Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dresden

Weihnachtsgeschäft in Dresden lief schlecht 

Obwohl mehr Touristen kamen, sanken die Umsätze vieler Händler im Vergleich zum Vorjahr. Einige Branchen waren besonders betroffen. Woran das liegt.

Von Kay Haufe
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auch der verkaufsoffene Sonntag konnte das Weihnachtsgeschäft einiger Branchen nicht retten.
Auch der verkaufsoffene Sonntag konnte das Weihnachtsgeschäft einiger Branchen nicht retten. © Sven Ellger

Knackevolle Einkaufsstraßen und Weihnachtsmärkte: In der Adventszeit kamen täglich Tausende Dresdner und Touristen in die Innenstadt. Doch offenbar ließen sie nicht so viel Geld in den Geschäften, wie die Händler erhofft hatten. 

Nach Angaben des sächsischen Handelsverbandes fiel das Weihnachtsgeschäft vor allem in den Branchen Spielwaren, Bücher und Elektronik, aber auch in der Parfümerie in Dresden schlechter aus als noch 2018. Das ist für Geschäftsführer David Tobias auch deshalb alarmierend, weil die Landeshauptstadt als sogenanntes Oberzentrum bisher ein stabiler Anker war, der stets für gute Umsätze gesorgt hat. 

Dazu kommt, dass es offenbar ein lokales Problem ist, denn sowohl in Leipzig als auch in vergleichbar großen Städten Mitteldeutschlands gab keine derartige Entwicklung, sagt Tobias, der sich mit seinen Kollegen dazu ausgetauscht hat. Der Verband sei derzeit dabei die Zahlen zu erheben und zu analysieren, was die Gründe für den Dresdner Umsatzrückgang waren.       

In welchem Bereich Online-Käufe steigen

Die Rückmeldungen der 220 Dresdner Mitglieder des Handelsverbandes ergeben bisher verschiedene Gründe. "Natürlich wissen wir, dass die Kunden im mittelfristigen Sortiment, das sind unter anderem Textilien, Schuhe, Spielwaren und Elektroartikel, verstärkt online einkaufen", sagt David Tobias. Anders als beim kurzfristigen Sortiment, nämlich Lebensmittel und Drogerieartikel, die kaum im Internet erworben werden, nutze der Kunde oft die gezielte Suche im Internet, anstatt vor Ort zu suchen.     

Wie fehlende Parkplätze den Einkauf beeinflussen

Doch ein spezielles Dresdner Problem haben viele Händler ausgemacht: zu wenige Innenstadtparkplätze. "Da ist mit den Neubauten an der Wallstraße und am Postplatz bereits viel weggefallen und geht bald mit der Bebauung des Ferdinandplatzes weiter", sagt David Tobias. 

Die Stadt blende aus, dass es Personengruppen gibt, die nicht mit den öffentlichen Verkehrsmittel anreisen wie Tagestouristen aus dem Umland, aber auch tschechische Gäste. "Wenn wir ihnen signalisieren wollen, dass sie hier gern gesehen sind, könnte die Stadt auch an ein Verkehrsleitsystem auf Tschechisch nachdenken", sagt der Geschäftsführer des Handelsverbandes. Damit könnten die Tschechen gezielt über die B 172 in das Parkhaus am Hauptbahnhof gelotst werden.     

Wie die Städtekonkurrenz wirkt

Dresden biete ein vielfältiges Kulturangebot und habe eine wunderbare Landschaft, was viele Gäste anziehe. Aber in puncto Einkaufserlebnis stehe die Landeshauptstadt in unmittelbarer Konkurrenz zu Leipzig oder auch Berlin, sagt Tobias. "Wenn ich anderthalb Stunden fahre, um in Dresden einzukaufen, habe ich auch meist einen Einkaufszettel, den ich gezielt abarbeiten will." Da zähle für den Kunden, ob er die Geschäfte vom Parkplatz schnell erreicht und er zwischendurch die vollen Einkaufstüten im Auto abstellen kann. "Ob es uns nun gefällt oder nicht, aber Lösungen für das Auto muss es weiterhin geben, sonst fahren die Leute ganz einfach woanders hin." 

