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Umstrittener Literaturprofessor an der TU Dresden: Keine Lehre im Wintersemester

Der Literaturwissenschaftler Ulrich Fröschle hat sich mit rechtsextremen Intellektuellen getroffen. Im kommenden Wintersemester wird er nicht an der TU lehren.

Von Ulrich Wolf
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Der Literaturwissenschaftler Ulrich Fröschle wird im Wintersemester nicht an der TU Dresden lehren.
Der Literaturwissenschaftler Ulrich Fröschle wird im Wintersemester nicht an der TU Dresden lehren. © Stephan Zwerenz

Dresden. Der Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienkultur an der TU Dresden, Ulrich Fröschle, wird im Wintersemester 2024/25 nicht an der Hochschule lehren. Das teilte die Universität auf Anfrage von Sächsische.de mit. Weitere Angaben machte die TU aus Datenschutzgründen nicht. Die berufliche Planung sei Privatsache von Herrn Fröschle, hieß es.

Der Professor hatte im Februar dieses Jahres an einem Treffen des früheren, als rechtsextrem eingestuften Instituts für Staatspolitik teilgenommen. Fotos belegen dies. Fröschle beantworte eine Anfrage dazu mit den Worten: "Das geht Sie nichts an." Politische Auffassungen teile er grundsätzlich nicht, sondern bilde sich sein Urteil selbst. Er diskutiere mit allen, "mit denen eine Diskussion sich lohnt".

Keine disziplinarischen Maßnahmen seitens der TU

Die TU betonte, das Rektorat habe sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Fröschle "ernsthaft und reflektiert mit der Situation auseinandergesetzt". Die Prüfung seines akademischen Verhaltens "im Rahmen der dienstlichen Pflichten und auf Basis der uns vorliegenden Informationen" gäben "keinen Anlass und keine Möglichkeit für ein disziplinarisches Vorgehen". Gleichwohl werde er im kommenden Wintersemester nicht mehr in die Lehre eingebunden sein. Zudem sei seine Mitgliedschaft in einem Fachausschuss nach einer Diskussion im Senat nicht verlängert worden.

Veranstalter der Zusammenkunft im Februar 2024 war das damals in Sachsen-Anhalt liegende Institut für Staatspolitik (IfS).Das inzwischen aufgelöste IfS war eine ideologische Kaderschmiede für die Neue Rechte. Der Verfassungsschutz stuft es als "gesichert rechtsextremistische Bestrebung" ein. Dass IfS-Gründer Götz Kubitschek und Fröschle sich kennen, ist unbestritten. Der Literaturprofessor sagt in einem Interview mit dem Dresdner Kulturmagazin: "Ich halte den Kubitschek übrigens für einen integren Mann – ich kenne ihn auch persönlich."

Die TU verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass Institutionen und Personen, die "durch menschenverachtendes, völkisches Denken unsere Demokratie" bedrohten, "in scharfem Widerspruch" zur Wertegemeinschaft der Universität stünden. Rektorin Ursula Staudinger warnt auf der Homepage der Hochschule vor "verfassungsfeindlichen Bestrebungen und menschenverachtendem Denken". Im Jahr 2019 hatte die TU dem Politikwissenschaftler Werner Patzelt eine Seniorprofessur verweigert, weil er "Politik und Wissenschaft derart vermischt habe, dass dem Ruf der TUD und der Fakultät dadurch geschadet wurde".

An den 17 Fakultäten sind über 30.000 Studierende eingeschrieben, fast jeder fünfte davon kommt aus dem Ausland. Die 9.000 Beschäftigten rekrutieren sich aus 89 Ländern. Seit mehr als zehn Jahren gehört die TU Dresden zum Kreis der elf deutschen Exzellenz-Universitäten.

  • Transparenzhinweis: In einer ersten Version hatten wir geschrieben, die TU trenne sich von Herrn Prof. Fröschle. Das ist juristisch nicht korrekt. Der Literaturprofessor ist vorerst nur im kommenden Wintersemester nicht in den Lehrplan eingebunden.