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Lommatzsch verliert das Spencer-Hill-Festival

Die nächste Auflage des Fan-Treffens findet in Nordrhein-Westfalen statt. Bedeutet dies das endgültige Aus für Lommatzsch?

Von Jürgen Müller
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Wie aus dem Gesicht geschnitten: Jess Hill, der Sohn von Terence Hill, Spencer Hill Festival in Lommatzsch Ende August dieses Jahres. Solche Bilder wird es im nächsten Jahr in Lommatzsch nicht geben.
Wie aus dem Gesicht geschnitten: Jess Hill, der Sohn von Terence Hill, Spencer Hill Festival in Lommatzsch Ende August dieses Jahres. Solche Bilder wird es im nächsten Jahr in Lommatzsch nicht geben. © Claudia Hübschmann

Lommatzsch. Im Fußball nennt man es einen Hattrick, wenn ein Spieler innerhalb einer Halbzeit hintereinander drei Tore erzielt, ohne das ein Akteur der eigenen oder der gegnerischen Mannschaft in dieser Zeit ins Tor trifft. Vor einer Art Hattrick stand auch Lommatzsch. Nachdem das Spencer-Hill-Festival zweimal hinter einander in Lommatzsch stattfand, war die dritte Auflage für das Jahr 2020 fest gebongt. Doch daraus wird jetzt nichts.

Immerhin konnte der Veranstalter des offiziellen Bud-Spencer- und Terence-Hill-Fantreffen mit 8.000 beziehungsweise 9.000 Besuchern gute Zahlen erreichen. Trotzdem: Das Fantreffen wird im nächsten Jahr im Safariland Stukenbrock in Nordrhein-Westfalen stattfinden.

Laut Veranstalter Michael Maaß hat man damit die perfekte Location gefunden um das Festival-Thema „Das Krokodil und sein Nilpferd“ gebührend zu würdigen. „Wir stießen bei den Safariland-Betreibern genauso auf offene Ohren wie bei Terence Hill selbst, der im nächsten Jahr sogar die Schirmherrschaft des Festivals übernehmen wird“, verkündet Maaß.

In Lommatzsch hält sich die Begeisterung für diese Entscheidung verständlicherweise in engen Grenzen. Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) spricht zwar von einem großen Verlust, nimmt die Entscheidung aber mit Fassung auf. „Es hat sich abgezeichnet, dass das nächste Treffen nicht in Lommatzsch stattfindet. Dafür ist das Thema des Treffens viel zu aufwendig“, sagt sie. Und räumt ein, dass die Stadt für stark steigende Besucherzahlen einfach nicht gerüstet sei. Als Stadt sei man nicht in der Lage, selbst ein solches Festival zu veranstalten. Durch das Festival habe die Stadt eine Image-Werbung bekommen, die sie sonst nicht erhalten hätte. Vereine, die die Veranstaltung mitgestaltet haben, und Gewerbetreibende hätten profitiert.

Doch was sind die Gründe, dass das Treffen nicht mehr in Lommatzsch stattfindet? Veranstalter Michael Maaß, sonst sehr auskunftsfreudig, ist bei dieser Frage ziemlich wortkarg. „Das Safariland passt kaum besser zum Filmthema 2020, daher wurde die einmalige Chance ergriffen“, teilt er kurz mit. Man habe auch in Sachsen nach einem passenden Ort für das Thema „Das Krokodil und sein Nilpferd“ gesucht, beispielsweise im Dresdner Zoo. Das sei aber aus Platzkapazitäten gescheitert.

Noch mehr Gründe für Safaripark

Wer auf die Homepage schaut, kann aber noch weitere offene oder verdeckte Gründe erkennen. „Wir stießen bei den Safariland-Betreibern genauso auf offene Ohren wie bei Terence Hill selbst, der im nächsten Jahr sogar die Schirmherrschaft des Festivals übernehmen wird“, heißt es dort. Vor allem aber: „Das insgesamt 65 Hektar große Gelände bietet den SpencerHill-Fans völlig neue Möglichkeiten mit seinen über 30 aktiven kostenfreien Fahrgeschäften, der Safarirundfahrt vorbei an 600 Wildtieren und der größten Spencer-Hill-Movieparade aller Zeiten, die einmal quer durch den Park führen wird.

Ein großes Fancamp vor den Toren vom Safariland ermöglicht Übernachtungen von bis zu 3.000 Fans vor Ort. Außerdem stehen zahlreiche Hotelbetten im Umkreis von 15 Minuten Fahrzeit zur Verfügung. Das neue Erlebnisresort im Safariland selbst hat 208 Betten“, heißt es auf der Seite.

Hinzu kommt offenbar die zentralere Lage des Veranstaltungsortes, vor allem aber die bessere Erreichbarkeit. Lommatzsch hingegen ist mit dem Zug überhaupt nicht zu erreichen, und auch die Busverbindungen sind mäßig und für einen solchen Besucheransturm überhaupt nicht gerüstet. Also bleibt nur die Anreise mit dem eigenen Auto. Doch auch das ist problematisch. Es gibt nicht genug Parkmöglichkeiten in und um Lommatzsch. 

Besucher überfordern Lommatzsch

Bei der ersten Auflage 2018 kam es zu einem regelrechten Verkehrschaos, in diesem Jahr war es besser geregelt, auch weil mehr Parkplätze ausgewiesen wurden. Bei einem zu erwartenden noch größeren Besucheransturm wäre das kleine Lommatzsch wohl überfordert. Schon jetzt kamen fast doppelt so viele Besucher, wie die kleine Stadt samt ihrer 37 Ortsteile Einwohner hat.

Ist die Aussicht für die Stadt, in der Terence Hill einige Jahre seiner Kindheit verbrachte, damit verloren, jemals wieder das Festival auszurichten? Auch hier weicht Michael Maaß aus: „Ob das Festival zurückkommt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden“, sagt er. Eine Zusage sieht anders aus. Nichts mehr da von der Aussage, man wolle Lommatzsch dauerhaft zum Mekka der Fans von Terence Hill und Bud Spender machen. Der Veranstalter ist offenbar von der großen Resonanz der letzten beiden Veranstaltungen überrascht worden, will nun weiter wachsen und noch mehr Geld verdienen. Dafür ist Lommatzsch offenbar zu klein geworden.

Und was wird nun aus dem Terence-Hill-Museum, das in diesem Jahr mit großem Pomp und Trara in Lommatzsch eröffnet wurde? „Das Terence Hill Museum bleibt auch 2020 in Lommatzsch, und es gibt Planungen für kleinere Erweiterungen, damit nach der Winterpause einiges geboten werden kann“, so Michael Maaß. Was nach 2020 mit dem Museum passiert, lässt er offen.

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