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Michael Kretschmer im Zentrum: So will die CDU in Sachsen wieder stärkste Kraft werden

Zum Wahlkampf-Auftakt hatte Sachsens CDU einen prominenten Gast eingeladen. Parteichef Friedrich Merz sagt in Meerane: "Es geht darum, das Land in der politischen Mitte zu halten."

Von Thilo Alexe
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CDU-Landeschef Michael Kretschmer (l.) eröffnet den Wahlkampf mit Friedrich Merz und dem Thüringer Mario Voigt (r.).
CDU-Landeschef Michael Kretschmer (l.) eröffnet den Wahlkampf mit Friedrich Merz und dem Thüringer Mario Voigt (r.). © dpa

Meerane. Der wohl zentrale Satz von Michael Kretschmer fällt gegen Ende seiner knappen Rede. Es ist warm in Meerane, Kretschmer leicht erkältet und heiser, doch erkennbar im Wahlkampfmodus. „Die in Berlin in der Bundesregierung interessiert das einen Dreck, ob das hier gut ausgeht oder nicht.“ Der Satz bündelt vieles von der Strategie des CDU-Ministerpräsidenten, der im September sein Amt verteidigen will: Die Dauerkritik an der Ampel, den generellen Vorwurf, der Osten werde zu wenig gesehen, die Sorge vor einer weiter erstarkenden AfD.

Kretschmer will aufrütteln. Dazu nutzt er den CDU-Wahlkampfauftakt an der Landesgrenze zu Thüringen und gemeinsam mit dem dortigen Spitzenkandidaten Mario Voigt und Bundeschef Friedrich Merz. Vor mehr als 400 Anhängern im weitläufigen Garten eines Hotels appelliert er: Jeder in der Landespartei müsse zeigen, was er tue, um andere mitzureißen.

Kretschmer vermeidet in Anwesenheit von Merz Kritik an Waffenlieferungen an die Ukraine, obwohl ihm sein Russlandkurs im Freistaat Zustimmung bringt. Der CDU-Landeschef will die Wahl als Sachsenwahl erscheinen lassen. Vier bereits bekannte Punkte nennt er: die Begrenzung der Migration, was Sachsen zumindest im Bundesrat anschieben kann. Dazu kommen der Erhalt von Krankenhäusern, der Aufbau von Vorschulen im Kindergarten, sowie das Engagement gegen Unterrichtsausfall.

Bei diesem Punkt erinnert Kretschmer an sein erfülltes Wahlkampfversprechen vor fünf Jahren – 1.000 mehr Polizisten. Die nächste CDU-geführte Regierung werde ähnlich wie damals alles tun, um nun „top ausgebildete Frauen und Männer für die Schulen“ zu bekommen. Auf Themenfelder wie Strukturwandel in der Energie- und dem Automobilsektor verzichtet er, wohl auch wegen seiner gereizten Stimmbänder. Den „sächsischen Erfolgsweg“ jedenfalls will Kretschmer weiter beschreiten.

Die Auseinandersetzung mit der AfD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) überlässt er an diesem Abend Voigt und Merz. Der Parteichef lobt den Thüringer für seine Courage für ein Fernsehduell mit AfD-Spitzenmann Björn Höcke. Man könne, sagt Voigt, den Höckes dieser Welt den Stuhl vor die Tür stellen – indem man sich bürgernah, patriotisch, aber eben nicht extremistisch zeige.

Merz sieht in den zeitgleichen Abstimmungen in Sachsen, Thüringen und wenig später in Brandenburg offenbar mehr als reine Entscheidungen über die jeweiligen Parlamente. Die Landtagswahlen würden deutschland- und europaweit beachtet. Der CDU-Chef verweist dabei auf AfD und BSW. Er wisse, dass viele Menschen in Ostdeutschland unzufrieden seien.

Merz erwähnt AfD und BSW

Merz fragt rhetorisch, ob daraus die Konsequenz erwachse, dem BSW oder der AfD die Stimme zu geben. „Es geht auch darum, das Land in der politischen Mitte zu halten.“ Die AfD, das sind für ihn „Ideologen“ und „Rechtsradikale“. Eine Zusammenarbeit mit der Partei schließt der CDU-Vorsitzende aus.

Zu einer Zusammenarbeit der Christdemokraten mit Wagenknecht äußert sich Merz in Meerane allerdings nicht. Kretschmer und Voigt dürften erleichtert sein. Denn das BSW liegt in den beiden Bundesländern bei Umfragewerten zwischen 15 (Sachsen) und 20 Prozent. Damit ist ein Bündnis mit die Partei der Ex-Linken eine realistische Machtoption für die CDU-Landesverbände.

In Sachsen ist der Wahlkampf der Partei auf Kretschmer zugeschnitten. Die Hoffnung ist, dass der CDU-Chef wie vor fünf Jahren durch einen Marathon von Bürgergesprächen, Firmenbesuchen und Reden die Stimmung zugunsten der Partei dreht. Momentan liegt die AfD in Umfragen bei Werten um die 30 Prozent knapp vor der CDU. Bei der Europawahl im Mai war der Abstand allerdings größer.

Hochgekrempelte Ärmel

„Wir wollen in Sachen klar stärkste Kraft werden“, sagt CDU-Landesgeneralsekretär Alexander Dierks. Er präsentiert vor einem Airbus in den Hallen der Elbe Flugzeugwerke am Freitag die Kampagne der Partei. Auf den Großplakaten zu sehen ist: Michael Kretschmer. Er trägt ein weißes Hemd, auf einem Bild krempelt der die Ärmel hoch. Je nach Motiv ist Kretschmer „energisch“, „kämpferisch“ oder „optimistisch“ – „weil es um Sachsen geht“.

Rund 1.000 dieser Großflächen, manche mit Bildern lokaler Kandidaten, sollen im Freistaat errichtet werden. Geplant sind zudem Themenplakate. Eines trägt den markanten Slogan: „Kriminelle hassen die CDU“. Kretschmer ist nahezu pausenlos unterwegs. Unterstützung erhält er von Merz sowie den Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und Hendrik Wüst.

Zum Auftakt in Meerane bleibt es an Merz, auf die Differenzen in der Russlandpolitik hinzuweisen. Es sei „kein Geheimnis“, dass er und Kretschmer unterschiedlicher Meinung seien. In der Rückschau solle man aber sagen können: „Wir haben das Beste gewollt, und wir haben das Beste erreicht.“