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Wo kann man Weihnachten essen gehen?

Viele Restaurants sind in der Sächsischen Schweiz und dem Osterzgebirge an den Feiertagen ausgebucht. Um etwas zu finden, braucht man Glück.

Von Annett Heyse & Daniel Krüger
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Auf die Gänsekeule mit Klößen verzichtet kaum jemand, gerne frisch von einem Profi zubereitet und serviert.
Auf die Gänsekeule mit Klößen verzichtet kaum jemand, gerne frisch von einem Profi zubereitet und serviert. © dpa-Zentralbild

Die Advents- und Weihnachtszeit beginnt für Sascha Mittag für gewöhnlich schon am 11. November. Ab der ersten Martinsgans, die er dann in den Ofen schiebt, herrscht ein wochenlanger Ausnahmezustand. Sascha Mittag ist der Küchen-Chef in der Eutzschützer Mühle in Bannewitz. Die Weihnachtszeit ist hier wie überall in den Gaststätten ein wahres Fest für die Gäste - und die Kasse. Für Köche und Bedienung sind diese Wochen purer Stress. "Da muss man gut vorbereitet sein und sein Personal zusammenhaben", sagt Sascha Mittag. 

Denn die Gästeschar reißt ab November kaum noch ab. Zur Laufkundschaft und den üblichen Familienfeiern gesellen sich Firmen, die ihre Belegschaft zur Weihnachtsfeier einladen. Eine dreistellige Zahl Gänse hat Sascha Mittag inzwischen zubereitet. Wenn alle Köche und Kellner schon fast platt sind, kommt der Höhepunkt: die Weihnachtsfeiertage.

Und die sind seit Monaten so gut wie ausgebucht, nicht nur in der Eutzschützer Mühle. "Die Auslastung liegt bei den Gaststätten der Region annähernd bei 100 Prozent", sagt Axel Klein, Geschäftsführer des sächsischen Ablegers des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Nur vereinzelt bekäme man jetzt an den Feiertagen noch einen Tisch. "Wer nicht vorbestellt hat, muss schon viel Glück haben", so Klein.

In der Eutzschützer Mühle zum Beispiel wird am 25. und 26. Dezember ein Weihnachtsbrunch veranstaltet. 110 Plätze sind jeweils zu vergeben. "Wenn die Gäste bei uns zur Tür rausgehen, bestellen sie oft schon für das nächste Jahr wieder", berichtet Sascha Neumann.

Ganz ähnlich läuft es in Fördergersdorf, wo Familie Radt das Alte Wirtshaus betreibt. "Ich habe schon für Weihnachten 2020 viele Bestellungen", berichtet Küchen-Chefin Almuth Radt. Trotzdem würde das Telefon immer wieder klingeln und Gäste nach einem Tisch für die Feiertage 2019 fragen. 

Radt: "Das ist dann schon ein bisschen spät. Wenn nicht zufällig jemand absagt - und das kommt fast nie vor - geht da nichts." Almuth Radt kocht, ihr Mann serviert. Gut 40 Plätze haben sie. Für die Feiertage stehen vier Hauptgerichte zur Auswahl, dazu gibt es ein Vorspeisen- und Nachtischbüfett. "Eine größere ala carte-Auswahl würden wir gar nicht schaffen. Und ich bete auch jedes Jahr, dass von uns keiner krank wird." 

Denn Aushilfskräfte gibt der Arbeitsmarkt wegen des akuten Fachkräftemangels schon in normalen Monaten kaum her. Jetzt, in der Advents- und Weihnachtszeit, ist es fast aussichtslos, noch Unterstützung zu bekommen. Wer will denn an den Festtagen arbeiten? Die Dehoga muss da schon zu Tricks greifen. Klein: "Wir haben in Vietnam geworben und von dort auch einige Auszubildende anlocken können. Für diese Mitarbeiter hat Weihnachten keine große Bedeutung." Für ihre deutschen Kollegen schon.

Damit auch sie wenigstens ein bisschen durchschnaufen können, bleiben viele Gaststätten zumindest an Heiligabend zu. "Wir sind ein Familienbetrieb und familiär soll es hier auch zugehen, darauf legen wir Wert", sagt Mühlen-Koch Sascha Mittag.  Am 25. aber geht es sofort in die Vollen und auch danach sind viele Gäste noch unternehmungslustig. "Bis zum 1. Januar haben wir voll zu tun."

