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Tischfußball in der Mittagspause

Die Softwaretester bei der Firma QCentris treffen sich gern zum Spielen. Jetzt gibt es auch etwas für Frauen.

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Von Ingo Kramer

Wer hart arbeitet, muss auch mal abschalten. Das gilt nicht nur für Straßenbauer und Gebäudereiniger, sondern auch für all jene, die sich den ganzen Tag am Computer in hochkomplexe Prozesse hineindenken müssen. „Genau deshalb steht bei uns im Aufenthaltsraum ein Kickertisch“, sagt Lutz Altmann, Standortleiter beim Softwaretester QCentris.

Die Firma ist seit ihrem Start im September 2011 in der Berliner Straße 60 ansässig. Und als erstes Weihnachtsgeschenk für die anfangs 20 Mitarbeiter gab es im Dezember 2011 einen Kickertisch. „In Berlin hat jedes IT-Unternehmen einen Kicker, das gehört dort einfach dazu“, sagt Lutz Altmann, der selbst zehn Jahre lang in der Bundeshauptstadt gearbeitet hat. Entsprechend war er es, der den Tisch damals organisiert hat. „Das war aber eine gemeinsame Idee der Kollegen“, sagt er. Der sportliche Wettkampf soll dazu dienen, ein bisschen Dampf abzulassen und mehr Lockerheit in den Alltag reinzubringen. QCentris ist schließlich kein Call-Center, in dem die Mitarbeiter den ganzen Tag telefonieren, sondern ein Softwaretester, bei dem ständig anstrengende Testaufgaben zu lösen und Prozesse zu analysieren sind. „Das ist Gehirnstress“, sagt der Standortleiter.

Gearbeitet wird meist von 8 bis 16.30 Uhr – allerdings sind Pausenzeiten strikt einzuhalten. Das heißt: Bei Bildschirmarbeit jede Stunde fünf Minuten Pause – oder eben zehn Minuten alle zwei Stunden. Die reichen für eine schnelle Kicker-Partie. Am meisten genutzt wird der Tisch aber in der Mittagspause. „Kickern findet hier fast jeder gut“, sagt Mitarbeiter Gregor Rothmann. Es habe sogar schon Tage gegeben, an denen einige Kollegen nach Feierabend da geblieben sind, um noch vier oder fünf Stunden zu kickern. Mehr noch: „Nach Feierabend haben wir hier auch schon gepokert, Feuerzangenbowle gemacht und mit einem von zu Hause mitgebrachten Ofen sogar Plätzchen gebacken“, berichtet Gregor Rothmann. An einem Wochenende hat der 25-Jährige sogar mal übriggebliebene Tomatenpflanzen von seinem Opa im Hinterhof der Berliner Straße angepflanzt. Damit ist jetzt im Sommer auch die kulinarische Pausenversorgung gesichert.

Und der aktuelle Clou: Im Aufenthaltsraum macht inzwischen auch eine Dartscheibe dem Kicker Konkurrenz. „So ein Dartspiel geht schneller“, sagt Mitarbeiter René Keil: „Außerdem braucht man dafür nicht immer vier Leute.“ Die erste Dartscheibe hat ein Kollege mitgebracht, doch schon nach einer Woche war sie kaputt. Die Jetzige stammt von einem anderen Mitarbeiter. Sie leistet nun seit einiger Zeit gute Dienste. Besonders beliebt ist Dart bei den fünf Frauen unter den mittlerweile 45 QCentris-Mitarbeitern. Doch auch Lutz Altmann, der sich für keinen guten Kickerspieler hält, ist beim Dart ab und an dabei. Sein Traum wäre sogar ein Billardtisch, „doch das geht vom Platz her einfach nicht“. Stattdessen könnte er sich die Anschaffung einer Spielkonsole gut vorstellen. So etwas sei auch in Berlin üblich.

Doch die QCentris-Leute sind oft auch direkt beim Kunden im Einsatz. Laut Gregor Rothmann sehen sie dort ebenfalls häufig Kickertische: „Die werden zum Teil viel mehr genutzt als bei uns.“ Und noch ganz andere Dinge sind den Kollegen untergekommen – bis hin zu einer Autorennbahn in einem Berliner Büro. Die darf aber erst nach 16 Uhr genutzt werden.

Sind die Görlitzer inzwischen also echte Kickerprofis, die in der Görlitzer Kickerliga groß auftrumpfen? „Nein, bei uns hat keiner Bedarf, in einer Liga zu spielen“, sagt Daniel Rüschel. Vielmehr seien die QCentris-Leute nur durchschnittlich gute Spieler. Um turniertauglich zu werden, müssten sie viel mehr trainieren, doch so viel Zeit lässt ihnen die Arbeit bei Weitem nicht. Christian Neumann ergänzt, dass es um Entspannung geht und nicht darum, auf hohem Niveau zu spielen. Sobald eine Mannschaft zweimal gewonnen hat, ist es vorbei – und der Arbeitsalltag geht weiter.