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Rolle rückwärts beim Grundstückspreis

Die Stadt Waldheim wollte einem Unternehmen günstig Land verkaufen. Der Landkreis pfiff die Kommune zurück.

Von Elke Görlitz
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Der Verkauf der Fläche, auf der früher die Firma Elsner Fenster produzierte, ist jetzt beschlossen: zum neuen Preis.
Der Verkauf der Fläche, auf der früher die Firma Elsner Fenster produzierte, ist jetzt beschlossen: zum neuen Preis. © Dietmar Thomas

Waldheim. Der frühere Stadtrat Eckehart Schirmer wunderte sich öffentlich: Welcher Preis gilt denn nun im Gewerbegebiet für den Grundstücksverkauf?

Anlass seiner Frage: Der Rat zog einen Beschluss zurück: Mehrheitlich war vor der Sommerpause beschlossen worden, an die ortsansässige P & W Immobilien GmbH ein Grundstück (früher Elsner Fenster) zum Preis von 10 Euro pro Quadratmeter zu verkaufen.

Erst gar kein Interessent

Namens ihrer sowie der Fraktionen der FDP und SPD im Waldheimer Stadtrat stellte CDU-Rätin Kathrin Schneider im Sommer den Antrag auf Senkung des Kaufpreises. „Die Fläche wurde lange beworben, doch wohl aufgrund ihrer Lage haben wir kein Unternehmen zu einer Ansiedlung bewegen können“, sagte sie in der Begründung. 

Waldheim könne froh darüber sein, dass sich die Firma P & W bereits in Waldheim angesiedelt habe und nun aufgrund wachsender Nachfrage ihren Standort weiter entwickeln will. „Es geht um Wirtschaftsförderung und um die Schaffung weiterer Arbeitsplätze“, begründete Kathrin Schneider. Im Vertrag solle eine Klausel ausschließen, dass der Erwerber bei einem Weiterverkauf einen Mehrerlös erzielt.

Diesen Ratsbeschluss zum Verkauf monierte die Rechtsaufsicht. Erklärungen dazu lieferte Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) in der jüngsten öffentlichen Beratung nicht. In der Vorlage heißt es, laut Landratsamt sei der Juli-Beschluss „nicht genehmigungsfähig“. Auch die Kreisbehörde wollte sich zu den Gründen auf Anfrage mit Verweis auf ein noch nicht abgeschlossenes Verfahren nicht äußern.

Drei Euro mehr pro Quadratmeter

Auf den ursprünglichen Preis von zehn Euro pro Quadratmeter für eine knapp 11.000 Quadratmeter große Fläche hatten sich die Stadträte geeinigt, weil es darüber bereits eine schriftliche Zusage der Verwaltung gab. Nach dem Antrag hielten sich die Räte in ihrer Sitzung Anfang Juli auch daran, obwohl mittlerweile ein neuer Bodenrichtwert ermittelt worden war. Aber zu einem Zeitpunkt nach Einreichen des Kaufvertrages. 

In der Vorlage heißt es dazu, dass Gutachter Hans-Peter Dietrich den Wert von 14,25 Euro pro Quadratmeter für die Gewerbefläche ermittelt hat. Das sei der Stand am 31. Dezember 2018 gewesen, der Beschluss des Gutachterausschusses datiere jedoch auf 22. Juli dieses Jahres. Zum Wertermittlungsstichtag 2. Mai 2019 galt ein Preis von 13 Euro pro Quadratmeter. Dieser Preis gilt nun beim neuen Beschluss, wonach die P & W Immobilien GmbH 10.163 Quadratmeter Land kauft.

Eckehart Schirmer fragte noch einmal nach. Seines Wissens gebe es für das Gewerbegebiet zwei andere Preise, einen für Dienstleister, einen für produzierendes Gewerbe. „Haben andere zu viel bezahlt und P & W zahlt jetzt zu wenig?“, wollte er wissen. „Die Preise gelten noch, aber die Fläche von ehemals Elsner Fenster wird anders behandelt“, sagte der Bürgermeister, ohne darauf näher einzugehen. In der Beschlussvorlage ist nachzulesen, dass die Fläche zwar als Gewerbefläche ausgewiesen, aber im Bebauungsplan Gewerbegebiet nicht enthalten sei.

Geändert hat sich aber nicht nur der Kaufpreis, sondern auch die Bemessung der Fläche. Die Stadt Waldheim behält einen drei Meter breiten Streifen entlang des Richzenhainer Baches und eine Teilfläche von 500 Quadratmetern. Darauf befinden sich ein Feuerlöschteich und der Durchlass Richzenhainer Bach.

Auf Wachstumskurs

Der Kauf war notwendig geworden, um die dort bereits als Pächter ansässigen Firmen P&W und SchönerTel zu erweitern. Beide Firmen agieren im Baugewerbe und wachsen laut Angaben von Geschäftsführer Andreas Schönberg rasant. P & W war dieses Jahr Branchensieger beim Ranking der Wachstumschampions im Baugewerbe, das von Focus Business ermittelt wird. 

Laut Unternehmensangaben beschäftigt P & W zurzeit zehn und SchönerTel 33 Mitarbeiter. SchönerTel wurde erst 2016 gegründet und ist spezialisiert auf Glasfasertechnik von der Projektierung des Netzausbaus bis zum Anschluss ans Haus. Wie der Geschäftsführer sagte, sind die Aufträge für die kommenden drei Jahre mit Großprojekten schon sicher. So sollen etwa 1.000 Kilometer Kabel für das schnelle Internet, unter anderem in Norddeutschland verlegt werden.