So schlecht aber sieht es für spontane Gastrobesuche zu Weihnachten gar nicht aus, zumindest entlang der Elbe. Das Panoramarestaurant Bastei in Lohmen, das mit dem  gleichnamigen Hotel zusammengehört, bietet nicht nur einen winterlichen Blick auf die Felsformationen der Sächsischen Schweiz, sondern auch gute Chancen für einen gemütlichen Tisch mit Weihnachtsgans.

„Wir haben insgesamt 700 Plätze, bei uns ergibt sich meistens etwas“, sagt Inhaber Kai Reiße. So habe er sowohl an Heiligabend als auch an den beiden Weihnachtsfeiertagen durchaus noch Kapazitäten. Dennoch rät Reiße dazu, auch kurzfristig per Telefon nachzufragen. „Wer nicht probiert, hat schon verloren“, sagt er. 

Ausfälle von Leuten, die bereits gebucht haben, gebe es immer. „Die Oma ist krank, die Schwiegermutter bricht sich ein Bein. Das kommt verlässlich jedes Jahr zu den Feiertagen vor und dann ergattert man eben doch noch spontan einen Tisch.“ 

Generell setzen ihm zufolge viele Gäste schon frühzeitig auf Sicherheit: Bereits ein Jahr im Voraus gehen beim Panoramahotel die ersten Reservierungen für die Weihnachtszeit ein. Grundsätzlich hat Reiße beobachtet, dass in den letzten Jahren immer mehr Gäste auf die Zubereitung von Braten und Co. Zuhause verzichten und lieber in ein Lokal gehen. „Besonders die jungen Familien wollen sich nicht mehr den Stress machen, auch noch Essen zuzubereiten und abzuwaschen. Ausgehen ist einfach entspannter“, sagt der Wirt. 

Gut für ihn, denn trotz eines touristisch bedingt guten Sommergeschäfts sind die Tage zwischen dem 24. Dezember und dem zweiten Januar die „meistfrequentierteste Zeit im Jahr“. Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen bietet das Panoramarestaurant abends immer ein Drei- oder Vier-Gänge-Menü an, bei dem unter anderem zwischen verschiedenen Hauptspeisen wie gebratenem Lachsfilet, Perlhuhnbrüstchen und Rehbraten gewählt werden darf. 

Vegetarier können auf hausgemachte Gnocchi und Tofu-Alternativen zurückgreifen. Aber auch die traditionelle Gans darf nicht fehlen. Schon seit Anfang Dezember hat Reißes Küche immer einen Grundstock Federvieh in der Hinterhand, Lieferungen kommen dauernd nach, es wird vorgebraten, was der Ofen heizen kann. „Mit einem Curry brauche ich zu Weihnachten niemandem kommen“, sagt Reiße und lacht. „Die Leute wollen deutsche Traditionsgerichte.“

Die bietet auch das Restaurant Tilia im Lindenhof in Bad Schandau an. Hirsch, Zander und Süppchen stehen hier auf der Speisekarte. Trotz eines im Vergleich eher geringen Kontingents von 50 Plätzen, ist es auch hier aktuell noch möglich, an Weihnachten einen Tisch zu bekommen, wie Mitarbeiterin Lucie Schönau berichtet.

 So seien an Heiligabend Mittags, sowie am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag jeweils Abends noch Gäste willkommen. Das Lokal bietet sowohl Mittagstisch als auch À-la-Carte-Küche an. Obwohl um eine rechtzeitige Reservierung gebeten wird, seien auch spontane Anmeldungen nicht von vornherein verschenkte Zeit. 

Wie an der Bastei bemerkt man auch im Lindenhof den Trend zum weihnachtlichen Restaurantbesuch. „Es kommen mittlerweile etwas mehr Leute zum Essen an Weihnachten, aber dafür weniger Hausgäste“, sagt Schönau. Auch hier verzeichnet man bereits ein Jahr im Voraus die ersten Reservierungen. Beim im Sommer aufgrund seines großen Biergartens in Pirna beliebten gutbürgerlichen Wirtshaus „Zum Gießer“ hingegen könnte es mit Spontanreservierungen und -besuchen schwieriger werden, wie eine Angestellte sagt.

An Heiligabend hat der „Gießer“ geschlossen, an den beiden Weihnachtsfeiertagen seien nur noch abends wenige Plätze verfügbar. Trotzdem könne man es natürlich versuchen. Wer jetzt aber schon – wie nicht wenige – an 2020 denkt, der kann sich freuen: Immer zu Mittag bietet der „Gießer“ an den Weihnachtsfeiertagen nämlich ein vom Chef persönlich zusammengestelltes Überraschungsbüfett an. Vorplanen kann sich also lohnen. 

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