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Sachsens Linke zittern sich über die Direktmandate in den Landtag

Es war eine Zitterpartie: Die Linken verfehlen die Fünf-Prozent-Hürde und müssen auf zwei Direktmandate hoffen. So lief der Wahlabend für die Partei.

Von Moritz Schloms
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Zeigt den Gästen der Wahlparty ein Herz - Susanne Schaper.
Zeigt den Gästen der Wahlparty ein Herz - Susanne Schaper. © dpa

Ist das schon ein Zeichen? Genau in dem Moment, als Jörg Schönenborn im Fernsehen eine sächsische Besonderheit im Wahlsystem, die Grundmandatsklausel, erklärt, hängt die Videoübertragung. Die sächsischen Linken starren im Haus der Begegnung in Dresden-Pieschen auf den Bildschirm. Genau diese Klausel ist es, die ein Linker auf der Wahlparty wenige Minuten zuvor als "Rettungsanker" bezeichnet.

Dass die Partei die fünf Prozent nicht schafft, erwarteten die meisten der Besucher der Wahlparty an diesem Abend. Die Prognosen sahen die Partei bei unter fünf Prozent. Kurz nach 18 Uhr werden die sächsischen Linken darin bestätigt. Im ruckelnden Livestream landen sie bei etwas mehr als vier Prozent.

Drei Leipziger werden zur Hoffnung der Linken

Direkt danach betritt Stefan Hartmann, Co-Parteichef in Sachsen, die Bühne in Dresden. "Es ist noch nicht alle Hoffnung verloren", sagt er. Aber: Die Stärke der Linken seien immer die Bundesländer im Osten gewesen. Diese Stärke sei nun verloren: "Wir sagen sehr klar von Sachsen aus: Die Partei braucht einen grundsätzlichen und klaren Neuanfang." Dieser müsse nicht nur das Programm der Partei, sondern auch das Personal umfassen. Dafür erhält er tosenden Applaus. Dann heißt es warten auf Leipzig.

Die Hoffnungen auf den Wiedereinzug in den Landtag, sie hängen an Juliane Nagel, Nam Duy Nguyen und Marco Böhme. Es sind die drei Kandidaten, denen man zutraute, Direktmandate in Leipzig zu gewinnen. Zwei Direktmandate heißt: Die Fünf-Prozent-Hürde wird außer Kraft gesetzt und die Partei zieht mit so vielen Abgeordneten in den Landtag ein, wie sie Prozent erringt. Keiner der Leipziger Hoffnungsträger ist an diesem Abend in Dresden, sie haben eine eigene Parteiparty in Leipzig.

Spitzenkandidatin verteilt Seitenhiebe an das BSW

Der Abstieg der Linken in Sachsen ist brutal. Vor zehn Jahren zog die Partei mit 19 Prozent der Stimmen in den Landtag ein, war klar zweitstärkste Kraft. Fünf Jahre später halbierte sich die Partei und nun, weitere fünf Jahre später, bringt sie es auf weniger als ein Viertel dieser Stimmen.

Dennoch wird Spitzenkandidatin Susanne Schaper mit tosendem Applaus begrüßt, als sie um kurz nach 20 Uhr zur Wahlparty dazu stößt. Kurz zuvor sprach sich auf der Party herum, dass man es in Leipzig wohl schaffe. Der Vorsprung scheint uneinholbar, Juliane Nagel und Nam Duy Nguyen retten damit die Linke.

In ihrer Rede betont die Spitzenkandidatin, dass die Partei jetzt eine Hausaufgabe habe: In fünf Jahren soll sich die Linke nicht so in den Landtag zittern, sondern es wieder über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen.

In einer ersten Rede fordert der Parteichef eine Erneuerung der Linken.
In einer ersten Rede fordert der Parteichef eine Erneuerung der Linken. © Jan Woitas/dpa

Dann verteilt die Spitzenkandidatin einige Seitenhiebe an das BSW, auch wenn Schaper den Namen Wagenknecht nicht in den Mund nimmt. "Jeder und jede von euch hätte es einfacher haben können und überlaufen können", sagt sie. "Aber ihr habt es nicht gemacht. Weil unser Herz links schlägt." Weiter teilt sie aus: "Wir haben das Linkssein nicht einfach wie einen Mantel abgelegt und auf das Gendern und Minderheitenthemen diffamiert." Sie seien nicht links wegen schicker Posten oder um im Fernsehen zu sein, sondern aus Überzeugung.

Eine ironische Wendung hat der Wahlabend für die Linken dann noch bereit. Gerade durch ihren Einzug in den Landtag wird das BSW im Landtag wichtiger. Denn: Durch die neue Sitzverteilung hat die aktuelle Kenia-Koalition keine eigene Mehrheit mehr. Es braucht jetzt die Stimmen des BSW für eine stabile Regierung.