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SZ + Löbau

CDU und AfD: Wahlkampf mit üppigem Prominenzfaktor - und klaren Ansagen

Nach der CDU geben sich jetzt auch bei der AfD die Bundes- und Landesspitzen die Klinke in die Hand. Hat eins mit dem anderen zu tun?

Von Anja Beutler
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Sachsens AfD-Chef Jörg Urban erklärte am Mittwochabend auf dem Honigbrunnen in Löbau, wie die AfD regieren will.
Sachsens AfD-Chef Jörg Urban erklärte am Mittwochabend auf dem Honigbrunnen in Löbau, wie die AfD regieren will. ©  Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Tino Chrupalla hat sich etwas verspätet. Der Bundesvorsitzende der AfD war ab 9 Uhr am Löbauer Wahlkampfstand seines Parteikollegen Roman Golombek erwartet worden, der den Löbauer Wahlkreis bei der Landtagswahl für sich gewinnen will. Als er dann endlich unter dem blauen Zelt vis-a-vis vom Wochenmarkt steht, ist er ganz klar der Promi. Er schüttelt Hände, macht hier ein Selfie und hört da den aktuellen Sorgen zu.

Chrupalla ist dabei nicht der Erste und Einzige einer ganzen Riege von Prominenten aus der Bundes- und Landespolitik, die sich derzeit vor allem zwischen Löbau und Zittau zum Wahlkämpfen einfinden. Der Landtagswahlkampf nimmt hier derzeit ganz neue Dimensionen an: Conrad Clemens, CDU-Konkurrent in Löbau, hat als Chef der Staatskanzlei in Dresden und bisheriger Vertreter Sachsens in Berlin viele Kontakte, die er nutzt: Lokführer-Gewerkschafter Claus Weselsky hat er zum Zugfahren geholt, ein Termin mit Philipp Amthor aus Mecklenburg-Vorpommern ist für diesen Donnerstagabend in Neusalza-Spremberg verzeichnet - und mit CDU-Bundeschef Friedrich Merz war Clemens - gemeinsam mit etlichen Bürgern - am Dienstagabend buchstäblich auf den Gipfel des Löbauer Berges gestürmt. Der hatte einer Zusammenarbeit mit der AfD erneut eine klare Absage erteilt.

Der Löbauer Berg war dann schon einen Tag später - am Mittwochabend - auch für die AfD der Anlaufpunkt: Landeschef Jörg Urban, als "Unser Ministerpräsident für Sachsen" auf den Plakaten angekündigt, erklärte vor rund 200 Gästen im Honigbrunnen, wie die AfD regieren wolle. Reichlich 80 Minuten nonstop referierte der Landesvorsitzende der AfD die Schritte zum "Machtwechsel". Per Power-Point-Präsentation und in dem ihm eigenen, ruhigen Ton, erklärte er sich zu allen Politikfeldern, entwarf dabei ein düsteres Bild vom Ist-Stand des Landes.

Löbau am Markttag: Tino Chrupalla im Gespräch mit
Gerlinde Adler. Anschließend gab's Selfies.
Löbau am Markttag: Tino Chrupalla im Gespräch mit Gerlinde Adler. Anschließend gab's Selfies. © Matthias Weber/photoweber.de
Tino Chrupalla - einer der beiden Bundessprecher der AfD - war schon am 12. August auf der Bühne der Montagsdemo in Zittau zu erleben.
Tino Chrupalla - einer der beiden Bundessprecher der AfD - war schon am 12. August auf der Bühne der Montagsdemo in Zittau zu erleben. © Matthias Weber/photoweber.de
Das Publikum in Zittau hatte Fahnen und Plakate mitgebracht.
Das Publikum in Zittau hatte Fahnen und Plakate mitgebracht. © Matthias Weber/photoweber.de

Den ersten Applaus erntete Urban nach einer Stunde beim Thema Abschiebungen von Migranten, die er generell - neben rot-grüner Politik - als Schlüssel für viele Probleme in Sachsen ausmachte. Nicht ganz neu war seine Forderung, dass in Sachsen "dort, wo heute Kohlekraftwerke stehen, in ein paar Jahren moderne Kernkraftwerke stehen" sollen. Beim Thema Bildung geißelte Urban die Überakademisierung, weil "inzwischen mehr als die Hälfte der Schüler Abitur" machten und studierten. Zahlen belegen das nicht: Im abgelaufenen Schuljahr lag die Abiturientenquote in Sachsen bei rund 30 Prozent und für den Landkreis Görlitz ist laut Sozialstrukturatlas generell mit einer noch geringeren Abiturientenquote zu rechnen - zuletzt waren es 24 Prozent.

Nein zu BSW und Freien Sachsen

Zu Koalitionsfragen äußerte Urban sich ebenfalls: Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sei eine Wundertüte, eine Abspaltung von den Linken, auf die man sich nicht verlassen könne. Auch in Kleinparteien wie Bündnis Deutschland oder den Freien Sachsen sieht die AfD aktuell keinen Partner - daher warnte Urban davor, die Stimme an sie zu verschenken. Denn eines ist deutlich: Die AfD wirft derzeit alles in die Waagschale, damit sie insgesamt möglichst viele Stimmen bekommt und die Wahlkreise Löbau und Zittau gewinnt.

Ist die Angst vor der dem Hauptkonkurrenten CDU, die gerade genauso verbissen kämpft, also so groß? Ist Tino Chrupalla deshalb so oft in den Südkreis - von einer Rede bei den Zittauer Montagsdemonstranten jüngst bis zu den drei Terminen in Löbau, Zittau und Hainewalde diese Woche? "Nein", wehrt dieser im Gespräch in Löbau ab. Es sei sein Bundestagswahlkreis und er habe ohnehin alle Landtags-Direktkandidaten in der Wahl unterstützen und besuchen wollen, meint er und fügt hinzu: "Wir richten uns nicht nach dem CDU-Wahlkampfkalender, das ist eher umgekehrt."