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Das sind die Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Sachsen

Wer tritt für CDU, AfD, Grüne und die übrigen großen Parteien bei der Landtagswahl am 1. September in Sachsen an? Der Überblick.

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Michael Kretschmer (CDU), Petra Köpping (SPD), Katja Meier (Grüne), Susanne Schaper (Linke), Jörg Urban (AfD), Robert Malorny (FDP), Sabine Zimmermann (BSW).
Michael Kretschmer (CDU), Petra Köpping (SPD), Katja Meier (Grüne), Susanne Schaper (Linke), Jörg Urban (AfD), Robert Malorny (FDP), Sabine Zimmermann (BSW). ©  SZ-Archiv

Dresden. Sachsen erwartet die spannendste Landtagswahl seit Wiedergründung des Freistaates vor 34 Jahren. CDU und AfD liefern sich in aktuellen Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. SPD, Grüne und Linke müssen um den Wiedereinzug ins Parlament bangen. Das Bündnis Sahra Wagenknecht kommt laut einer aktuellen Insa-Umfrage aus dem Stand auf 13 Prozent.

Wer tritt für die Parteien im Freistaat an? Das sind die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten für die Landtagswahl 2024 in Sachsen.

CDU

Michael Kretschmer (49) ist das Zugpferd der sächsischen Union. Als der gebürtige Görlitzer 2017 das Amt des Ministerpräsidenten übernahm, gehörte er zu den jüngsten Regierungschefs in Deutschland. Dank seines beherzten Auftretens konnte die CDU bei der Landtagswahl 2019 das Ruder noch einmal herumreißen und auf Platz eins landen.

Kretschmer, Vater zweier Söhne, scheut keinen Konflikt. Er geht im Bürgerdialog auch dorthin, wo es wehtut. Er kann auf gute Zustimmungswerte in der Bevölkerung bauen. Manche sehen in ihm eine One-Man-Show der Sachsen-CDU.

Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen.
Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen. © Soeren Stache/dpa

Im Ukraine-Krieg forderte er schon früh mehr diplomatische Initiativen statt immer neuer Waffenlieferungen. Kretschmer gilt als erfahrener Politiker. Vor dem Amt in Sachsen saß der studierte Wirtschaftsingenieur 15 Jahre lang im Bundestag.

AfD

AfD-Partei- und Fraktionschef Jörg Urban (59) stammt aus Meißen. Er studierte an der TU Dresden Wasserbau und legte später ein Aufbaustudium für Umweltschutz nach. 2013 trat er nach einem kurzen Intermezzo bei der Piratenpartei in die AfD ein und wurde im Jahr darauf in den Landtag gewählt.

Bis dato hatte er als Geschäftsführer der Umweltinitiative Grüne Liga gearbeitet und war zeitweilig bei einem Aufforstungsprojekt in Madagaskar im Einsatz. Auch für den Abriss der damals umstrittenen Dresdner Waldschlößchenbrücke setzte sich Urban ein.

Jörg Urban, Parteichef der AfD Sachsen
Jörg Urban, Parteichef der AfD Sachsen © dpa

Im Februar 2018 wurde er Vorsitzender seiner Partei in Sachsen und löste damit Frauke Petry ab. Auch den Vorsitz in der AfD-Landtagsfraktion hat er inne. In seinen Reden malt er meist ein äußerst düsteres Bild von der Lage in Deutschland und Sachsen. Die Einstufung der sächsischen AfD als rechtsextrem weist Urban stets zurück. Er gilt nicht gerade als Hardliner, scheut aber auch die Nähe zum Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke nicht.

Bündnis 90/Die Grünen: Spitzentrio für die Landtagswahl

Die Politikwissenschaftlerin Katja Meier (44) kommt aus Zwickau und sitzt seit 2015 im Landtag. Im Dezember 2019 wurde sie zur Staatsministerin für Justiz, Demokratie, Europa und Gleichstellung ernannt.

