeugt, teilten die Männer das Bargeld unter sich auf. Viel Freude daran hatten sie nicht. Etwa zwei Wochen später stand die Kripo bei den Dresdnern auf der Matte. Laut Andreas Feron legten diese in der Zwischenzeit ein Geständnis ab.

Wenn es zum Prozess kommt, wird jedoch nicht nur der Taxiüberfall an der Babisnauer Pappel für ausreichend Gesprächsstoff im Gerichtssaal sorgen.

Das Trio muss sich dann auch wegen "gemeinschaftlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion" in zwei Fällen verantworten. Demnach soll es wenige Tage vor der Prügelattacke zwei Zigarettenautomaten in der Landeshauptstadt mit Blitzknallern zerlegt und sich mit dem Inhalt aus dem Staub gemacht haben. Dabei sei ein Schaden von insgesamt rund 7.600 Euro entstanden.

Bei einer Verurteilung wegen besonders schweren Raubes - dieser Vorwurf steht hierbei im Raum - droht eine Freiheitsstrafe zwischen 5 und 15 Jahren. In minderschweren Fällen kann das Strafmaß mit einem bis zehn Jahren geringer ausfallen.