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Sammy geht zur Schule

Die Grundschule Schönteichen hat jetzt einen Schulhund. Das Tier soll den Kindern in Brauna beim Lernen helfen.

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© Nicole Preuß

Von Nicole Preuß

Schönteichen. Sammy ist erst einige Wochen alt und kann trotzdem schon einiges bewirken. „Guten Moooorgen“, flüstern die Kinder der Grundschule Brauna zur Begrüßung. Sonst ist das deutlich lauter. Doch der Welpe mag ungewöhnliche Geräusche nicht. Das haben die 78 Erst- bis Viertklässler sehr schnell herausgefunden. Sammy geht seit einigen Wochen mit ihnen zur Schule und soll ihnen auch beim Lernen helfen. Der Goldendoodle ist ein Schulhund und damit in der Region eine Besonderheit. Denn so ein Tier gibt es bisher nur zweimal in Sachsen - in einem Gymnasium und einem Berufsschulzentrum bei Chemnitz.

Schulleiterin Sabine Helmert baut auf Erfahrungen aus den alten Bundesländern. Denn dort begleiten schon in vielen Einrichtungen Hunde die Kinder. „Immer mehr Schüler haben Konzentrationsprobleme oder auch Empathieprobleme“, sagt sie. „Und wir haben nach Lösungen gesucht, dem gegenzusteuern. Schließlich ist Schule nach gesellschaftlichen Veränderungen heute mehr als Wissensvermittlung.“

Selbstbewusstsein und Rücksicht fördern

Der Hund soll die Kinder aufschließen, besonders schüchterne Kinder fördern, ihr Selbstbewusstsein stärken und den Schülern Hilfestellungen bei der Wahrnehmung der eigenen Person geben. „Mit Hunden kann man Verhalten nicht diskutieren, sie spiegeln es einfach und kehren es um“, sagt die Lehrerin. Die Kinder wissen davon nicht viel. Sie sind erst einmal einfach nur begeistert. „Ach ist der süß“, sagt ein Mädchen bei der Vorstellung des vierbeinigen Mitschülers. „Ich will den unbedingt mal streicheln.“

Doch es gibt Regeln, die die Kinder einhalten müssen. Sie stehen auf Aushängen in den Klassenzimmern der einzügigen Grundschule. So darf Sammy erst einmal nicht gestreichelt werden. Außerdem sollen die Kinder nicht rennen und nicht schreien, wenn der Hund mit seiner Halterin Sabine Helmert in der Nähe ist. Das Hochheben von Sammy ist auch nicht erlaubt. Trotzdem sind die Kinder immer ganz aus dem Häuschen, wenn das weiße Wuschelhaar in der Schule auftaucht.

Ausbildung zum Therapiehund

Sabine Helmert hat einen Rückzugsort in ihrem Schulleiterbüro eingerichtet. Dort kann der Hund bleiben, wenn er nicht gerade im Unterricht eingesetzt wird. Momentan geht das Tier sowieso noch nicht in die Stunden. Denn Sammy soll noch einiges Lernen. Zunächst absolviert er die Welpenschule, danach durchläuft er eine Ausbildung zum Therapiehund. Die Goldendoodles sind für diese Arbeit besonders geeignet. Sie sind freundlich, gutmütig und halten einiges aus.

Sabine Helmert hat den Hund aus einer speziellen Zucht gekauft. Sie hat einige Bücher zum Thema gelesen und mit einem Hundetrainer gesprochen. Die Lehrerin hat viele Ideen, wie das Tier im Unterricht eingesetzt werden könnte. So kommt zum Beispiel infrage, dass die Kinder im Deutschunterricht dem Tier vorlesen, in Mathe spezielle Aufgaben lösen, die sein Alltagsleben betreffen, oder ihm im Sport auf einem Parcours folgen.

Eine Stunde am Tag darf er im Klassenzimmer sein. Der Hund kann aber nicht einfach so im Unterricht herumstromern. Sabine Helmert muss als Hundeführerin immer dabei sein. Wenn sie selbst Unterricht hält, wird eine andere Lehrerin diese Aufgabe übernehmen. Die Schulleiterin und ihre Kolleginnen haben ein Konzept geschrieben, die Elternvertreter haben zugestimmt, die Bildungsagentur weiß davon und auch die Gemeinde Schönteichen ist informiert.

Der Hund in der Schule bedeutet auch viel Papieraufwand. Doch Sabine Helmert ist sich sicher, dass das Tier den Kindern helfen wird. Da nimmt sie selbst auch einen neuen Mitbewohner in Kauf. Sammy wohnt bei der Lehrerin. Sabine Helmert übernimmt auch alle Kosten für Versorgung, Gesundheitscheck und Ausbildung. Die Lehrerin nimmt sich die Leine. Sammy muss nämlich noch mal raus.