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Diese Kandidaten wollen für die Region Döbeln in den Kreistag von Mittelsachsen

Insgesamt 530 Frauen und Männer bewerben sich um einen von 98 Plätzen im Kreistag Mittelsachsen. Davon kommen 132 aus der Region Döbeln. Eine Partei war noch nie in dem Parlament vertreten.

Von Cathrin Reichelt
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Der Kreistag Mittelsachsen hat 98 Sitze. 530 Frauen und Männer wollen Nachfolger der derzeitigen Kreisräte oder wiedergewählt werden.
Der Kreistag Mittelsachsen hat 98 Sitze. 530 Frauen und Männer wollen Nachfolger der derzeitigen Kreisräte oder wiedergewählt werden. © Foto/Archiv: SZ/Dietmar Thomas

In knapp vier Wochen haben die Bürger gleich mehrfach die Wahl. Neben den Europaabgeordneten sowie den Stadt-, Gemeinde- und Ortschaftsräten wird der Kreistag von Mittelsachsen neu gewählt. Das Parlament besteht aus 98 Mitgliedern und dem Landrat. Daran ändert sich auch in der kommenden Wahlperiode nichts.

Für die knapp 100 Sitze bewerben sich 530 Frauen und Männer aus dem gesamten Landkreis. Das sind lediglich zehn Kandidatinnen und Kandidaten weniger als zur Kreistagswahl vor fünf Jahren. Jüngster Bewerber ist ein 18 Jahre alter Schüler aus Mittweida, den die SPD aufgestellt hat. Ein 90-jähriger Rentner aus Freiberg ist der Älteste und Kandidat der Freien Sachsen.

In drei der insgesamt 14 Wahlkreise treten 132 Bewerber aus der Region Döbeln an. Im Wahlkreis 1 – Große Kreisstadt Döbeln – sind es 53 Kandidaten. Im Wahlkreis 2 – Hartha, Leisnig, Großweitzschen, Jahnatal – stehen 36 Frauen und Männer auf dem Wahlschein. Und im Wahlkreis 3 – Roßwein, Waldheim, Kriebstein, Striegistal – hoffen 43 Personen auf ein Mandat. Im Döbelner Raum sind zwei 20-Jährige auf den Listen der AfD die Jüngsten und ein 79-jähriger CDU-Kandidat der Älteste.

In der zu Ende gehenden Wahlperiode haben sich 18 Räte aus der Region Döbeln im Kreistag von Mittelsachsen engagiert. 15 von ihnen treten erneut zur Wahl an. Lediglich der ehemalige Leisniger Bürgermeister Tobias Goth (CDU), der Roßweiner Stadtrat Peter Krause (Die Linke) und der Döbelner Stadtrat Dirk Munzig (ehemals AfD) sind nicht mehr dabei.

Die neuen Kreisräte haben kein leichtes Erbe. Grundlegendes Problem ist fehlendes Geld. Einen ausgeglichenen Haushalt auf die Beine zu stellen wird immer schwerer. Die Ausgaben im sozialen Bereich steigen. Es gibt einen Investitionsstau bei der Sanierung von Straßen und Brücken, Nachholbedarf bei der Digitalisierung und Probleme bei der medizinischen Versorgung.

CDU will stärkste Kraft bleiben

Mit dem Regionalbauernverband (RBV) hat die CDU bisher eine Fraktion gebildet. Mit 30 Kreisräten (davon 7 Döbelner) war sie die stärkste Kraft. Das will sie auch bleiben. Die Christdemokraten haben 90 Kandidaten (23 Döbelner) nominiert.

Der Bürgermeister von Jahnatal Dirk Schilling gehört zu den gestandenen Kreisräten. „Mir ist es vor allem wichtig, mich für eine gute und verständnisvolle Zusammenarbeit zwischen der Landkreisverwaltung und der kommunalen Ebene einzusetzen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass sich der Landkreis als Dienstleister für die Bürger, Firmen und Kommunen in möglichst allen Bereichen so gut entwickelt, wie das beispielsweise in der Baugenehmigungsbehörde zu beobachten ist. Im Umkehrschluss müssen die Kommunen den Bürgern besser erklären, wofür der Landkreis zuständig ist und dass er dafür Geld benötigt, also auch unsere Kreisumlage“, begründet er die erneute Kandidatur.

