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Sächsische Schweiz: Diese Bewerber wollen auf direktem Wege in den Landtag

Vor dem Wahlforum in Neustadt bietet Sächsische.de einen Überblick über die Direktkandidaten. Am 1. September zeigt sich, wer die Wähler überzeugt.

Von Roland Kaiser
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Das Landtagsgebäude in Dresden. Nach dem Urnengang am 1. September ziehen dort die neuen Abgeordnete ein.
Das Landtagsgebäude in Dresden. Nach dem Urnengang am 1. September ziehen dort die neuen Abgeordnete ein. © (c) Christian Juppe

Dieser Wahlkreis hat es in sich: Nicht nur weil er mehr Bewerber hat, unterscheidet der für die Sächsische Schweiz sich von den anderen drei im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Hier treten zehn statt neun Bewerber an. Auch einzelne Namen lassen aufhorchen. Als prominentester gilt der des Innenministers von Sachsen, Armin Schuster.

Seit April 2022 ist der gebürtige Rheinländer im Amt. Er folgte Roland Wöller, der entlassen wurde. In der CDU, die im Wahlkampf auf Einhaltung von Recht und Ordnung drängt, gilt der 63-jährige Schuster als starke Persönlichkeit mit großer Erfahrung und umfassender Kenntnis der nationalen Sicherheitsarchitektur.

Vor 2010 war Schuster Inspektionsleiter in Hirschfelde/Zittau. Sollten die Christdemokraten erneut in Regierungsverantwortung kommen, ist es denkbar, dass er wieder Innenminister wird. Bereits voriges Jahr hatte er sich für Grenzkontrollen zu Tschechien und Polen eingesetzt.

AfD und CDU wollen Ivo Teichmann beerben

Dass es am Ende ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Kandidaten der AfD geben könnte, ist kein Geheimnis. Seit Monaten sehen Umfragen beide Parteien in etwa gleichauf. Martin Braukmann geht für die Alternativen ins Rennen. Er will in Sachsen etwas zum Besseren bewegen, sagt der Dresdner beziehungsweise Pirnaer Anwalt mit Hannoveraner Wurzeln. Er nennt Bürokratie-Abbau, Steuerreform und den Schutz vor Diktatur als Schwerpunkte. Parteimitglied ist er eigenen Angaben zufolge seit 2017. Bei den Bundestagswahlen 2021 hatte er sich um ein Mandat in Berlin bemüht.

Sowohl CDU- als auch AfD-Mann fordern Ivo Teichmann heraus, der 2019 das Direktmandat im Wahlkreis 51 holte - damals noch für die Alternativen. In der Zwischenzeit kehrte der 56-jährige Königsteiner der Partei den Rücken und wandte sich dem "Bündnis Deutschland" zu. Er will die kommunale Selbstverwaltung stärken und eine "kluge Kommunalpolitik". Bürokratieabbau und Tourismus sind weitere Themenschwerpunkte.

Armin Schuster (CDU).
Armin Schuster (CDU). © Daniel Förster
Martin Braukmann (AfD).
Martin Braukmann (AfD). © Daniel Förster
Ivo Teichmann (Bündnis Deutschland).
Ivo Teichmann (Bündnis Deutschland). © Egbert Kamprath
Lutz Richter (Bündnis Sahra Wagenknecht).
Lutz Richter (Bündnis Sahra Wagenknecht). © Daniel Förster

Mit dem Ex-Chef der SOE-Linken und heutigen Mitglied des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) bemüht sich ein weiteres etabliertes Gesicht um ein Direktmandat. Lutz Richter ist 50 Jahre alt und in Pirna verankert. Er gilt als Mitbegründer eines BSW-Ablegers im Landkreis, nachdem er im Februar die Linke verließ. Inzwischen ist Richter stellvertretender BSW-Landesvorsitzender. Der vertritt laut Internetseite eine Politik der wirtschaftlichen Vernunft und der sozialen Gerechtigkeit und setzt sich für Demokratie und Frieden ein.

Linkes Lager hofft auf mehr Zuspruch

Peter Brettschneider ist der Kandidat der Linkspartei. Die musste in der Region bei den Kreistagswahlen am 9. Juni deutliche Verluste einstecken. Der 64-jährige Bauunternehmer aus Sebnitz soll es nun richten. Um die Ziele aus dem Parteiprogramm wie soziale Sicherheit zu erreichen, sei ein anderes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem notwendig. Dabei wird vom demokratischen Sozialismus geredet.

