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Wo abends um zehn das Licht aus geht

SZ-Serie. Auf dem Weg zu den Bergbauden des Iser- und Riesengebirges: Die Wossecker Baude

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Von Eva Jeschkova

Die Wossecker Baude (Vosecká bouda) ist nicht nur eine bekannte Herberge im Riesengebirge, sondern auch ein beliebtes Ausflugziel. Sie liegt in einer Höhe von 1 270 Metern auf dem Gebirgskamm im westlichen Riesengebirge.

Gegründet wurde sie schon Mitte des 18. Jahrhunderts als Unterschlupf für Holzarbeiter. Sie wurde auch „Neue Tschechische“ oder „Frantiskánská Baude“ genannt. Zur Herberge wurde sie im Jahre 1896 und 1900 als Besitz des Fürsten Jan Harrach erweitert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie rekonstruiert und erneut erweitert. Heute gehört die Baude dem Klub tschechischer Touristen. An dem Haus beginnt der Weg der tschechisch-polnischen Freundschaft, der den Gebirgsrücken zu beiden Seiten der Grenze verfolgt. Man kann die Baude aus mehreren Richtungen kommend erreichen. Auf roter Markierung aus Harrachov (Harrachsdorf) oder von der anderen Seite von der Spindlerbaude. Aus Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) kommend, muss man der grünen Markierung folgen, von Rokytnice (Rochlitz) aus der gelben. Es sind von allen drei Seiten an die zwölf Kilometer.

„Hier gibt es offensichtlich das teuerste Bier und Essen im ganzen Riesengebirge“, sagt der müde Tourist Jirí Šlocar aus Liberec (Reichenberg), „aber was lässt sich machen, wenn man von einem mehr als zweistündigen Anstieg aus Harrachov kommt“. Für einen halben Liter Bier zahlt man hier oben 39 Kronen (1,30 Euro). „Wir sind teuer, das stimmt, aber nicht, weil wir die Einkehrenden übers Ohr hauen wollen“, sagt der Leiter der Baude, Petr Hronovský. „Die Baude ist schwer erreichbar, und die Lebensmittel hier herauf zu schaffen, kostet sehr viel Geld.“

Auf der Wossecker Baude muss sogar der Strom mit einem Dieselaggregat hergestellt werden. Nach 10 Uhr abends wird ausgeschaltet. Danach leuchtet nur noch im Erdgeschoss ein Notlicht, in den Stockwerken und auf Zimmern ist es dunkel. Eben eine echte Gebirgsbaude. Die Touristen stört das nicht, die wollen sich hauptsächlich ausruhen. Die Baude hat 46 Unterkunftsplätze in Zwei- und Dreibettzimmern. Die Übernachtung kostet 230 Kronen (acht Euro).

Viele Stimmen von Touristen sind kritisch. Sie klagen nicht nur über die Preise, sondern auch über unfreundliches Personal. Dafür schmeckt das Essen: Die Spezialität ist russischer Borschtsch für 68 Kronen (zwei Euro).