  • Mehr als 23.000 Menschen aus Sachsen haben an der Umfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung teilgenommen. Entwickelt und ausgewertet wurde der Sachsen-Kompass unter wissenschaftlicher Begleitung und in Kooperation mit der Agentur "Die Mehrwertmacher". Dabei wurde darauf geachtet, dass die Ergebnisse belastbar sind. Wo es aus kleinen Orten/Stadtteilen nicht ausreichend Antworten für belastbare Aussagen auf Gemeinde-/Stadtteilebene gab, wurden Nachbargemeinden teils gemeinsam ausgewertet. Alle Ergebnisse finden Sie auf saechsische.de/sachsenkompass

Würden alle Bürgermeister gewählt, die auf den Kandidatenlisten in Mittelsachsen stehen, säßen 39 im neuen Kreistag – die meisten mit einem CDU-Mandat. Auch 16 ehemalige Bürgermeister sind auf den Listen zu finden.

„Gemeinsam. Heimat. Gestalten.“, das ist das Motto der mittelsächsischen Christdemokraten. Mehr Geld für die Straßensanierung, den ÖPNV und Radwegebau, eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung und die Unterstützung von Kultur, Sport und Feuerwehren stehen auf der Agenda.

Kandidaten des Wahlkreises 1 für die Kreistagswahl in Mittelsachsen.
Kandidaten des Wahlkreises 1 für die Kreistagswahl in Mittelsachsen. © Collage: SZ

AfD will stärkste Kraft werden

Mit 22 Räten (2 Döbelner) hat die AfD, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, als zweitstärkste Kraft im Kreistag agiert. Die Partei schickt zur Wahl 61 Kandidaten (13 Döbelner) ins Rennen. Sie will in der kommenden Wahlperiode die stärkste Kraft im Kreistag werden.

"Das Geld aus dem Haushalt des Kreistages muss wieder in unsere eigenen Bürger, Strassen, Schulen, Kindergärten und Lehrausbildungen investiert werden", meint Jens Tamke, der zum ersten Mal für den Kreistag kandidiert.

Die Verschlankung der Kreisverwaltung und der Bürokratieabbau stehen ebenso im Wahlprogramm der AfD wie die Ansiedlung von Ärzten, die konsequente Rückweisung von Asylbewerbern, die bessere Verzahnung von ÖPNV und Individualverkehr und die Optimierung der Wirtschaftsförderung. Außerdem wendet sich die AfD gegen das Gendern.

Freie Wähler für einfache Bürokratie

105 Kandidaten (20 Döbelner) stellen sich für die Freien Wähler zur Wahl für den Kreistag. Bisher waren 16 (2 Döbelner) in dem Parlament vertreten.

Der Pharma-Vertreter René Schlosser aus Großweitzschen will sich erstmals im Kreistag engagieren: „Ich glaube daran, dass Politik gemeinsam gestaltet werden sollte. Dabei sollte man miteinander, nicht übereinander reden. Ich stehe für eine familienfreundliche Politik, die gute Bildungsmöglichkeiten für unsere Kinder gewährleistet und gleichzeitig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert.“

Anträge, Genehmigungen, Prozesse, Entscheidungswege und Bürokratie stark zu vereinfachen ist den Freien Wählern ebenso wichtig, wie die Akzeptanz Andersdenkender. Industrie, Landwirtschaft und Handwerk sollten zielgerichtet gefördert werden, heißt es im Wahlprogramm. Kinder und Jugendliche sollten kostenfrei Sport in einem Verein treiben können und das Essen für Kinder bezahlbar sein.

Kandidaten des Wahlkreises 2 für die Kreistagswahl in Mittelsachsen.
Kandidaten des Wahlkreises 2 für die Kreistagswahl in Mittelsachsen. © Collage: SZ

Die Linke wollen kostenloses Kitaessen

Elf Frauen und Männer (2 Döbeln) vertreten Die Linke im Kreistag. 43 (13 Döbeln) stehen auf den Wahllisten am 9. Juni.

Zu diesen gehört erstmals die Kirchenmalermeisterin Cindy Reimer aus Waldheim, die sich fürs Handwerk stark machen will: „Als Handwerksmeisterin ist es mir wichtig, Ausbildungsberufe attraktiver zu machen und gerade das Handwerk wieder in ein besseres Licht zu rücken. Handwerksberufe machen Spaß und sind super, egal ob für Männer oder Frauen, ob mit Hauptschulabschluss oder Abitur, sie sind ein wichtiger Teil in unserer Gesellschaft.“

Insgesamt stehen bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen ganz oben auf der Prioritätenliste der Linken. Zudem plädieren sie für ein kostenfreies Mittagessen an Kitas und Schulen und die Einführung von Gemeindeschwestern. Auch die Bürgerbeteiligung müsse ausgebaut und das Ehrenamt besser unterstützt werden.