Nach ihrer Ernennung versuchte vor allem die AfD, Meier einen Strick aus ihrer Vergangenheit zu drehen. Als junge Frau hatte sie als Bassistin in einer Punkband mit rauen Texten gespielt. Im Januar 2020 distanzierte sie sich in einer emotionalen Rede im Landtag von einem gewaltverherrlichenden Song.

Katja Meier (Grüne), Sachsens Justizministerin.
Katja Meier (Grüne), Sachsens Justizministerin. © dpa

Anerkennung hingegen erwarb sie sich unter anderem mit ihrem Vorgehen gegen den Richter und AfD-Politiker Jens Maier. Er wurde vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft und schließlich auf Betreiben der Justizministerin in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

Wolfram Günther (51) hat als Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft keinen leichten Stand - vor allem bei den Bauern im Freistaat. Die verspätete Auszahlung von EU-Geldern wird vor allem ihm zur Last gelegt. Beim Agrarstrukturgesetz wurde er von der CDU ausgebremst, obwohl das Gesetz im Koalitionsvertrag steht.

Wolfram Günther (Grüne), Umweltminister in Sachsen
Wolfram Günther (Grüne), Umweltminister in Sachsen © Jan Woitas/dpa

Der gebürtige Leipziger ist von Beruf Bankkaufmann, später studierte er Jura, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften und Philosophie. Seit 2004 arbeitete er als selbstständiger Rechtsanwalt, 2014 zog er in den Landtag ein. Vor seiner Ernennung zum Minister war er zwei Jahre lang Fraktionschef. Im Kabinett ist er zudem Stellvertreter von Ministerpräsident Michael Kretschmer.

Franziska Schubert (42) gilt als bodenständig und hat sich vor allem als Finanzpolitikerin einen Namen gemacht. Sie stammt aus dem ostsächsischen Ebersbach-Neugersdorf. Ihr Studium in den Fächern Politik, Wirtschafts- und Sozialgeografie sowie Soziologie absolvierte sie von 2001 bis 2007 in Osnabrück. Schubert bezeichnet sich selbst als Rückkehrerin und Lokalpatriotin.

Franziska Schubert (Grüne)
Franziska Schubert (Grüne) © Bündnisgrüne Landtagsfraktion

"Der ländliche Raum, insbesondere meine Heimat, die Oberlausitz, ist meine Passion – hier gestalte ich aktiv Zukunft mit. Für mich stehen Menschen, Räume und Zukunft im engen Zusammenhang." Tatsächlich gehören ihre Landtagsreden zum Besten, was das Parlament zu bieten hat. Seit 2020 führt Schubert dort die grüne Fraktion.

SPD

SPD-Politikerin Petra Köpping (66) genießt den Ruf einer Vollblutpolitikerin. Sie stammt aus Nordhausen, studierte Staats- und Rechtswissenschaften und war in der Wendezeit und auch später noch einmal Bürgermeisterin der Gemeinde Großpösna bei Leipzig. Von 2001 bis 2008 wirkte sie als Landrätin im Leipziger Land, ab 2009 im Landtag.

Petra Köpping (SPD), Sozialministerin von Sachsen
Petra Köpping (SPD), Sozialministerin von Sachsen © dpa Jan Woitas/dpa

Fünf Jahre später wurde Köpping Staatsministerin für Gleichstellung und Migration, erwies sich in der Flüchtlingskrise als unermüdlich. 2016 stieß sie eine Debatte über die Befindlichkeiten der Ostdeutschen an, die bis heute nachhallt.

In der aktuellen Koalition der SPD mit CDU und Grünen übernahm sie das Ministerium für Soziales und Gleichstellung, zu dem auch der Bereich Gesundheit gehört. In der Corona-Pandemie war sie folglich omnipräsent. 2019 bewarb sie sich mit dem heutigen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius um die Doppelspitze der Bundes-SPD.

Linke mit Spitzenduo

Susanne Schaper ist 46 Jahre alt und wurde in Karl-Marx-Stadt geboren, dem heutigen Chemnitz. Als Abgeordnete im Landtag kümmert sich die gelernte Krankenschwester und Pflegewirtin vor allem um Gesundheitspolitik. Ihre Motivation für die Politik hänge mit ihrem Gerechtigkeitssinn zusammen, meint Schaper: "Später sagen zu können, ich habe alles für ein gutes Leben meiner Kinder getan. Ja, mein Herz ist mein Motor, der Verstand macht den Rest."

