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Er macht Wahlkampf mit einer Torwand

Kassem Taher Saleh (Grüne) kam als Flüchtling nach Deutschland, jetzt ist er Bauingenieur und kandidiert in Dresden für den Bundestag. Seine Ziele für Dresden.

Von Andreas Weller
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Kassem Taher Saleh kommt aus dem Irak und will für Dresden und die Grünen in den Bundestag.
Kassem Taher Saleh kommt aus dem Irak und will für Dresden und die Grünen in den Bundestag. © Marion Doering

Dresden. Sich durchzukämpfen, hat Kassem Taher Saleh bereits als kleiner Junge gelernt. Als er zehn Jahre als war, ist seine Familie aus politischen Gründen aus ihrer Heimat - dem Irak - geflüchtet. Taher Saleh wuchs in Plauen in einem Flüchtlingsheim auf. Kampf ist für ihn vor allem aber auch Sport, er hat in Plauen Fußball im Verein gespielt. Jetzt möchte der Wahl-Dresdner gerne in den Deutschen Bundestag und kandidiert für die Grünen im Wahlkreis Dresden I als Direktkandidat.

Selbstverständlich habe er Erfahrungen mit Anfeindungen und Rassismus machen müssen, berichtet der 28-jährige Taher Saleh. Als Jugendlicher und auch jetzt noch. "Bei einem Info-Stand am Schillerplatz hat ein Oberschullehrer laut gefragt: Wie kann sich nur ein Ausländer hier um das Direktmandat bewerben?", erzählt der Grünen-Politiker.

"Aber ich will nicht die negativen Erfahrungen in den Vordergrund stellen, sondern meine fachliche Expertise, die ich in der Bundespolitik einbringen kann", stellt Taher Saleh klar. Schließlich ist er Bauleiter einer Dresdner Baufirma, Co-Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Migration & Flucht und der Landesarbeitsgemeinschaft Migration, Integration und Antidiskriminierung bei den Grünen, deren Mitglied er 2019 wurde. Zudem ist er Spitzenkandidat der Grünen Jugend Sachsen für die Bundestagswahl.

"Bezahlbare Mieten sind das entscheidende Thema"

In Berlin werde er sich für faire Asylverfahren, Vereinfachungen und vieles mehr in die Asyl- und Integrationspolitik des Bundes einbringen. "Ich sehe mich als Politiker, der den Menschen in Dresden zuhören und mit ihnen diskutieren will", sagt Taher Saleh. "Der Austausch mit den Bürgern muss am Anfang stehen und nicht das Durchsetzen von bestimmten Forderungen."

Er wolle gerne in den Bauausschuss im Bund, um als Experte auf dem Gebiet Standards im Baurecht zu schaffen, sodass beim Bauen Ressourcen geschont werden. Ein weiteres Feld, dass dann ebenfalls auch Dresden direkt betrifft, ist eine Politik zu machen, um den Anstieg der Mieten einzudämmen. "Bezahlbare Mieten sind das entscheidende Thema. Mir geht es zusätzlich auch um nachhaltiges Bauen, mit Fotovoltaikanlagen und Begrünung beispielsweise."

Sein Herzensthema ist der Kampf gegen Rechtsextremismus. Dieser sei die größte Gefahr für Deutschland, vor allem auch in Sachsen und Dresden. "Die TU hat deshalb weniger Studierende, ausländische Fachkräfte kommen nicht zu Dresdner Unternehmen, das schadet Dresden. Wir müssen von der Bundesebene zivilgesellschaftliche Akteure, die sich in diesem Bereich engagieren, finanziell und strukturell mehr unterstützen."

Auf Platz 4 der Grünen-Landesliste

Die AfD und andere rechte Kräfte würden mit Parolen spielen. "So erreichen sie Leute, die es vielleicht nicht besser wissen, deshalb müssen wir mehr aufklären", sagt Taher Saleh. Es gehe generell um einen respektvollen Umgang miteinander. "Jeder sollte sein Gegenüber so behandeln, wie er auch behandelt werden möchte." Das funktioniere beispielsweise sehr gut über Sport. Das Fußballspielen hat ihn in Plauen mit anderen Leuten zusammengebracht, das Kennenlernen vereinfacht und zu gegenseitigem Respekt geführt.

Weil er selbst Fußballer ist und aus einem ganz anderen Grund macht Taher Saleh Wahlkampf mit einer Torwand. "Das ist bei mir authentisch, die Leute gucken hin, Kinder und Jugendliche wollen sofort daran spielen und ich kann in Ruhe mit den Eltern ins Gespräch kommen."

Taher Saleh ist auf der Landesliste der Grünen auf Platz vier. Aktuell ist nur schwer vorauszusagen, ob das für den Einzug in den Bundestag reicht. "Ich kämpfe um das Direktmandat. Ich habe ausreichend Sportgeist in mir, um bis zum 26. September um jede Stimme zu kämpfen."