SPD fordert regelmäßigen Dialog

Mit 65 Personen (15 Döbeln) ist die SPD in den Wahlkampf gegangen. Neun (3 Döbeln) saßen bisher im Kreistag.

„Mittelsachsen hat einen konsensfähigen, mutigen und zukunftsorientierten Kreistag verdient, der sich um die großen und kleinen Dinge kümmert. Hierfür wünsche ich mir eine starke SPD und kandidiere daher erneut“, erklärt der Döbelner Rechtsanwalt Axel Buschmann, der bisher auch Fraktionsvorsitzender der SPD war.

Die Sozialdemokraten wollen unter anderen einen Jugendkreistag, regelmäßige Foren für den Dialog zwischen verschiedenen Meinungen, dass Fremdenfeindlichkeit und jegliche Art von Diskriminierung unterbunden wird, die Begeisterung für die Ausbildung im Handwerk neu entfachen sowie die Kita-Betreuungszeiten auf zehn Stunden und Randzeiten erweitern.

FDP für Aufträge für regionale Firmen

Mit fünf Kreisräten (2 Döbeln) gehörte die FDP bisher zu den kleinsten Fraktionen des Kreistages. In der neuen Legislaturperiode wollen 23 Frauen und Männer (12 Döbeln) mitarbeiten. Besonders stark ist die FDP in Döbeln und Waldheim vertreten.

Steffen Ernst, Bürgermeister von Waldheim und bereits seit 2008 Mitglied des Kreistages, ist es auch weiterhin wichtig, die Region im Kreistag zu vertreten und mitzugestalten. „Wir brauchen klar formulierte Ziele, keinen Populismus und Lösungen müssen fraktionsübergreifend erarbeitet werden“, erklärt er.

Wohnortnahe und moderne Schulen mit genügend gut ausgebildeten Lehrern sind den freien Demokraten ebenso wichtig, wie Investitionen und Aufträge für regionale Firmen, deutlich mehr sichtbare Polizeipräsenz vor Ort und ein Mix aus fossilen und erneuerbaren Energien.

Kandidaten des Wahlkreises 3 für die Kreistagswahl in Mittelsachsen.
Kandidaten des Wahlkreises 3 für die Kreistagswahl in Mittelsachsen. © Collage: SZ

Grüne wollen ein Grünflächenkonzept

Kein Döbelner Vertreter befand sich bisher unter den fünf Kreisräten vom Bündnis 90/Die Grünen. 120 Bewerber (17 Döbeln) sind es für den kommenden Kreistag.

Auf einen Platz in der Fraktion hofft der technische Leiter des Döbelner Theaters Berno Ploß. Er kandidiert, „damit auch in Zukunft Kunst und Kultur frei bleiben und für zukunftsweisende Vorhaben demokratische Mehrheiten zustande kommen.“

Die Grünen stehen für ein gemeinsames friedliches Miteinander und eine intakte Umwelt. Sie fordern ein Grünflächenkonzept im Landkreis sowie die Gründung eines Netzwerkes für den Klimaschutz und sie setzen sich für schnellere Verfahren in der Ausländerbehörde sowie eine dauerhaft gesicherte Finanzierung des Mittelsächsischen Theaters ein.

Freie Sachsen kandidieren erstmals

Mitglieder der Freien Sachsen, die das Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung eingestuft hat, treten zum ersten Mal bei Kreistagswahlen an. In ganz Mittelsachsen stehen 65 Frauen und Männer auf den Kandidatenlisten, davon 18 in der Region Döbeln.

Als Spitzenkandidat des Wahlkreises 1 ist der Metallbauer Stefan Trautmann, ehemaliger Funktionär der JN und NPD, aufgeführt. Früher saß er eine Wahlperiode lang für die NPD im Döbelner Stadtrat. Trautmann war 2023 maßgeblich an den Demos gegen die Unterbringung minderjähriger Flüchtlinge in Kriebethal beteiligt. Außerdem macht er immer wieder mit einer sogenannten Bürgerwehr von sich Reden.