In ihrer Politik handelt die dreifache Mutter und Atheistin nach einem Spruch von Kirchenvater Augustinus: "Nur wer selbst brennt, kann ein Feuer in anderen entfachen." Schaper trat 1994 in die damalige PDS ein. Seit 2009 amtiert sie als Stadträtin in Chemnitz, 2014 kam sie in den Landtag. Seit 2019 führt sie in einer Doppelspitze mit Stefan Hartmann die Linken in Sachsen.

Susanne Schaper und Stefan Hartmann, Kandidaten-Duo für den Landesvorsitz der Linken in Sachsen.
Susanne Schaper und Stefan Hartmann, Kandidaten-Duo für den Landesvorsitz der Linken in Sachsen. © dpa/Oliver Killig

Stefan Hartmann (56), geboren in Erfurt, wird von seiner Co-Vorsitzenden als "eloquent, zuverlässig, streitbar" beschrieben: "Ein Baum von einem Mann, sehr belesen, ein liebevoller Vater." Hartmann verdient seinen Lebensunterhalt als Berater des langjährigen Linke-Fraktionschefs im Bundestag, Dietmar Bartsch. Hartmann gilt sogar als Vordenker in seiner Partei.

Viele Jahre habe er ehrenamtlich im "Maschinenraum" des sächsischen Landesverbandes gearbeitet, beschreibt er selbst sein eher unauffälliges Wirken. Verantwortung trug er etwa für mehrere Landtagswahlprogramme in Sachsen.

BSW

BSW-Politikerin Sabine Zimmermann (63) stammt aus Pasewalk und ist von Beruf Anlagentechnikerin und Baustofftechnologin. Nach der Wende arbeitete sie als Gewerkschaftssekretärin beim Deutschen Gewerkschaftsbund. 2004 saß sie ein paar Monate als Nachrückerin im Sächsischen Landtag, im Jahr darauf schaffte sie den Sprung in den Bundestag. Sie wurde dort Arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke und leitete von 2012 bis 2013 den Ausschuss Arbeit und Soziales, später auch den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Sabine Zimmermann, Vorsitzende des BSW- Landesverbandes
Sabine Zimmermann, Vorsitzende des BSW- Landesverbandes © Sebastian Kahnert/dpa

2023 schloss sie sich dem Bündnis Sahra Wagenknecht an. Zur Europawahl in Sachsen kam die neue Partei aus dem Stand auf 12,6 Prozent. Zimmermann stellt immer wieder klar, dass ihre Partei keine "Linke 2.0" ist. Das BSW stehe unter anderem für eine konsequente Friedenspolitik und ein Konzept zur Begrenzung unkontrollierter Migration.

FDP

Robert Malorny (45) von der FDP stammt aus Dresden. Nach seiner Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr studierte er Produktionstechnik und ist seit 2010 als Ingenieur in der Automobilbranche tätig. In die FDP trat er 2014 ein.

Robert Malorny (FDP)
Robert Malorny (FDP) © Sven Ellger

Seit 2019 sitzt er für die Freien Demokraten im Dresdner Stadtrat, zuletzt als Fraktionsvorsitzender. 2023 nominierte ihn die FDP Sachsen als Spitzenkandidat zur Landtagswahl. Malorny hat bereits einen Katalog an Sofortmaßnahmen im Blick, die er beim Wiedereinzug in das Parlament angehen will.

Ein zentraler Punkt sind bessere Rahmenbedingungen für die sächsische Wirtschaft. Dabei gehe es um Infrastruktur, Energiepreise und Fachkräfte. Der zweite Punkt betrifft die Bildungspolitik. Doch erst einmal müssen es die Liberalen in den Landtag schaffen. Zweimal in Folge waren sie zuletzt gescheitert. Umfragewerte von zwei Prozent machen kaum Mut. (dpa)