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Nach Einladung von AfD-Chefin Weidel: Euroimmun bestellt Winfried Stöcker ein

Euroimmun-Gründer Winfried Stöcker hat der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel den sächsischen Standort gezeigt. Der Lübecker Konzern in US-Hand distanziert sich von der Aktion. Wie Stöcker den Besuch begründet.

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Winfried Stöcker sorgt durch einen Besuch von AfD-Chefin Alice Weidel für Aufsehen im Euroimmun-Konzern.
Winfried Stöcker sorgt durch einen Besuch von AfD-Chefin Alice Weidel für Aufsehen im Euroimmun-Konzern. © Archivfotos: dpa/Marcus Brandt/Bernd von Jutrczenka

Lübeck/Görlitz. Winfried Stöcker, Gründer des Unternehmens Euroimmun und Besitzer des Lübecker Flughafens, sorgt erneut für Wirbel. Wie jetzt bekannt wurde, hat der 77-Jährige in der vergangenen Woche die AfD-Vorsitzende Alice Weidel unangemeldet durch die Räumlichkeiten von Euroimmun in seinem Geburtsort – dem sächsischen Rennersdorf in der Nähe von Görlitz – geführt.

Der 1987 von Stöcker gegründete Konzern für Labordiagnostik hat seinen Hauptsitz in Lübeck. Im Jahr 2017 hat Stöcker Euroimmun für 1,2 Milliarden Euro an das US-Unternehmen PerkinElmer verkauft. Die jetzigen Besitzer des Lübecker Konzerns distanzieren sich von Stöckers Aktion. Als der derzeitige Vorstand von dem gemeinsamen Besuch von Stöcker und Weigel in Sachsen erfuhr, hat er den Unternehmensgründer umgehend zu einem Gespräch gebeten, sagt Euroimmun-Sprecherin Annekathrin Staub.

„Wir möchten klarstellen, dass Euroimmun ein weltoffenes Unternehmen ist“, sagt Dirk Beecker, Vorstandsvorsitzender von Euroimmun. Der Konzern habe Niederlassungen in 16 Ländern. Beecker betont, dass „in Deutschland Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 25 Nationen erfolgreich zusammen arbeiten“. Diese Zusammenarbeit sei geprägt, von „einem offenen, freundlichen Miteinander und von Toleranz“.

Laut Beecker gehört „der Respekt vor der Vielfalt in all ihren Facetten und die Anerkennung unterschiedlicher Hintergründe, Meinungen und Lebensstile zu den zentralen Werten unseres Unternehmens“. Dies sei eine „wichtige Grundlage unseres Unternehmenserfolges“.

Stöcker beklagt "unternehmerfeindliches Umfeld"

Der Euroimmun-Gründer macht derweil keinen Hehl aus seinen Sympathien für die AfD. Auf Einladung des schleswig-holsteinischen AfD-Landesverbandes wollte Stöcker am Freitag in Nordhastedt (Kreis Dithmarschen) einen Vortrag halten. Dies bestätigte er den Lübecker Nachrichten (LN).

Darin sollte es laut Ankündigung der AfD um Stöckers Buch „DDR 2.0: Rot und Grün führen uns in die Katastrophe!“ gehen. Außerdem wollte der 77-Jährige über seine Erfahrungen als Unternehmer „in einem zunehmend unternehmerfeindlichen Umfeld, die unethische und unwissenschaftliche Propagierung von Corona-Impfstoffen sowie den in diesem Land dringend notwendigen Politikwechsel“ referieren.

Im Juni war Stöcker vom Amtsgericht Lübeck zu einer Geldstrafe von 250.000 Euro verurteilt worden, weil er am 7. November 2021 am Lübecker Flughafen den von ihm selbst hergestellten und nicht zugelassenen Corona-Impfstoff „Lubeca Vax“ verimpfen ließ. Stöckers Anwalt Wolfgang Kubicki hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Nun muss sich das Landgericht Lübeck mit dem Fall befassen.

Stöcker (r) im JUni mit seinem seinem Rechtsanwalt, dem FDP-Politiker Wolfgang Kubicki
Stöcker (r) im JUni mit seinem seinem Rechtsanwalt, dem FDP-Politiker Wolfgang Kubicki © dpa/Marcus Brandt

Zu dem Euroimmun-Besuch in Sachsen sagte Stöcker den LN: „Ich wollte Alice Weidel mein Grundstück in Rennersdorf zeigen, und auf dem Gelände befinden sich auch die Räumlichkeiten von Euroimmun.“

Auch habe er sich nicht nur mit der AfD-Vorsitzenden, sondern auch mit Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) getroffen. „Ich möchte die beiden dazu bewegen, miteinander zu reden, damit die verkrustete Situation aufgelöst werden kann“, sagte Stöcker.