Radebeul/Moritzburg. Ob bei einem gemütlichen Spaziergang am Sonntagnachmittag oder für eine sportlichen Wanderung – die Strecke durch den Lößnitzgrund bietet sich für beides bestens an. Allerdings haben viele die Wanderroute noch nicht entdeckt, vor allem Touristen finden selten dorthin. Damit sich das ändert, plant die Stadt jetzt einen Erlebnisweg von Radebeul bis nach Moritzburg mit Informations- und Spielstationen. Die Route soll zu einem Premium-Wanderweg werden.
Wo soll der Wanderweg entlangführen und welche Stationen sind geplant?
Offizieller Startpunkt ist der Bahnhof Radebeul-Ost. Von dort geht es vorbei an der Tourist-Information zum Karl-May-Museum. Interessierte können hier bereits den ersten Stopp einlegen. Außerdem ist ein Infopunkt geplant für Wanderer, die noch einen Abstecher zum Grab von Karl May machen wollen. Auf dem ersten Stück der Route sollen Spurensteine als Rätsel für Kinder verlegt werden, anhand derer sie den Weg finden müssen. Weiter geht es dann zum Augustusweg mit einer Infotafel über die Lößnitzlandschaft.
Der Weg führt vorbei an der Hoflößnitz und am Goldenen Wagen entlang. Auch hier soll es Infotafeln zum Weinbau geben. Abstecher sind vorher unter anderem zur Villa Agnes und zur Lößnitztalschenke möglich. Im Lößnitzgrund angekommen, werden die Wanderer zum Moritz-Ziller-Denkmal geführt und kommen am ehemaligen Gasthaus Flora vorbei, das ebenfalls eine Beschilderung bekommt.
Auf der Strecke sollen Rast- und Sitzplätze entstehen, die das Thema „Indianer“ aufgreifen, beispielsweise in Form eines Tipis und Bänken mit Totempfahl. Für Kinder sind Spielflächen am Lößnitzbach geplant. An den nächsten Infopunkten wird es um die Geschichte der Mühlen im Lößnitzgrund, um die Schmalspurbahn und – angekommen am Roten Haus – um die Brücke Künstler gehen. Auf Moritzburger Flur führt die Route weiter am Dippelsdorfer Teich entlang. Dort ist geplant, südöstlich des Teiches einen komplett neuen Wanderweg anzulegen. Bad Sonnenland soll als Gastronomieangebot eingebunden werden. Auch zur Teichlandschaft soll es einen Informationspunkt geben.
Auf dem letzten Stück der Strecke soll ein Planwagen als Rastplatz stehen sowie Informationstafeln zur Kleinkuppenlandschaft und zu Moritzburg. Vom Moritzburger Bahnhof aus können die Wanderer mit der Schmalspurbahn zurückfahren.
Was zeichnet einen Premium-Wanderweg aus?
Das Prädikat wird vom Deutschen Wanderinstitut verliehen, einem Zusammenschluss von Wanderexperten, die Qualitätsstandards für alles, was mit dem Wandern zu tun hat, erarbeiten. „Das Deutsche Wanderinstitut kümmert sich darum, dass in Deutschland und in den anderen europäischen Ländern wieder Wanderparadiese entstehen. Seit über zwanzig Jahren beschäftigen wir uns wissenschaftlich mit dem Thema Wandern, entwickeln neue Wanderideen, begutachten Wanderwege und vermitteln die in engem Verbund von Theorie und Praxis gewonnenen Erkenntnisse an die Fachwelt“, steht auf der Internetseite des Institutes.
Strecken, die von ihm zertifiziert sind, schaffen es leichter in spezielle Reiseführer, wie zum Beispiel die Plattform „Wanderbares Deutschland“. Genau das wollen Radebeul und Moritzburg erreichen, damit dieWanderroute gut vermarktet und unter Touristen bekannt wird.
Als Premium-Stadtwanderweg werden Strecken zertifiziert, die sowohl städtebaulich und touristisch etwas zu bieten haben, aber auch durch eine besondere Landschaft führen. Städtische und Naturerlebnissse sollen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, heißt es in den Richtlinien des Deutschen Wanderinstituts. Mindestens die Hälfte der Strecke muss auf naturnahen Wegen, also zum Beispiel im Wald oder über Wiesen, verlaufen.
Außerdem muss es auf der Route nutzerfreundliche Markierungen geben. Die Gemeinden planen eine dezente und naturnahe Beschilderung, etwa kleine Holzschilder oder Markierungen an Bäumen. Die Infotafeln sollen per App oder QR-Code abrufbar sein. Durch die Anbindung an die Schmalspurbahn sollen auch Wanderer angesprochen werden, die nur einen Teil der Strecke laufen möchten. Sie können beispielsweise schon ab dem Haltepunkt in Friedewald zurückfahren. Auf der gesamten Route soll der Weg trittsicher sein. Besonders im Lößnitzgrund muss der Weg deshalb, entsprechend der Anforderungen, saniert werden. Auch eine neue Brücke ist geplant.
Was kostet das Wanderweg-Projekt und wer bezahlt es?
Für den Ausbau des Wanderweges kooperieren Radebeul und Moritzburg. Ziel der Gemeinden ist es, eine Förderung durch das Programm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ des sächsischen Wirtschaftsministeriums zu bekommen. Denn alleine könnten die Gemeinden die geschätzten Kosten von 400.000 Euro nicht stemmen. Beim Gesamtpreis schlägt vor allem die neue Brücke im Lößnitzgrund zu Buche. Die Radebeuler Stadträte haben schon mehrheitlich zugestimmt. Die Kollegen in Moritzburg müssen noch abstimmen, danach soll Radebeul als federführende Kommune die Fördermittel beantragen.