Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ +

Wärmstes Jahr seit 1837

Es gibt noch mehr Rekorde, die das Wetter voriges Jahr in Görlitz aufstellte. Ein meteorologischer Rückblick auf 2018.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Hitze und Trockenheit haben den Sommer 2018 bestimmt.
Hitze und Trockenheit haben den Sommer 2018 bestimmt. © dpa

Von Lothar Rücker, Wetterstation Görlitz

Sommer schon im April und Winter mit sehr flacher Schneedecke – oder gar keiner. Die Feuerwehr musste Straßenbäume gießen und nach Sturm Friederike zahlreiche Straßen wieder freiräumen. Dass das vorige Jahr beim Wetter häufig jenseits des Durchschnitts verlief, zeigen auch die genauen Werte von der Wetterstation.

Die Temperatur: Erster Sommertag schon im April

Das Jahr 2018 war in Görlitz mit einer mittleren Temperatur von 10,7 Grad Celsius erheblich, nämlich um 2,5 Kelvin zu warm. Es ist das wärmste Jahr seit Beginn regelmäßiger Temperaturaufzeichnungen in der Neißestadt im Jahre 1837. Besonders hoch war die Abweichung von der Durchschnittstemperatur im April. Der Monat fiel um 5,9 Kelvin zu warm aus. Nur zwei Monate, der Februar und der März, waren im Vergleich zum Durchschnitt zu kalt. Alle anderen zehn Monate waren teils erheblich zu warm. Im Jahresverlauf wurden bei den Höchstwerten für vier Dekaden, seit 1947, neue Spitzenwerte aufgestellt. Mit 35,1 Grad Celsius wurde am 31. Juli die Jahreshöchsttemperatur registriert. Der Tiefstwert wurde mit minus 15,3 Grad Celsius am 27. Februar gemessen. Es gab 79 Sommertage mit mindestens 25 Grad Celsius. Dies ist die mit großem Abstand höchste Anzahl seit mindestens 1947. Nach dem statistischen Mittel sind in Görlitz mit jährlich 31 Sommertagen zu rechnen. Noch eine Besonderheit: Der erste Sommertag war bereits der 20. April. Die 30-Grad-Marke wurde an 26 Tagen geknackt, sie gelten damit als heiße Tage. Auch dies ist die höchste Anzahl seit mindestens 1947. Normalerweise sind vier heiße Tage im ganzen Jahr zu erwarten. Allein vom 24. Juli bis zum 4. August stieg die Temperatur täglich über die 30-Grad-Marke an – zwölf Tage in Folge. Auch das ist einmalig seit 1947. Damit ist es wenig überraschend, dass der diesjährige Sommer mit einer mittleren Temperatur von 20,1 Grad der heißeste Sommer in der Neißestadt seit mindestens 1837 war. Die Abweichung nach oben auf dem Thermometer beträgt 3,4 Kelvin. An 83 Tagen sank die Temperatur unter den Gefrierpunkt ab, an 20 Tagen blieb die Temperatur ganztags unter null Grad, die sogenannten Eistage. Nur in den Monaten Februar und März sank die Temperatur an jeweils fünf Tagen unter die minus Zehn-Grad-Marke ab.

Der Niederschlag: Noch trockener war es nur 1943

Mit einer Jahressumme von nur 392 Litern pro Quadratmeter wurden lediglich 60 Prozent des Normalwertes erreicht. Dies entspricht einem Niederschlagsdefizit von 264,7 Liter pro Quadratmeter. In der Rangliste der trockensten Jahre seit Messbeginn im Jahr 1858 nimmt 2018 einen zweiten Platz ein. Noch trockener war es nur 1943 mit einer Jahressumme von 365 Litern pro Quadratmeter. Besonders trocken zeigten sich die Monate Februar, Mai bis August, sowie der November. Allein in diesen sechs Monaten entstand ein Defizit von 255,3 Litern pro Quadratmeter. Die trockenste Zeit waren die drei Sommermonate, in denen gerade einmal 38 Prozent der normalen Niederschlagssumme fielen. Die höchste Tagessumme des Jahres wurde in den Morgenstunden des 24. September mit 33,4 Litern pro Quadratmeter gemessen. An 35 Tagen fielen die Niederschläge als Schnee oder Graupel.

Die Schneedecke: Fünf Zentimeter waren schon das Maximum

Eine wenigstens teilweise zusammenhängende Schneedecke lag in Görlitz an nur 16 Tagen. Das sind 40 Tage weniger als im Vorjahr und stellt zugleich den niedrigsten Wert seit 1974 dar. Die größte Schneehöhe konnte an der Wetterwarte in den Morgenstunden des 17. und 18. März mit gerade einmal fünf Zentimeter gemessen werden. Nie zuvor seit 1947 stellte ein so niedriger Wert den Jahreshöchstwert dar.

Sonne, Wind und mehr: Das Jahr hat schon stürmisch begonnen

Die Sonne zeigte sich 2018 über Görlitz an 2 147,6 Stunden. Dies entspricht 134 Prozent des Normalwertes oder anders ausgedrückt, einem Plus von 543,5 Sonnenstunden. In der Rangliste der sonnenscheinreichsten Jahre seit 1951 nimmt 2018 damit einen zweiten Platz nach 2011 ein. Dabei waren die Monate Januar und Dezember ausgesprochen sonnenscheinarm. Sie brachten nur 52 und 45 Prozent des jeweiligen Normalwertes, wohingegen die restlichen Monate des Jahres teils sehr hohe positive Abweichungen zum Normalwert brachten. An 28 Tagen des Jahres trat Nebel auf, an 25 Tagen Gewitter. Windböen ab Stärke 8 der Beaufort-Skala – dies entspricht stürmischem Wind – wurden in Görlitz an 19 Tagen registriert. Mit acht Tagen brachte der Januar den höchsten Monatswert. Das Sturmereignis des Jahres brachte Sturmtief „Friederike“ am 18. Januar. Die Spitzenböen erreichten an der Wetterwarte mit 30,3 Meter pro Sekunde orkanartigen Sturm – Windstärke 11.