Tobias greift auch das Argument der nicht ausgelasteten Parkhäuser auf. "Immer nur die durchschnittliche Auslastung anzuführen, bringt uns gar nichts. Der Kunde will Samstags nicht zehn Runden durch die Innenstadt drehen, ehe er einen Platz findet. Das ist nun mal der umsatzstärkste Tag." Auch bei den verkaufsoffenen Sonntagen müsse Dresden aufpassen, von anderen Städten nicht abgehängt zu werden.  

David Tobias, der Geschäftsführer des Sächsischen Handelsverbands, über die Probleme der Dresdner Händler.
David Tobias, der Geschäftsführer des Sächsischen Handelsverbands, über die Probleme der Dresdner Händler. © Sven Ellger

Was Leerstand mit sich bringt

Schon heute gebe es in Dresden leerstehende Geschäfte in so guten Lagen wie der Prager Straße oder der Altmarktgalerie, Wöhrl verkleinere sich gerade. Alles Zeichen, dass es dem Handel nicht mehr so gut gehe wie noch vor einigen Jahren. "Die Prager Straße ist immer noch eine der beliebtesten und gut frequentierten Einkaufsstraßen. Aber wir müssen dafür sorgen, dass es so bleibt", sagt Tobias. 

Denn Leerstand habe immer etwas Schmuddeliges an sich und mache ganze Lagen unattraktiv. Am Wiener Platz sei das Image durch den Einzug von Decathlon inzwischen positiv verändert. Einen neuen Impuls gebe jetzt der Braut- und Festmodenaustatter Uwe Herrmann mit seinen Ideen. "Damit hilft er auch der Stadt, ein Problem zu lösen", sagt Tobias.  "Künftig sollte diskutiert werden, ob es für leere Läden nicht auch andere Nutzungen geben sollte, die attraktiv für die Innenstadt sind."     

Warum weitere Flächen schwierig sind

Dresden hat fast zwei Quadratmeter Einzelhandelsfläche pro Einwohner und liegt damit weit vor München, Hamburg oder Stuttgart. Doch im Moment sind vor allem innerstädtisch viele neue Geschäfte dazugekommen, insbesondere im Lebensmittelbereich. Es bleibe abzuwarten, ob die sich alle halten können, sagt Tobias. Denn gerade am Postplatz würden noch viele der neuen Wohnungen leerstehen. Doch mit diesen Mietern hatten die Lebensmittelhändler fest gerechnet. Deshalb sei Flächenerweiterung nicht an jeder Stelle sinnvoll.

Was sich ein Händler wünscht

Daniel Dorners Spielaxie ist in Dresden ein fester Begriff, noch dazu ist sein Geschäft genau das, was für eine attraktive Innenstadt besonders wichtig ist: ein inhabergeführter individueller Laden. Doch auch Dorner zieht für das letzte Weihnachtsgeschäft ein negatives Fazit. Natürlich sei die Spielaxie in der Altmarktgalerie oft voll gewesen, doch Frequenz heiße nicht Umsatz. Touristen seien ohnehin nur Einmalkäufer und ihr gestiegener Kundenanteil mache sich in der Summe nicht bemerkbar. "Wenn wir keine verödete Innenstadt erleben wollen, müssen wir uns schon fragen, was solche Konzepte wie die autofreie Neustadt für den Handel bedeuten", sagt er. 

Doch Dorner hat auch positive Erlebnisse. Es gebe einen wachsenden Anteil junger Konsumenten, die sich für den lokalen Einkauf entscheiden und auch wissen, dass sie damit die Unternehmer vor Ort stärken. "Doch während lokale Wertschöpfung im Nahrungsmittelbereich schon hoch propagiert wird, fängt es bei uns gerade erst an", sagt Dorner.     

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.