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Prognose: So viele Pflegefälle wird es in Sachsen geben

Immer mehr Menschen im Freistaat brauchen Pflege. Noch fehlen aber Plätze und Personal.

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Deutlich mehr Menschen werden künftig in Sachsen auf Pflege angewiesen sein.
Deutlich mehr Menschen werden künftig in Sachsen auf Pflege angewiesen sein. © Christoph Schmidt/dpa (Symbolfoto)

Von Luise Anter

Kamenz. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in Sachsen in den nächsten zehn Jahren deutlich ansteigen. im Jahr 2030 werden etwa 242.000 Menschen im Freistaat auf Pflege angewiesen sein, wie aus einer Prognose des Statistischen Landesamtes hervorgeht. Das ist ein Zuwachs von fast zwanzig Prozent gegenüber 2017. Damals gab es im Freistaat 205.000 Pflegefälle.

Die Zahlen steigen, weil die Sachsen immer älter werden. Außerdem erhalten seit einer Gesetzesreform von 2017 mehr Menschen einen Pflegegrad.

Besonders stark wird die Zahl der Menschen in Pflegeheimen steigen: um fast ein Drittel. In zehn Jahren werden laut Prognose rund 65.400 Menschen in Heimen vollstationär versorgt werden. Ende 2017 gab es aber nur gut 58.000 Plätze.

Sozialministerin Petra Köpping (SPD) bezeichnete das Thema Pflege als einen „Schwerpunkt“ ihrer Arbeit: „Der Freistaat will bessere Bedingungen für Pflegebedürftige und Pflegekräfte gleichermaßen.“ Sie will an Schulen für den Beruf werben und im Ausland Fachkräfte gewinnen. Köpping will auch für bessere Rahmenbedingungen sorgen. Unter anderem sollen Assistenzkräfte die Fachkräfte entlasten.

Zudem soll die Entlohnung steigen. Das Ministerium bekenne sich deshalb zum Flächentarifvertrag. Der muss aber auf Bundesebene ausgehandelt werden. Bessere Bezahlung hieße aber auch, „dass Pflege teuer wird, teurer als bisher“, so die Ministerin. Schon heute liegt der Eigenanteil für einen Pflegeheimplatz in Sachsen im Schnitt bei 1.279 Euro. Köpping will dafür sorgen, dass dieser gedeckelt wird. 

Großteil wird von Angehörigen betreut

Für viele Rentner ist der Eigentanteil schon heute zu hoch, und ihre Angehörigen müssen den Unterhalt bezahlen. Seit Januar gilt das aber nur noch, wenn sie mehr als 100.000 Euro brutto pro Jahr verdienen.

Schon jetzt wohnt ein Großteil der Pflegebedürftigen in den eigenen vier Wänden. Die meisten werden laut Statistischem Landesamt auch 2030 von ihren Angehörigen betreut: circa 105.000. Etwa 72.100 Personen werden dann ganz oder teilweise von einem ambulanten Pflegedienst betreut, das ist ein Fünftel mehr als heute.

Es gelte der Grundsatz „ambulant vor stationär“, so Köpping. Dafür sollen zum Beispiel Nachbarschaftshilfen gefördert und die Stellen in der Kurzzeitpflege erhöht werden. „Angehörige brauchen auch mal eine Pause“, sagt dazu Thomas Neumann vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen. Er fordert, auch die ambulanten Pflegedienste zu stärken. Vor allem im ländlichen Raum sei „die Vergütung für die Fahrtkosten viel zu gering“.

Insgesamt begrüßt Neumann die Maßnahmen zwar. Man müsse aber schauen, was davon in der Praxis ankommt.

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