So weit treibt es die SPD nicht. Für sie steigt Sören Karsch in den Ring. Der 44-jährige Servicetechniker und Stolpener Stadtrat, der seine Umgebung gern per Rad erkundet, hat sich auch schon vor der Diskussion um die Krankenhäuser in Hohwald und Sebnitz der Stärkung des Gesundheitswesens und der Pflege verschrieben.

Peter Brettschneider (Die Linke).
Peter Brettschneider (Die Linke). © Daniel Förster
Sören Karsch (SPD).
Sören Karsch (SPD). © Daniel Schäfer
Paul Löser (Bündnis 90/Die Grünen).
Paul Löser (Bündnis 90/Die Grünen). © privat

Darüber hinaus geht es um den Ausbau der Forschung sowie die Stärkung von Industrie, Handwerk, Landwirtschaft und Kommunen. "Es ist wichtig, den kommunalen Finanzausgleich zu überarbeiten und mehr Investitionspauschalen für Kommunen auf den Weg zu bringen."

Der Sebnitzer Stadtrat Paul Löser ist 23 Jahre und tritt für die Bündnisgrünen an. Ein lebendiger ländlicher Raum mit gut erreichbaren Schulen, Arztpraxen, Kulturangeboten und Einkaufsmöglichkeiten, vielfältige Mobilitätsangebote, der Nationalpark "Sächsische Schweiz" und ein sanfter Tourismus zählen zu den Themen des angehenden Lehrers.

Liberale schicken einzige Frau ins Rennen

Die einzige Frau in der Kandidatenrunde ist Nora Hohlfeld von den Liberalen. Die Dresdnerin ist gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte und ehrenamtliche Rudertrainerin. Sie macht sich stark für Sport und Sportförderung in Sachsen, die Renovierung und den Bau von Sportstätten sowie eine bessere Unterstützung des Spitzen- und Breitensports.

Die Freien Wähler, die auf mindestens zwei Direktmandate hoffen, um in den Landtag einziehen zu können, treten mit Jens Giebe - Jahrgang 1969 - im Wahlkreis 51 an. Der Servicetechniker für Werkstatttechnik tritt für eine Landesverwaltung ein, die sich nach den Bedürfnissen und Interessen der Bürger ausrichtet. Ihm schweben eine bessere Ausstattung der Polizei, eine Begrenzen der illegalen Migration sowie die Förderung der einheimischen Wirtschaft durch eine sichere, preiswerte Energieversorgung vor.

Nora Hohlfeld (FDP).
Nora Hohlfeld (FDP). © Daniel Förster
Jens Giebe (Freie Wähler).
Jens Giebe (Freie Wähler). © Freie Wähler
Johannes Müller (Freie Sachsen).
Johannes Müller (Freie Sachsen). © Daniel Förster

Mit dem 1969 in Dresden geborenen Facharzt, Dr. Johannes Müller, will ein früherer NPD-Landtagsabgeordnete zurück ins Gremium - diesmal für die "Freien Sachsen". Inwieweit die rechtsextreme Kleinstpartei mit ihren Themen punkten kann, bleibt abzuwarten. In Umfragen spielte sie bisher keine Rolle.

So kommen die Bewerber in den Landtag

Jeder Wahlberechtigte hat eine Direkt- und eine Listenstimme. Das erste Kreuz macht er bei dem Kandidaten, dem er sein Vertrauen schenkt. Mit der Zweitstimme wählt er die Partei, die in den Landtag einziehen soll. Die Zweitstimme entscheidet über die Sitzverteilung im 120-köpfigen Landtag.

Bei einer kleineren Partei haben vor allem die Kandidaten eine Chance, die sich auf einem guten Listenplatz wiederfinden - vorausgesetzt, sie scheitert nicht an der Fünf-Prozent-Hürde. Ist das der Fall, kann ihr dennoch der Sprung ins Landesparlament gelingen. Das geschieht, wenn diese sich in mindestens zwei Wahlkreisen das Direktmandat sichert.

Laut Sächsischen Wahlgesetz ist egal, woher der Direktkandidat stammt. Ein Wohnsitz der Bewerber im Wahlkreis ist nicht erforderlich, sagt Kreiswahlleiter Thomas Obst. Damit tritt er Diskussionen entgegen, die sich an der Herkunft mancher Bewerber entzündeten.

Wahlforum, Neustadt/Sachsen, 13. August, 19 Uhr, St.-Jacobi-Kirchgemeinde am Kirchplatz 1.