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Das ist der Erfinder der "Brombeer"-Koalition

Seit über 20 Jahren analysiert Karl-Rudolf Korte fürs ZDF Wahlergebnisse. Nun hat er einen neuen Begriff geprägt: die "Brombeer"-Koalition.

Von Tobias Winzer & Marcus Thielking
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Renommiert als Politikwissenschaftler im Fernsehen und an der Universität: Professor Karl-Rudolf Korte.
Renommiert als Politikwissenschaftler im Fernsehen und an der Universität: Professor Karl-Rudolf Korte. © dpa/Karlheinz Schindler

Es gibt zwei Sorten von Politikwissenschaftlern. Die einen sind geübt darin, einfache Sachverhalte mit komplizierten Begriffen und Fremdwörtern so zu umschreiben, dass möglichst niemand etwas versteht. Die anderen machen es umgekehrt: Sie finden einprägsame, treffende Begriffe für komplexe Zusammenhänge, sodass es jedem verständlich wird. So einer ist Professor Karl-Rudolf Korte.

Nun hat er einen neuen Begriff geprägt, der uns in Sachsen noch länger beschäftigen wird: die „Brombeer“-Koalition – so genannt wegen der Parteifarben Schwarz, Lila und Rot der möglichen Partner CDU, BSW und SPD.

Auf Anfrage von Sächsische.de sagt Korte, solche Metaphern seien hilfreich, weil sie eine Geschichte mitlieferten. Ihm sei vor Jahren Ähnliches mit dem Begriff Jamaika gelungen. "Den hatte allerdings unser Sohn als Idee mit eingebracht." Nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen fiel ihm keine Flagge ein. "Bei Obstfarben wurde ich fündig."

Karl-Rudolf Korte: Sachlicher Ton in schrillen Zeiten

Seit über 20 Jahren kennt man Karl-Rudolf Kortes zurückhaltendes Lächeln aus ZDF-Wahlsendungen. Da wird der Politikwissenschaftler regelmäßig als Experte für das Wahl- und Parteiensystem interviewt. Mit nüchterner, klarer Sprache analysiert der 65-Jährige Stimmenverhältnisse, mögliche Koalitionen, Machtverschiebungen und politische Strategien. Egal, wie aufregend die Wahlabende sind: Professor Korte bleibt stets ruhig und sachlich, wie ein Sparkassen-Berater, der dem Kunden einen Bausparvertrag erläutert. In Zeiten schriller politischer Töne ist das ein wohltuender Kontrast.

Dabei ist Korte durchaus nicht einer jener TV-Politologen, über den Fachkollegen die Nase rümpfen. Seit über 20 Jahren lehrt er als Professor an der Universität Duisburg-Essen und ist in der akademischen Welt bestens vernetzt. Auch die Liste seiner Buchpublikationen ist beeindruckend – wobei er durchaus auch Politologensprache zu bedienen weiß: Zu seinen jüngsten Neuerscheinungen als Herausgeber zählen „Regieren in der Transformationsgesellschaft“ sowie der Suhrkamp-Band „Heuristiken des politischen Entscheidens“. Das Buch könnte für Sachsen noch interessant werden: Heuristik ist eine Methode, um Probleme zu lösen.