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So schwer haben es die kleinen Buchläden

Die Buchhandlung in Dresden-Bühlau muss schließen. Die Konkurrenz aus dem Netz war zu groß. 

Von Julia Vollmer
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© René Meinig

Bücherkartons stapeln sich in den Gängen, an der Eingangstür klebt ein Schild: Wir haben geschlossen.

Nach 20 Jahren ist Schluss für den Buchladen „A. Stolle und W. Reimers“ in Bühlau. Am 14. Januar war der letzte Verkaufstag. Gründe gibt es laut dem Inhaber-Ehepaar Milde viele. „Zum einen natürlich die große Konkurrenz aus dem Internet mit Portalen wie Amazon“, so David Milde. Aber auch die Bibliotheken zögen immer mehr Kunden an. Damit gehen Kunden verloren, die Bücher lieben, aber ihr Geld dann nicht im Buchladen ließen. „Wir und auch unsere Vorgänger, Familie Stolle, haben viel älteres Publikum, die kaufen keine Bücher mehr für sich selbst, sondern nur Geschenke zu Weihnachten oder zum Geburtstag für die Enkel“, so Inhaberin Cornelia Milde. Jahrelang kämpften sie und ihr Mann, der schon den dritten Buchladen schließen muss. „Damit kann man einfach kein Geld verdienen“, sagt er.

Wie hart der Kampf ist, weiß auch Christine Polak von Richters Buchhandlung in der Neustadt. Wie groß die Konkurrenz von Amazon, Thalia und Co. im Netz wirklich ist, kann sie nicht beziffern. „Wer weiß das schon genau ?“, fragt sie. „Sicher bestellen auch viele Amazon-Kunden Bücher. Allerdings kommen oft Kunden zu mir, die sagen: Ich hab es bei Amazon gefunden, möchte es aber lieber bei ihnen kaufen.“ Einen Umsatzrückgang spüre sie aus diesem Grund nicht. Was sie vermutet, warum Buchläden wie der in Bühlau schließen muss: „Vielleicht wird insgesamt weniger gelesen, als noch vor 10 oder 20 Jahren. Dafür haben Filme, Netflix- Serien, Musik- Streaming für viele eine zu große Anziehungskraft.“

Diese These stützt auch die Statistik des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Verzeichnete er 2013 noch 36 Millionen Buchkäufer ab 10 Jahren, waren es 2017 nur noch 29,6 Millionen. Nicht mit eingerechnet sind Schul- und Fachbücher.

Das Geheimnis, warum Richters Buchhandlung überlebt? „Man muss selbst für Bücher, für Literatur „brennen“. Alle Kollegen bei uns sind begeisterte Leser und können auch „ansteckend“ über Ihre Leseerfahrungen erzählen.“ Gerade auch bei Kinder- und Jugendliteratur, der bei Richters besonderes Augenmerk gelte, sei eine gute Auswahl, eigene Lesebegeisterung und entsprechende individuelle Beratung wichtig.

Auch Jörg Stübing, Inhaber von Büchers Best, spürt, dass sich der Buchmarkt mit dem Internethandel wandelt. „Konkurrenz aus dem Netz gibt es, aber der große Hype beispielsweise um E-Books ist nach meiner Wahrnehmung schon wieder vorbei“, sagt er. Mit rund 20 Prozent, die der Anteil von Amazon am Gesamtkuchen des deutschen Buchmarktes ausmacht, sei der Gegner längst nicht so mächtig, wie immer vermutet wird. „Mir macht eher der Verlagsdirektvertrieb, also das große Verlage wie Suhrkamp und Co. ihre Bücher selbst auf ihren Seiten verkaufen, viel mehr Sorgen“, so Stübing. Denn auch dieser Anteil liege bei 20 Prozent. Stübing setzt auch auf Beratung, aber auch auf das „Kuschel-Ambiente“ mit Kissen und Kaffee.

Die Tatsachen sind: Die Konkurrenz ist nicht wegzureden, sowohl aus dem Netz, als auch von den Filialisten der Branche wie Thalia und Hugendubel. Das betont Heike Haupt vom Landesverband Sachsen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Sie beobachtet: „Die unabhängigen Buchhandlungen versuchen, sich über Kundenbindung ein verlässliches Stammpublikum aufzubauen und zu erhalten.“ Dabei seien sie mit Lesecafés, Vorleseabenden und Ausflügen mit Stammkunden sehr kreativ. Das Ehepaar Milde aus Bühlau nimmt schweren Herzens Abschied. Sie wollen nun schauen, wie es weitergeht.