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Sachsen

Umfrage: 42 Prozent der Sachsen würden Regierung mit CDU und AfD bevorzugen

In Sachsen bahnt sich eine Koalition aus CDU, BSW und SPD an. Umfragen zeigen allerdings, dass die Menschen im Freistaat eine andere Regierung besser finden würden.

Von Fabian Deicke
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Der Plenarsaal im sächsischen Landtag. Hier kommt das neu gewählte Parlament spätestens am 1. Oktober erstmals zusammen.
Der Plenarsaal im sächsischen Landtag. Hier kommt das neu gewählte Parlament spätestens am 1. Oktober erstmals zusammen. © Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. In Sachsen hat nach der Landtagswahl die Phase der Regierungsbildung begonnen. Die ins Parlament gewählten Parteien haben sich auf die Suche nach einer mehrheitsfähigen Koalition begeben, wenn nicht eine Minderheitsregierung auf Stimmen außerhalb eines Bündnisses angewiesen sein will.

Am wahrscheinlichsten erscheint derzeit, dass sich CDU, BSW und SPD auf den Weg machen werden, um einen Koalitionsvertrag auszuloten. Das Unterfangen dürfte schwierig werden, ist einhellige Meinung von Beobachtern und Experten. Dass in der CDU das Szenario einer Minderheitsregierung bereits diskutiert wird und insbesondere die Zusammenarbeit mit BSW-Chefin Sahra Wagenknecht auf Widerwillen stößt, ist Beleg dafür.

Der Weg zu diesem als Brombeer-Koalition bezeichneten Bündnis wird lang, so viel ist klar. Doch wenn es dann irgendwann stünde, wäre das dann auch tatsächlich das, was die Menschen in Sachsen wollen? Sächsische.de hat dazu gemeinsam mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey in der vergangenen Woche mehrere Umfragen durchgeführt. Das sind die Ergebnisse.

Sachsen wollen CDU und AfD in Regierungsverantwortung

Es wurde konkret gefragt, welche der bei der Landtagswahl durch ihre Ergebnisse ins Parlament einziehende Partei an einer Regierung beteiligt sein sollte. Das Ergebnis liegt relativ nah am tatsächlichen Wahlergebnis. Jeweils etwa ein Drittel wollen die CDU (36 Prozent) oder die AfD (35 Prozent) in der Regierungsverantwortung sehen. Mit Abstand dahinter folgt das BSW mit 16 Prozent.

Die SPD würden 7 Prozent der Befragten gern auch in der nächsten Landesregierung sehen. Die Grünen, die bis zuletzt mit CDU und SPD zusammen die sogenannte Kenia-Koalition bildeten, würden nur 3 Prozent der Sachsen noch einmal in der Regierung haben wollen. Die Linke kommt auf 2 Prozent Zustimmung, das übrige 1 Prozent der Befragten antwortete mit "weiß nicht" bzw. sind von keiner der Parteien überzeugt.

Sachsen sind klar gegen eine Minderheitsregierung

Eine zweite repräsentative Civey-Abstimmung gibt Aufschluss über gleich drei wichtige Kernfragen: Nämlich, ob die möglicherweise kommende Brombeer-Variante überhaupt populär genug wäre, um nicht gleich mit dem Malus "unerwünscht" fertig werden zu müssen. Wie die Sachsen das Fallen der Brandmauer von der CDU zur AfD und damit eine entsprechende Koalition bewerten würden. Und was sie von der Option einer CDU-geführten Minderheitsregierung hielten.

Konkret gefragt wurde, welche Regierungsoptionen man sich am ehesten wünsche. Die Ergebnisse der Umfrage der Reihe nach:

  • Ein Bündnis aus CDU, BSW und SPD erhält von rund einem Drittel der Sachsen (32 Prozent) Rückendeckung. Ein Wert, der nicht schlecht ist, aber ausbaufähig sein dürfte.

  • Mit Blick auf die erste Umfrage und das Wahlergebnis ist wenig überraschend, dass eine CDU-AfD-Koalition von einer Mehrheit der Sachsen (42 Prozent) die meiste Zustimmung erhalten würde.

  • Eine Minderheitsregierung mit der CDU als führende Kraft würden nur 13 Prozent der Befragten begrüßen. Dieses Modell, das zuletzt fünf Jahre in Thüringen unter Führung von Bodo Ramelow (Linke) bestand, würde sich keiner großen Beliebtheit erfreuen.

Fast zwei Drittel der Sachsen stehen hinter Kretschmer als Ministerpräsident

Bei einer Sache sind sich die Menschen in Sachsen mehrheitlich einig: Wer eine wie auch immer zusammengestellte Regierung führen sollte. Gefragt danach, wie man es bewerten würden, wenn Michael Kretschmer weiterhin Ministerpräsident bliebe, geben 60 Prozent der Sachsen als Antwort "positiv" oder "sehr positiv" an. 20 Prozent sind komplett anderer Meinung und würden sich eine andere Politikerin oder einen anderen Politiker an der Spitze der sächsischen Regierung wünschen. 19 Prozent sind sich nicht sich und geben "unentschieden" an.

Was dieses Ergebnis auch zeigt: Der CDU-Politiker Kretschmer genießt auch bei Wählern anderer Parteien Sympathien. Immerhin kam seine Partei bei der Wahl nur auf 31,9 Prozent bei den Zweistimmen, als Ministerpräsident würden ihn gut doppelt so viele Menschen aber dann doch haben wollen.

In Sachsens CDU ist die Sache ebenfalls klar: Die Fraktion stimmte am Dienstag mit 95 Prozent dafür, Kretschmer erneut zur Wahl als Sachsens Ministerpräsidenten im Landtag vorzuschlagen.

Mehr zur Landtagswahl, den Ergebnissen und der Stimmung im Land gibt es auf unserer Themenseite Landtagswahl 2024.

Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.

In diesem Artikel wurden drei Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat. Die Stichprobe beträgt bei allen Umfragen rund 1.000 Menschen, die in Sachsen leben.

Die hier dargestellten Daten basieren auf sogenannten Small Area Methoden. Die Ergebnisse sind repräsentativ unter Berücksichtigung ihres jeweiligen statistischen Fehlers. Dieser ist jeweils unter den Grafiken ausgewiesen.

Transparenzhinweis: In einem früheren Artikel hieß es, "eine Mehrheit" der Sachsen würde eine CDU-AfD-Koalition bevorzugen würde. Das kann als "mehr als die Hälfte" verstanden werden, weshalb wir die Überschrift auf "42 Prozent" konkretisiert haben.