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SZ + Pirna

Rund 300 Menschen demonstrierten in Pirna für die Demokratie

Vor der Landtagswahl sagen Menschen aus Pirna und der Region, was ihnen wichtig ist und was ihnen Sorgen bereitet. Es ist ein Stimmungsbild dieser Tage.

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Die rund 300 Teilnehmer der Pirnaer Demokratie-Demo am Sonnabend zogen vom Friedenspark durch die Stadt.
Die rund 300 Teilnehmer der Pirnaer Demokratie-Demo am Sonnabend zogen vom Friedenspark durch die Stadt. © Mike Jäger

Von Zoe Olschewski

An diesem warmen Sonnabendnachmittag trifft man im Pirnaer Friedenspark auf mehr Menschen als sonst hier. Es sind Senioren, Studenten, Familien mit Kindern gekommen. Sie tragen bunte Fahnen und Schilder, viele sitzen auf der Wiese vor der Bühne, die das Bündnis "Solidarisches Pirna" für seine Kundgebung kurz vor den Landtagswahlen aufgebaut hat. Um die 300 Menschen sind nach Angaben des Bündnisses und der Polizei zur Demonstration "Demokratie verteidigen – kein Platz für Rechtsextremismus" gekommen.

Am Mikrofon stehen Schüler aus Pirna, die davon erzählen, wie oft in ihrer Schule weggeschaut wird, wenn die Klassenkameraden T-Shirts aus dem NPD-Shop tragen, wenn offen gegen Schwule gehetzt wird. Aber auch die Linken-Abgeordnete Karen Lay aus Bautzen und der SPD-Abgeordnete Fabian Funke aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sprechen. Trotz der wachsenden Unterstützung rechter Parteien insbesondere im ländlichen Raum betonen sie, wie wichtig es ist, dagegenzustehen. "Ich habe mir als junger Mensch schon oft die Frage gestellt – gehen oder bleiben. Ich habe mich dazu entschieden zu bleiben." Als Fabian Funke diesen Satz sagt, jubelt die Menge.

"Kein Freizeitpark für Nazis"

Das Bündnis "Solidarisches Pirna" wird an diesem Nachmittag von Grünen, Linke, SPD, ihren Jugendorganisationen, "Omas gegen rechts" und von Gewerkschaftsverbänden unterstützt. Die Kreisvorsitzende der Linken, Lisa Thea Steiner, die als Ordnerin auf der Demonstration auch an der Organisation beteiligt war, ist zufrieden. "Die Leute sind gut drauf und es ist immer wieder wichtig, zusammenzustehen als demokratische Kräfte. Zu zeigen, dass die Sächsische Schweiz kein Freizeitpark für Nazis ist, sondern dass wir hier als linke, progressive Kräfte präsent sind", sagt sie.

Auf selbst gemalten Plakaten zeigen die Teilnehmer der Demonstration ihre Meinung.
Auf selbst gemalten Plakaten zeigen die Teilnehmer der Demonstration ihre Meinung. © Mike Jäger

Im Schatten sitzt eine junge Frau in Adidas-Shorts mit ihren Freundinnen. Sie kommt aus Dresden. "Für uns ist es super wichtig hier zu sein, zu zeigen, dass wir nicht in unserer Großstadtblase festhängen, sondern auch kleinere Städte unterstützen", sagt sie. Dass sie mit Sorge auf die Landtagswahlen blickt, in ihrem Umfeld einen Anstieg von Angriffen auf Migranten oder queere Menschen wahrnimmt. Und dass darauf häufig keine Reaktion kommen würden, was ihr Sorge bereitet. Trotzdem: "Es gibt ja auch legitimen Frust auf die Arbeit der Parteien, der nachvollziehbar ist", sagt sie.

Die zwei Seiten von Pirna

Auch als der Demonstrationszug später durch Pirnas Innenstadt läuft, bleibt es ruhig. Auf dem Transporter läuft Musik der Chemnitzer Band "Kraftklub", in Reden hört man heute häufig, dass Pirna bunt ist, bunt bleiben soll. Einige Passanten winken unwirsch ab, als ihnen Flyer des Bündnisses angeboten werden. Es bleibt auch ruhig, als die Rufe der Demonstranten mit Sprechchören wie "Ganz Pirna hasst die AFD" in die friedliche Wochenendstimmung der Cafés und Restaurants dringen.

Die Polizei musste kaum eingreifen. Lediglich ein paar Pöbler musste sie beruhigen und fernhalten.
Die Polizei musste kaum eingreifen. Lediglich ein paar Pöbler musste sie beruhigen und fernhalten. © Mike Jäger

Einige schauen interessiert von ihren Tischen auf, andere irritiert. Ein paar Männer mit dunklen Sonnenbrillen beginnen zu pöbeln, die Polizei geht dazwischen. Noch einmal kommt ein "Ganz Pirna hasst die AfD" aus der Menge. Eine Familie spaziert mit ihrem Kind am Rande der Demonstration. Die Mutter runzelt lächelnd die Stirn. "So ist es eben gerade leider nicht", sagt sie. Der Ruf und die Antwort: Das sind die zwei Seiten von Pirna.