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Viel Platz für Firmen

Das Gewerbegebiet in der alten Elektrowärme Sörnewitz ist fertig erschlossen. Investoren lassen jedoch auf sich warten.

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© Arvid Müller

Von Philipp Siebert

Für Osman Nasr ist es das größte Projekt, das er je in den Händen hielt. Seit Anfang 2011 läuft die Erschließung der ehemaligen Elektrowärme Sörnewitz (EWS) auf Hochtouren. Die einst wüste Industriefläche ist zum Lieblingsprojekt von Coswigs Wirtschaftsförderer geworden. „Das ist unser größtes Gewerbegebiet, das wir haben – und mit der Erschließung sind wir jetzt fertig“, sagt er stolz.

Für Coswigs Oberbürgermeister Frank Neupold (parteilos) ist es sogar ein Glücksfall, dass sich auf der einstigen Industriebrache jetzt neue Firmen ansiedeln können. Schon seit 15 Jahren gibt es Pläne, das etwa 17 Hektar große Areal wieder zu beleben. „Hätten wir im Jahr 2010 keine Fördermittel bekommen, wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Neupold. 8,2 Millionen Euro hat die Erschließung gekostet. Davon waren 90 Prozent Fördermittel – wovon ein Großteil für die Altlastenbeseitigung aufgebracht wurde. „Zum Glück ist alles gutgegangen“, sagt der Rathauschef.

Einige große Firmen, wie der Internetweinhändler Superiore und der Wärmepumpengbauer Lüumel haben sich in Neusörnewitz bereits niedergelassen. Daneben stehen dort jetzt noch gut neun Hektar weiteres Bauland zum Verkauf.

Fest steht bereits, dass sich der ebenfalls bereits in der EWS ansässige Plastikteile-Produzent Ditter Plastic vergrößern will. Der Betrieb hat bereits eine Fläche gekauft.

Zudem gibt es mit weiteren Investoren Gespräche, sagt Nasr. Also alles bestens in Neusörnewitz? Nein. „Bisher hat keiner der Interessenten einen Kaufvertrag unterschrieben“, räumt der Wirtschaftsförderer ein. Das Gewerbegebiet sei eines von vielen in der Region. In Klipphausen und Radeburg gibt es ebenfalls freie Flächen – die durch die Autobahn auch noch besser an das Verkehrsnetz angebunden sind.

Coswig ist von einem guten Anschluss an überregionale Straßen dagegen weit entfernt. Zwar ist geplant, dass die Elbtalstraße den Industriestandort mit der Autobahn verbinden soll. Wann die Straße gebaut wird, ist aber unklar.

Der Grund: Die Planungen für den weiteren Verlauf der S 84n geraten immer mehr ins Stocken. Ungeklärt ist nicht nur, wie die Straße im nächsten Jahr nach dem Anschluss an der Naundorfer Straße in Coswig-Kötitz weitergebaut wird. Die Planung des weiteren Verlaufs der Trasse in Richtung Meißen kommt aufgrund von Grenzstreitigkeiten und Ablöseforderungen von Anliegern auch seit Monaten nicht mehr voran. Sowohl für die Unternehmen, die sich in Coswig erweitern oder ansiedeln wollen, als auch für das Rathaus kommt das einer Hiobsbotschaft gleich.

Das ist nicht das einzige Problem für Coswigs Wirtschaftsförderer. Die Nachfrage nach Industrieflächen sei derzeit in ganz Sachsen rückläufig, sagt Nasr. Schuld daran sei eine fehlende Fördermittelrichtlinie für Gelder, die Firmen bei Neuansiedlungen beantragen können. Erst im Juli wird diese bekannt geben werden. „Danach könnte Bauland wieder gefragter sein“, hofft Nasr. Für die großen freien Gewerbeflächen in Neusörnewitz will er daher mehr werben. Ansässige Unternehmer sollen als Botschafter für das Gebiet gewonnen werden. Gleichzeitig wird das Bauland über die Wirtschaftsförderung Sachsen, den Wirtschaftsraum Meißen sowie auf Messen vermarktet.

Ziel der Stadt ist es, in den nächsten Jahren gut Dreiviertel der Flächen zu verkaufen. „Wenn sich der Standort etabliert hat, werden wir den Rest auch noch verkaufen“, ist sich Nasr sicher.

Dafür soll auch der Kaufpreis sorgen. Mit knapp 20 Euro je Quadratmeter ist das Land im Vergleich zu den Industriegebieten der umliegenden Gemeinden ein Schnäppchen.