Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Bautzen

Landkreis Bautzen: Was die neuen Landtagsabgeordneten von SPD und BSW vorhaben

Laura Stellbrink (SPD) und Ines Biebrach (BSW) sind zwei der acht neuen Landtagsabgeordneten für den Landkreis Bautzen. Wer sie sind und welche Ziele sie für die Region haben.

Von David Berndt
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Laura Stellbrink (SPD, links) und Ines Biebrach (BSW) vertreten als neue Abgeordnete in Sachsens Landtag den Landkreis Bautzen.
Laura Stellbrink (SPD, links) und Ines Biebrach (BSW) vertreten als neue Abgeordnete in Sachsens Landtag den Landkreis Bautzen. © Steffen Unger; BSW Sachsen

Bischofswerda/Kamenz. Laura Stellbrink und Ines Biebrach werden demnächst regelmäßig miteinander zu tun haben. Und vielleicht regieren sie sogar bald zusammen. Die beiden Frauen gehören zu den acht Landtagsabgeordneten, die den Landkreis Bautzen künftig in Sachsens Parlament vertreten. Wer sind die beiden und für welche Themen wollen sie sich einsetzen? Sächsische.de hat sie befragt.

Die 33-jährige Laura Stellbrink (SPD) trat als Direktkandidatin im Wahlkreis 52 – Bautzen 1 mit Bischofswerda und den umliegenden Gemeinden an. Mit 3,8 Prozent bei den Erststimmen lag sie hinter dem Gewinner Frank Peschel (AfD) sowie Bernd Grüber (CDU) und Andreas Ehrentraut (Freie Wähler) auf Platz vier.

Stellbrink zog aber über einen vorderen Listenplatz ihrer Partei in den Landtag ein. „Das war durch das Vertrauen der SPD zu mir möglich und ist bei der ersten Kandidatur für den Landtag nicht selbstverständlich. Auch deshalb ist dieses Mandat mit viel Verantwortung verbunden“, sagt sie. Sie schätze sich als durchsetzungsfähig ein und wolle zuhören statt von oben zu erklären.

Wofür sich Laura Stellbrink einsetzen will: Lehrer, ÖPNV, Ärzte

Vor allem aber möchte sie sich für die Menschen und deren Anliegen in ihrem Wahlkreis einsetzen, sagt Laura Stellbrink. Drei große Themen habe sie in den Gesprächen vor Ort identifiziert, diese wolle sie mit nach Dresden in den Landtag nehmen. Zum einen sieht sie da den gravierenden Lehrermangel, der für Unterrichtsausfall sorgt. „Wir brauchen vor allem mehr Schulassistenten und Schulsozialarbeiter, damit sich die Lehrer auf den Unterricht konzentrieren können.“

Stellbrink plädiert dafür, den Bonus für angehende Lehrer, die sich verpflichten, im ländlichen Raum zu arbeiten, fortzuführen. Zudem müsste im Lehrer-Studium der Praxisteil früher kommen, sagt sie. Dann gäbe es weniger Abbrecher.

Als weiteren Punkt, der den Menschen in ihrem Wahlkreis wichtig ist, spricht Laura Stellbrink den ÖPNV an. Der müsse verbessert werden, das betreffe vor allem die Züge und die Infrastruktur. Bestes Negativbeispiel sei die Behelfsbrücke am Bahnhof Bischofswerda, die erst mit Verzögerungen in Betrieb gehen konnte, aber nicht barrierefrei ist. „Wir brauchen auch eine durchgängige Elektrifizierung der Strecken und höhere Taktungen. Das geht nur mit einer anderen Finanzpolitik. Wir haben das Geld, müssen es aber vernünftig einsetzen.“

Drittes Thema für Laura Stellbrink ist die Gesundheitsversorgung, insbesondere die Beschäftigung von Ärzten und Pflegepersonal für die ältere und alternde Bevölkerung im Wahlkreis. Neben mehr Geld für die Krankenhäuser brauche es eine andere Willkommenskultur für ausländische Ärzte und Pfleger.

Laura Stellbrink will Büro in Bischofswerda eröffnen

Laura Stellbrink wohnt nicht in ihrem Wahlkreis, sondern in Dresden. Künftig werde sie nach Bischofswerda pendeln, wo sie bis Jahresende 2024 ein Büro eröffnen will. Dass sie nicht nach Schiebock zieht, habe auch mit ihrem schulpflichtigen Kind zu tun, dem sie versprochen habe, dass es keinen Schulwechsel geben werde, sagt sie.

Sie wolle Bischofswerda und Dresden ohnehin viel mehr zusammendenken. Immerhin gebe es bereits jetzt etliche Pendler, und Studenten sollten noch mehr für eine Rückkehr nach dem Studium begeistert werden.

Laura Stellbrink ist in Radebeul aufgewachsen und hat in Chemnitz Politikwissenschaften studiert. Wegen Pegida in Dresden und Cegida in Chemnitz habe sie begonnen, sich gegen rechts politisch zu engagieren, sagt sie. 2015 ist sie in die SPD eingetreten. Im Vogtland und im Erzgebirgskreis war sie für die SPD-Landtagsabgeordnete Juliane Pfeil tätig. Seit drei Jahren wohnt Laura Stellbrink in Dresden. Derzeit ist sie stellvertretende Pressesprecherin der Landtagsfraktion. Dieses Amt ende am 1. Oktober mit der konstituierenden Sitzung des Landtages und der formalen Mandatsannahme.

Ob ihre SPD künftig mit der CDU und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) regieren wird, muss sich noch zeigen. Bis auf die Vertreter der in Sachsen als rechtsextremistisch eingestuften AfD sei sie aber für eine Zusammenarbeit in der Region bereit, um die Oberlausitz zu entwickeln, sagt Stellbrink.

Kamenzerin zieht über BSW-Landesliste in Landtag ein

Dazu gehört für den Landkreis Bautzen neben den beiden CDU-Landtagsabgeordneten Elaine Jentsch und Marko Schiemann auch Ines Biebrach vom BSW. Die 51-jährige in Dresden praktizierende Rechtsanwältin zog ebenfalls über die Landesliste ihrer Partei in den Landtag ein. Sie sei es gewohnt, für die Interessen von Menschen zu kämpfen, zu streiten und zu arbeiten, sagt sie. In diesem Sinne stelle sie sich gern jeder sachlichen Diskussion.

„Ich kann und will einer Politik, die die Interessen und Sorgen der Menschen nicht mehr im Blick hat, nicht weiter zusehen, sondern will aktiv an einer besseren Politik für und mit den Menschen mitwirken“, sagt die neue BSW-Landtagsabgeordnete. Deshalb sei sie zur Wahl angetreten.

Ines Biebrach will stabile Finanzen für die Kommunen

Ines Biebrach wurde in Räckelwitz geboren und ist in Kamenz aufgewachsen. Seit 2001 lebe sie wieder in der Lessingstadt. Sie wolle dem überwiegend ländlich geprägten Landkreis Bautzen eine starke Stimme im Landtag geben und sich etwa für eine Reform des kommunalen Finanzausgleiches einsetzen.

„Wir brauchen für die Erfüllung der kommunalen Aufgaben und die notwendigen Investitionen in die wohnortnahe Infrastruktur eine Sicherung der finanziellen Stabilität der kommunalen Ebene.“ Zu dieser Infrastruktur zähle sie unter anderem den ÖPNV, Jugendclubs, Schulen, Kitas, Schwimmbäder, Theater oder Bibliotheken.